Politiker glauben fest daran, dass es nur materielle Probleme gibt, die sich mit Geld lösen lassen. Die größte Krise der Gesellschaft fällt nicht in die Kategorie. Wenn die Elite das nicht begreift, wird sie fortgespült werden
Es gibt, wie es in der Sphäre routinierter Geschwätzigkeit heißt, ein neues Narrativ. Kaum ein Politikerinterview, kaum eine Bundespräsidentenrede kommt ohne den Appell aus, jetzt brauche es mehr „Zusammenhalt“ in der Gesellschaft.
In der öffentlichen Debatte behaupten Aktivisten, es sei unmöglich, das Alter von Migranten zu bestimmen. Die Behauptung basiert auf systematischer Tatsachenverdrehung
Nach dem Tod der 15-jährigen Mia aus Kandel treten fast täglich Fachleute in den Medien auf, die sich zur forensischen Altersbestimmung von minderjährigen Asylbewerbern äußern. Am angeblichen Alter von Mias mutmaßlichem Mörder Abdul M., der 2016 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling (UMF) illegal nach Deutschland eingereist ist, bestehen erhebliche Zweifel.
In den öffentlich-rechtlichen Medien loben und beglückwünschen sich die Hierarchen gern gegenseitig. Zum 40. Jahrestag der Tagesthemen verfasste der Vize-Chefredakteur der Tagesschau Marcus Bornheim gerade ein überschwängliches Lob auf die Abendsendung („nach 40 Jahren immer noch so wichtig“).
Ich arbeite als Amtsvormund für minderjährige Flüchtlinge. Nachdem mir auffiel, dass immer mehr meiner Mündel straffällig wurden, entwickelte ich den Plan, den Jugendlichen Informationen zu geben, welche Normen und Werte hier in Deutschland gelten, welche Konsequenzen es für sie hat, wenn sie sich nicht daran halten. Nicht nur im straf-, sondern auch im asylrechtlichen Sinne. Dies wurde von der Amtsleitung abgelehnt, mit Hinweis darauf, dass die Betreuer der Jugendhilfe dies zu tun hätten, weil sie dafür bezahlt werden. Die Teamleitung, die selbst keine Vormundschaften ausübt, die Jugendlichen i.d.R. nicht kennt, schloss sich widerstandslos der Auffassung der Amtsleitung an, ergänzt um die Aussage, dass ein Vormund keinen erzieherischen Auftrag habe. Anzumerken ist, dass der Vormund ausschließlich die Interessen des Mündel zu beachten hat, und die Fachaufsicht darüber, ob die Vormundschaft im Interesse des Jugendlichen ausgeübt wird, hat das Amtsgericht.
Da ich es sehr wohl im Interesse meiner Mündel sah, dass sie um die hiesigen Werte und Gesetze wissen, plante ich trotzdem für die Themen “Umgang mit Mädchen/ Sexualität,” ” Religion” und “Ehre.” Die Teamleitung war empört, als sie mitbekam, dass ich entgegen der mündlichen Anweisung der Amtsleitung (und natürlich ihrer) handelte, mit der Konsequenz, dass ich nur das erste Thema mit den Mündeln bearbeiten konnte, weil mir gegenüber eine Abmahnung ausgesprochen wurde.
Worauf ich letztlich hinaus will, ist, dass auf allen Ebenen viel gequatscht wird von Integration, aber i.d.R. damit Sprache und eigenes Einkommen gemeint ist, und die Verantwortung für die darüber hinausgehende, eigentlich notwendige Vermittlung von Werten, Normen und Traditionen hin- und hergeschoben wird, und dann eben auch an einer Amts- und Teamleitung (erstmal) scheitert. Die Konsequenzen tragen dann Mädchen und Frauen, und die, die vorher nur von Integration geredet haben, entschuldigen das Verhalten der Muslime dann mit mangelnden Kenntnissen. Sowohl das Verhalten der Muslime, aber auch das Verhalten der “Nur Redenden” ist für mich unentschuldbar!
Die Publico-Redaktion wünscht allen Lesern ein gutes 2018, in dem sich hoffentlich der eine oder andere Wunsch erfüllt und sich manche Sorgen zumindest verkleinern. Dem Wunsch nach mehr Medienvielfalt ist Publico schon seit seinem Start am 6. November 2017 entgegengekommen, offenbar einigermaßen erfolgreich, denn die Neujahrswünsche gehen an eine schnell gewachsene Leserschaft. Bis zum 31. 12. 2017 hatte das Onlinemagazin insgesamt 131 127 Leser erreicht, die 563 081 Seiten abgerufen haben. Die bisher höchste Frequenz an einem Tag – dem 29. Dezember – lag bei 17 569 Seitenabrufen.
Durch die kleineren und größeren finanziellen Beiträge der Leser in Deutschland, der Schweiz und Österreich kann sich Publico weiter entwickeln, und trotzdem auf Bezahlschranken und Werbung komplett verzichten. Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben. Gelegentlich weisen Kollegen aus dem Medienbetrieb darauf hin, dass es riskant sei, sich dauerhaft von freiwilligen Überweisungen der Leser abhängig zu machen. Sie übersehen, dass Mediennutzer – vom speziellen Fall des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einmal abgesehen – generell freiwillig zahlen. Bei den etablierten Bezahlmodellen wird der Preis nur im Voraus verlangt. Mir und den anderen Publico-Autoren erscheint es als der bessere Weg, journalistische Inhalte anzubieten und auf die Wertschätzung der Leser zu vertrauen. Vermutlich wird dieses Modell sich in Zukunft für viele neue Medien durchsetzen, während Anbieter in Schwierigkeiten kommen, die von vorn herein eine pauschale Kaufbereitschaft erwarten. Was übrigens nicht ausschließlich, aber auch eine Frage des Inhalts ist. Denn die gegenwärtige Medienkrise ist keine Krise der Nachfrage, sondern des Angebots.
Ab dem kommenden Wochenende wird übrigens der kurzzeitig unterbrochene Wochenrückblick wieder erscheinen.
Vor einigen Wochen erschien in einer Berliner Zeitung der Text eines nach Deutschland eingewanderten arabischstämmigen Akademikers, der schildert, wie ihn andere in S- und U-Bahn misstrauisch anstarren. Bis ihm aufging: das Misstrauen der anderen verflüchtigte sich prompt, wenn er mit seiner Frau und den Kindern unterwegs war. Auch, wenn er allein seine Kinder am Spielplatz hütete: kein vorsichtiger oder ängstlicher Blick.
Die politischen und medialen Eliten würden Tötungsfälle wie in Kandel am liebsten übergehen. Was sie dann doch verlautbaren, sagt mehr über sie aus, als ihnen lieb sein kann
Von Karl Kraus stammt der schöne Begriff der Tonfallstricke.
Am liebsten würden Politiker und öffentlich-rechtliche Medienverantwortliche gar nicht über die Tötung eines 15jährigen Mädchens im rheinland-pfälzischen Ort Kandel durch einen afghanischen Migranten sprechen. Da sich in dem Fall allerdings ein seit 2015 wiederkehrendes Muster zeigt und ihn deshalb viele Endverbraucher der Politik für exemplarisch halten, kommen Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien und Politiker nicht umhin, doch etwas zu meinen. Wobei der Tonfall die Musik macht.
Deutschland erlebt eine Gewaltepidemie, die von jungen muslimischen Einwanderern ausgeht. Das Beschweigen der kulturellen Gründe durch die Medien hat etwas Gespenstisches. Das Thema gehört 2018 ganz oben auf die öffentliche Agenda
An einer Nachricht ist auch aufschlussreich, was sie auslöst. Und was sie nicht auslöst. Welche Spur sie in der medialen Öffentlichkeit hinterlässt. Welche Zusammenhänge diese Sachwalter des Öffentlichen herstellen. Und welche sie nicht herstellen.
Wie holt man das Einverständnis des Partners ein? Ein althochdeutsches Gedichtbruchstück, wohl aus dem zehnten Jahrhundert, gibt darauf eine schöne Antwort:
Über nichts wissen führende SPD-Politiker so gut Bescheid wie über die künftige Rolle ihrer Partei. An ihren ständigen Wortmeldungen zur jeweils aktuellen Gefühlslage kann es also nicht liegen, wenn die Bedeutung der SPD noch schneller schrumpft als der Magen von Sigmar Gabriel. Eine Wanderung durchs Jahr mit Sozialdemokraten und einem riesigen Rucksack voller roter Linien.
Es ist spät geworden in der sehr kleinen Publico-Redaktion. Wir ahnen: Wer jetzt kein Geschenk hat, kauft auch keins mehr. Außer vielleicht für sich selbst.
Weihnachten, Fest der Liebe. Und wie jedes Jahr prasselt von allen Seiten die Frage: „Was wünschst du dir?“ auf mich ein. Früher pflegte ich als Filmjunkie zu entgegnen: „Die Sonnenbrille von John Nada!“
In seinem Buch „Das Blöken der Wale. Die Linke und der Kitsch“ fächert Gerhard Henschel viele Kapitel auf. Aber es gibt, von heute besehen, eine Lücke: Zu „Linke und Weihnachten“ finden sich nur Marginalien. Damals, 1998, war das auch angemessen. Heute ist es ein eigenes Großthema. Mit der Unvermeidlichkeit von Whams „Last Christmas“ versorgen die Politiker des Guten in den vierzehn Tagen vor Weihnachten die Öffentlichkeit mit ihrem Klingelsound. George Michael ist wenigstens gleichmäßig schlimm. Die Linken steigern sich mit ihrem Weihnachtskitsch von Jahr zu Jahr.
Kippte das Karlsruhe gerade den Numerus Clausus für das Medizinstudium? Nein, sagt Gastautorin Marisa Kurz. Und das ist auch gut so. Sie hat sich das Urteil genauer angesehen
Das Bundesverfassungsgericht hat an diesem Dienstag verkündet, dass die Studienplatzvergabe für Medizin in Teilen verfassungswidrig ist. Bis Ende 2019 müssen Bund und Länder neue Regelungen schaffen.
Das höchste Gericht hatte sich mit der Frage beschäftigt, ob das Grundrecht auf freie Wahl des Berufs und der Ausbildungsstätte durch die strengen Zulassungsbeschränkungen zum Medizinstudium eingeschränkt wird. Geklagt hatten zwei abgelehnter Bewerber; das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen reichte den Fall nach Karlsruhe weiter.
Der Stern und Sachsen – das ist eine lange Geschichte, die immer nach den gleichen Mustern und in vielen Fortsetzungen abläuft. Ungefähr wie „Der Rosarote Panther“, nur entschieden weniger lustig. Im Fall des Magazins aus Hamburg bemühen sich journalistische Detektive in jeder Folge, sächsische Nazis ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren.
Die Vorbereitungen für die Feste laufen auf so genannten Hochtouren, vor allem auf das Silvesterfest, das dank Urlaubssperre für die Polizei und schon jetzt mobilisierter Hundertschaften leger und entspannt zu werden verspricht. Um die Sicherheit noch über das normale Maß zu steigern, will die Stadt Köln an Frauen, die an diesem Tag partout in die Öffentlichkeit möchten, weiße Handgelenkbänder ausgeben.
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue zählt zu den weniger bekannter Hierarchen der öffentlich-rechtlichen Sender. Im November wandte er sich via dpa an eine größere Öffentlichkeit, um eine wichtige Botschaft vorzutragen: Ab 2020, verkündete Raue, bräuchten ARD, ZDF und seine Radiostation wieder mehr Geld – sonst drohten „Einschränkungen“ im Sendebetrieb. Die Gebühr von monatlich 17,50 Euro, die jeder Haushalt in Deutschland für den Betrieb der Anstalten zahlt, würden bald zur Finanzierung nicht mehr reichen.
Der neue Welt-Ungleichheitsbericht enthüllt: nirgends sind Einkommen so ungleich verteilt wie im Nahen Osten. Die Agitation gegen Israel dient arabischen Staaten vor allem zum Übertünchen ihrer sozialen Widersprüche
Im „Bericht zur Weltungleichheit 2018“ gibt es eine Zahl, die den Dauerkonflikt der arabischen Staaten mit Israel plötzlich in sehr klares Licht stellt. Ein internationales Forscherteam, koordiniert unter anderem von dem französischen Ökonomen Thomas Piketty („Das Kapital im 21. Jahrhundert“) untersuchte, wie gleich (beziehungsweise ungleich) sich das Einkommen in verschiedenen Weltgegenden innerhalb der Länder verteilt.
Spätestens, seit die damalige Stern-Autorin Laura Himmelreich 2013 enthüllte, der FDP-Politiker Rainer Brüderle habe ihr irgendwann 2012 um Mitternacht an der Bar ein Kompliment zu ihrer Oberweite gemacht, gilt der „Stern“ als Fachblatt für den Kampf gegen Sexismus. Im Zuge der #MeeToo-Kampagne, die anzügliche Bemerkungen, Auf-den-Po-Starren und körperliche Übergriffe zu einem Cocktail zusammenrührt, fühlte sich auch der Stern in seiner Kernkompetenz herausgefordert.