Jeremy Corbyn, der Vorsitzende der britischen Labour-Partei, ist kein Freund Israels. Damit ist er in seiner Partei nicht allein: Gegner des jüdischen Staates gibt es auch und gerade unter Linken viele. Doch eines unterscheidet Corbyn von den meisten Israel-Hassern: Anders als diese legt er keinen Wert auf die Feststellung, er habe doch jüdische Freunde.
„Israel sucht Freiwillige, die Jagd auf Flüchtlinge machen“, meldete Bento, das Schüler-Medium von Spiegel Online, am 29. Januar. Zwar ist im Spiegel und erst Recht auf Spiegel Online selten etwas Ausgewogenes über Israel zu lesen – aber dieser speziell für junge Leser gemixte Beitrag ging über alles bisher Übliche hinaus. Israels Regierung, so hieß es im Text, suche „übereifrige Zivilisten“, die für Geldprämien gewissermaßen als Bürgerwehr Flüchtlinge „jagen“ sollen.
Zu den Terminen, die uns das Jahr gliedern, gehört das Weltwirtschaftsforum von Davos. Das ist sehr exklusiv, eine Schau solide gepanzerter Wagen. Die amerikanische Präsidentenentourage fliegt sogar, einem Schweizer Kollegen mit privilegiertem Beobachterstatus zufolge, eigenes Benzin für den Limousinenfuhrpark ein. Von diesem Brimborium einmal abgesehen handelt es sich beim Treffen in den Schweizer Bergen um eine Art Touristikmesse für globale Investoren. Jeder Staatschef versucht, sein Land so gut wie möglich anzupreisen.
Jörg Thadeusz ist Moderator beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB); er betreibt für die ARD-Anstalt die politische Gesprächssendung „Thadeusz und die Beobachter“. In der vergangenen Woche tauchte der RBB-Mann bei Maybrit Illner als Diskutant auf, es ging um Donald Trump, der, wie Thadeusz darlegte, „in aller Welt lächerlich dasteht“. Die AfD-Wähler, denn auch um die ging es am Rande, nannte er in der in der Sendung „Wendeverlierer“.
In Berlin soll erstmals ein Kunstwerk aus Gründen der politischen Korrektness zerstört werden. Der Fall ist exemplarisch: die Linke verwandelt sich gerade in eine Sekte
Die Chancen stehen gut, dass ein kurzes Gedicht eines 93jährigen Autors zum bekanntesten lyrischen Text Deutschlands wird. Vielleicht ist er es ja schon. An der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf steht – noch – das Gedicht „Avenidas“ von Eugen Gomringer:
Avenidas/ avenidas y flores/ flores/ flores y mujeres/ avenidas/ avenidas y mujeres/avenidas y flores y mujeres y/ un admirador“
(Alleen/ Alleen und Blumen/ Blumen/ Blumen und Frauen/ Alleen/ Alleen und Frauen/ Alleen und Blumen und Frauen und/ ein Bewunderer).
Ja, der SPD geht es schlecht. Kommt demnächst ein Generationswechsel, dann wird es ihr noch viel schlechter gehen. Das Projekt 10 Prozent ist keine Utopie mehr
Wer sich die Bilder vom Präsidium des Bonner SPD-Parteitages noch einmal anschaut, den Schlussmoment, als Martin Schulz, Andrea Nahles, Thorsten Schäfer-Gümbel und viele andere Unbekannte nach der Entscheidung für eine dritte Koalition mit Merkel „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“ sangen, der sieht die Gesichter einer müden Führung, von der nichts mehr ausgeht, noch nicht einmal etwas Negatives.
Einige Abgeordnete des deutschen Bundestages sprechen ab und zu mit Vertretern von Facebook. Die Tatsache an sich ist harmlos: ein normaler Kontakt zwischen Volksvertreter und Unternehmen. Nach Publico-Informationen teilten Facebook-Mitarbeiter einem Parlamentarier in einem solchen Gespräch mit, dass im Auftrag des sozialen Netzwerks auch nach Deutschland eingewanderte Syrer gepostete Inhalte kontrollieren und gegebenenfalls löschen sollen, und zwar speziell Beiträge in Arabisch und solche mit radikalislamischen Bezügen.
Es heißt immer: je älter man wird, desto schneller kommt einem der Lauf der Zeit vor. Auch diese Gewissheit ist von Donald Trump pulverisiert worden. Wie alle anderen Gewissheiten. Ein Jahr Trump, das ist eine Ära, eine Epoche, ein Passionsweg. Das sind, zumindest in den deutschen Redaktionen, zwölf Monate in Erwartung des Impeachments für die jeweils nächsten vier Wochen.
Wer gestern das Gespräch Sandra Maischbergers mit dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz gesehen hatte – und das waren offenbar relativ viele Zuschauer – der sollte unbedingt eins tun: auch noch einmal die letzten Gespräche Anne Wills mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ansehen. Oder sie sich zumindest noch einmal ins Gedächtnis rufen. Aber zum direkten Vergleich später.
Zum Anfang eines jeden Jahres vollzieht sich ein politisches Hochamt: die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ wählt das „Unwort des Jahres“. Zuverlässig findet sich das Ergebnis einen Tag nach der Ziehung in sehr vielen Medien wohlwollend bis neutral berichtet wieder. Denn aus Sicht der gutmeinenden Journalisten geht bei dieser Kür dank der Jury nie etwas schief.
Ab und zu kann Jakob Augstein in Maßen unterhaltend sein. In der Regel beabsichtigt er diese Wirkung nicht. Aber bei der Lektüre seiner neuesten Spiegel-Kolumne stellt sie sich ein. Augstein prangert dort ein innenpolitisches Thema zentraler Relevanz unter der Überschrift „Deutsche Kindersoldaten“ an.
In Deutschland greifen medienaffine Mädels zum medienwirksamen Aufschrei, wenn alte weiße Männer harmlose Anzüglichkeiten von sich geben oder altmodisch gutgemeinte Komplimente machen. Neuerdings bejubeln sie auch ein „drittes Geschlecht“, was frau praktischerweise der Unbequemlichkeit enthebt, sich über ein gedeihliches Verhältnis zwischen Mann und Frau Gedanken zu machen. Sicher doch: Wenn alle weder Mann noch Frau sind, ist die Welt ein Paradies.
Der Branchendienst Meedia kündigte am Donnerstag schon in seiner Überschrift die Geschichte eines schweren internationalen Konflikts an: Die ARD gegen Polen.
Und weiter: „Die ARD-Korrespondentin Annette Dittert sieht sich nach einer kritischen Doku bei Arte Hetze durch höchste Regierungskreise in Polen ausgesetzt.»
Das österreichische Meinungsforschungsinstitut Marktagent aus Baden bei Wien fragte vor kurzem mehr als 630 deutsche und österreichische Journalisten nach ihren Wünschen, Vorlieben und ihrem Berufsverständnis. Das Ergebnis stellte das Institut am 10. Januar 2018 vor. Ein paar Resultate haben eher impressionistischen Charakter: etwa, dass der Wunscharbeitgeber Nummer eins die Hamburger „Zeit“ wäre und der Wunsch-Interviewpartner Kim-Jong Un.
Die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz, bislang parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, soll neue Gesundheitsministerin werden. Widmann-Mauz hat ihr Jurastudium nach acht Jahren ohne Abschluss beendet. Darüber hinaus bringt sie eine wichtige medizinische Qualifikationen mit: 2017 amtierte sie als Schirmherrin des homöopathischen Weltärztekongresses in Leipzig.
Die Bilanz nach einer Woche Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist beachtlich. Gelöscht wurden unter anderem ein Tweet (und vorübergehend auch der Account) der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch, die sich über einen in arabisch gehaltenen Neujahrsgruß der Kölner Polizei aufregte, weiterhin das Twitterkonto des Satiremagazins Titanic, das sich über von Storchs Tweet lustig machte.
Wir müssen ein wenig zurückgreifen, nämlich bis zur Silvesteransprache von Dr. Angela Merkel. Dort redete die Kanzlerin erwartungsgemäß nicht nur über große Dinge („Dabei kann der Leitgedanke der Sozialen Marktwirtschaft, dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Zusammenhalt zwei Seiten einer Medaille sind, auch in der Zeit des digitalen Fortschritts unser Kompass sein“), sie sprach auch mikrosoziologische Verhältnisse an: „Es gibt zu viele Menschen, …die nicht mit dem Tempo unserer Zeit mitkommen. Die sich sorgen, dass es zu viel Kriminalität und Gewalt gibt“.