– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

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Der gefährliche Schwule

Linke attackieren ausgerechnet den homosexuellen Autor David Berger als „homophob“ – wegen seiner Kritik am Islam

Von Alexander Wendt / / hausbesuch / 11 min Lesezeit

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Kann ein männerliebender Mann im bunten Deutschland der Gegenwart mit irgendeiner öffentlichen Äußerung einen Skandal auslösen? Klar kann er das. Es ist noch nicht einmal schwer.

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Mit kühlem Blick von der Insel

Der britische Publizist Rupert Darwall hat nach den totalitären Wurzeln der grünen Ideologie gegraben. Demnächst erscheint sein Buch auch in Deutschland

Von Alexander Wendt / / hausbesuch / 12 min Lesezeit

In seinem Browstone House mit dezent verwildertem Garten in Kentish Town, London, lebt ein Autor, der in Deutschland noch völlig unbekannt ist, ganz im Gegensatz zu seiner Heimatinsel und den USA. Demnächst wird Rupert Darwall allerdings nicht mehr ganz unerkannt nach Berlin, Frankfurt und München reisen (bisher hauptsächlich, um dort Opern zu hören). Denn sein Buch „Green Tyranny Exposing The Totalitarian Roots Of The Climate Industry Complex

erscheint demnächst auf Deutsch. Eigentlich ist es eine Recherche, die er vor allem für ein deutsches Publikum verfasst hat: sie handelt, wie schon im Untertitel angedeutet, von den totalitären Wurzeln der weltweiten grünen Bewegung. Und diese Wurzeln entdeckt Darwall vor allem in Deutschland, genauer, er gräbt sie aus. In der Bewegung und schließlich der Partei steckte nämlich von Anfang an eine ziemlich starke Blut-und-Boden-Beimischung: Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörte etwa der Landwirt Baldur Springmann, ehemals SA- , SS- und NSDAP-Mitglied, der mühelos Ökolandbau, Mutter-Gaia-Esoterik und Club of Rome-Alarmismus miteinander zu verbinden verstand. Eine bizarre Ausnahme war Springmann nicht; Werner Vogel, 1983 Grünen-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen für die Bundestagswahl, hatte vor 1945 als SA- und NSDAP-Kader im Reichsinnenministerium Karriere gemacht. Er stand nach der Wahl kurz davor, Alterspräsident des Bundestages zu werden, wenn seine Biografie nicht kurz vorher aufgeflogen wäre. Auf sein Bundestagsmandat verzichtete er, blieb aber Parteimitglied. Die spezielle Mischung aus Antitechnizismus, einem quasireligiösen Naturbegriff und einem Sendungsbewusstsein weit über die deutschen Grenzen („Vorreiter“) entstanden mit der Grünen-Gründung 1980 also nicht voraussetzungslos. Von der Bundesrepublik wiederum breitete sich diese Erlösungsideologie nach und nach auf andere westliche Länder aus. Heute gehört dieses Sediment der Bewegungsgeschichte selbstredend zu den Themen, die ihre Anhänger tief unten im Giftschrank lagern.

Am meisten interessiert sich Darwall für die Technik, Kritikern der grünen Ideologie – etwa des exzessiven Windradausbaus und der Antiatom-Bewegung – nicht argumentativ zu begegnen, sondern sie moralisch zu brandmarken und damit zum Schweigen zu bringen. Die deutsche Ausgabe seines Buchs trägt konsequenterweise den Titel „Das Grüne Reich“, 2018 soll sie auf den Markt kommen.

Im englischsprachigen Raum gehört Rupert Darwall schon zu den bekannten liberal-konservativen Publizisten, die – anders als in Deutschland – auch in traditionellen Medien schreiben. Der frühere Banker und politische Berater ist regelmäßig Autor des Spectator, des Wall Street Journal und veröffentlicht im National Review. Sein Buch „The Age Of Global Warming – A History“, erschienen 2013, gehört zu den besten nüchternen Bestandsaufnahmen des Klima-Alarmismus.

Mit Deutschland verbindet ihn schon lange eine amour fou zur klassischen Musik. Und deshalb beginnt das Gespräch in seinem Wohnzimmer erst einmal nicht mit der deutschen Energiewende und Angela Merkel, sondern der Aufführung von Hayns 82. Sinfonie am Abend vorher in der Royal Albert Hall. „Viel zu lasch dirigiert“, findet der Hausherr, und legt eine CD mit einer deutlich schmissigeren Version ein. Überhaupt ist Darwall frei von Ressentiment. Er analysiert stets nüchtern-freundlich und mit einem soliden Sachverstand, egal, ob es um Musik oder Ökonomie geht.

An Merkels Deutschland fasziniert ihn, wie jährlich mittlerweile fast 30 Milliarden Euro in den exzessiven Ausbau der Wind- , Biogas- und Solarenergie gesteckt werden, was bisher nur den Strompreis nach oben jagt, aber den CO2-Ausstoß nicht im mindesten drosselt. Und dass die (deutsche) Presse Angela Merkel trotzdem als „Klimakanzlerin“ feiert. „Es ist erstaunlich, wie sie damit durchkommt“, meint er.

Auf seine Buchvorstellung im Mutterland der Grünen freut er sich schon. Sein Plan für die nächsten Monate: „Ich werde ein bisschen Deutsch lernen müssen.“

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