– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

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Publico: Aktueller Bericht aus Karl-Marx-Stadt

Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 11 min Lesezeit

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Vor Kurzem benutzte Angela Merkel für die Demonstration in Chemnitz am vergangenen Sonntag den Begriff „Zusammenrottung“. Dem einen oder anderen ostdeutsch Sozialisierten dürfte diese Wendung bekannt vorkommen. Genau so wie die Tonlage etlicher Medienberichte und sonstiger Politikerkommentare. Zu Recht.

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Wochenrückblick: etwas später

Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 1 min Lesezeit

Liebe Publico-Leser, wegen aktueller Recherchen zu dem aktuellen Fall der Berliner Regierungssprecherungssprecherin Sünder, den Recherchen zu ihrem Lebenslauf und dem Wert der Pressefreiheit – siehe «Berlins Sünder-Fall» in Publico vom 17. August – verzögert sich der übliche Wochenrückblick bis Montag Nachmittag.

Herzlichen Dank für das Verständnis.

– Alexander Wendt

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Leserbrief des Monats

Von Redaktion / / spreu-weizen / 9 min Lesezeit

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Zu dem, was Alexander Wendt in seinem «Höhlengleichnis für Fortgeschrittene» anmerkt, paßt ganz wunderbar ein Text aus der Tragödie «Die Schutzflehenden» des Aischylos (ca. 463 vor Christus). Er gibt, aus ferner Vergangenheit zu uns Heutigen sprechend, eine überzeugende, sofort einleuchtende Antwort auf die sehr aktuelle Frage: Wie sollen sich Asylsuchende im fremden Land benehmen?

Danaos, Herrscher von Libyen, hatte 50 Töchter, sein Bruder Aigyptos, Herrscher von Ägypten, 50 Söhne. Aigyptos erstrebte den Sturz seines Bruders und die Herrschaft auch über Libyen. Er wollte deshalb die Heirat seiner 50 Söhne mit ihren 50 Cousinen erzwingen.
Danaos floh nun mit seinen 50 Töchtern, den Danaiden, nach Argos und bat dort den König Pelasgos um Asyl. Er war sozusagen ein politisch Verfolgter, und den Danaiden drohte die Zwangsheirat.

Kurz bevor Pelasgos eintraf, um die Geflüchteten anzuhören, gab Vater Danaos seinen Töchtern den folgenden Rat: Setzt euch auf den Altarhügel der Stadt mit wollumwundenen Zweigen in der linken Hand. (Diese Zweige waren das Zeichen schutzsuchender Flüchtlinge.)

Ab jetzt zitiere ich wörtlich (Verse 194 – 203 / Übersetzung von Oskar Werner):

In züchtger, klagender, dringlicher Rede gebt
Den Fremden Antwort, wie’s Schutzflehenden geziemt,
Deutlich darlegend eure blutschuldfreie Flucht.
In eurer Stimme liege nichts von dreistem Ton,
Nichts Eitles zeige sich auf dem mit keuscher Stirn
Geschmückten Antlitz und im Auge voller Ruh!
Werdet nicht vorlaut noch auch zögernd, schleppend im
Gespräch! Weckt solche Art doch Mißgunst nur und Haß.
Lernt euch bescheiden! Arm seid, fremd, landflüchtig ihr;
Ein keckes Mundwerk ziemt sich für die Schwächern nicht.

Die Töchter (sie bilden den Chor) verstehen und würdigen das (204 – 206):

Verständig, Vater, zu Verständigen redest du.
Bewahren will ich im Gedächtnis, was du mir
Sorglich geraten …

Das waren eben junge Frauen. So manche junge Männer, die heute als Schutzflehende „zu uns kommen“, würden die Worte des Danaos wohl kaum sonderlich beeindrucken …

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