– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

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Allerechtester Hitler

AfD-Chef Gauland soll beim Führer abgeschrieben haben. Fast jedenfalls.

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 27 min Lesezeit

Als die Frankfurter Allgemeine am 6. Oktober einen Beitrag des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland in ihrer Rubrik „Fremde Federn“ veröffentlichte, schien – hier passt die Journalistenstanze wirklich – der Skandal perfekt. War er aber nicht. Perfekt wurde er erst, als ein Twitternutzer namens znuznu entdeckte, dass eine kurze Passage aus dem Gauland-Text mit dem Titel „Warum muss es Populismus sein?“ eigentlich von Adolf Hitler stammte. Beziehungsweise von ihm hätte stammen können. Oder ihm jedenfalls nicht völlig unähnlich sah.

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Sachsens Ex-Innenminister Heinz Eggert: „Der Stern lügt.“

Westdeutsche Medien und der Osten – eine Obsession, die nicht endet

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 29 min Lesezeit

In seiner neuesten Ausgabe widmet sich der Stern und besonders sein Kolumnist Ulrich Jörges Sachsen – wieder einmal. In seinem Text belässt es Jörges nicht bei den in der Hamburger Redaktion üblichen Ausdrücken der kulturellen Verachtung für „das dunkelste Bundesland Deutschlands» („Stern“). Er stellt dieses Mal auch eine Tatsachenbehauptung über einen ehemaligen Politiker auf, den früheren Innenminister Heinz Eggert, 72. Jörges behauptet: „Das braune Milieu war schon aus der DDR hinübergeschwappt in die neue Zeit. Und Mitglieder des Kabinetts Biedenkopf, allen voran Innenminister Heinz Eggert, fanden es prickelnd, abends in Dresdner Kneipen der Neonazis zu verkehren.“

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Merkels Wort und Mediens Beitrag

Die Kanzlerin vermeidet jetzt das Wort „Hetzjagden“, tut aber so, als hätte sie nichts Falsches gesagt. Sie und große Teile der Medien verhalten sich in ihrer Patzigkeit synchron: sie sitzen im gleichen lecken Boot

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 33 min Lesezeit

Wie hätte eine verantwortliche Regierungschefin beziehungsweise ein Regierungschef nach den Ereignissen des 26. August reagiert? Sie oder er hätte selbstverständlich die Hitlergrüße verurteilt, die etwa ein Dutzend Leute in Chemnitz an diesem Tag aus einer Demonstration von 800 Bürgern gezeigt hatten, einer Spontandemonstration, nachdem eine Gruppe von teils vorbestraften Asylbewerbern einen jungen Chemnitzer erstochen und zwei weitere schwer verletzt hatten.

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Rülpsen und Tölpeln: wenn Journalisten aus Dunkelland berichten

Was passierte eigentlich am Wochenende in Chemnitz? Die meisten Medien sortieren gar nicht erst die Fakten. Schließlich handelt es sich bei Sachsen um das „deutsche Ungarn“

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 51 min Lesezeit

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Wir müssen Jakob Augstein dankbar sein. Er spart sich rhetorische Windungen. „Sachsen ist das deutsche Ungarn“, schreibt der SPIEGEL-Miteigentümer nach der Tötung eines Deutschen in Chemnitz, mutmaßlich durch einen Syrer und einen Iraker, und den anschließenden Demonstrationen und Ausschreitungen.

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Mit journalistischer Präzision

Am „Sommerinterinterview“ des ZDF mit AfD-Chef Gauland gibt es etliche Merkwürdigkeiten – erst Recht im Vergleich mit anderen Politiker-Gesprächen der Öffentlich-Rechtlichen

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 25 min Lesezeit

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An dem so genannten Sommerinterview des ZDF mit AfD-Chef Alexander Gauland sind gleich mehrere Dinge interessant. Zum einen das perfekt getimte Auftauchen einer schreienden Drei-Personen-Protestgruppe von der Landseite als auch einer Störergruppe zu Wasser, die es schafften, Gauland und den ZDF-Redakteur Thomas Walde zeitweise zu übertönen. Dank perfekter Mikrofontechnik des Senders waren die Rufe bemerkenswert gut zu hören. Aber würde denn ein öffentlich-rechtlicher Sender zu dem Mittel greifen, den Ton von Störern noch zu verstärken?

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Wenn’s um Israel geht: ARD macht aus Mördern „Aktivisten“

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 11 min Lesezeit

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Die Palästinenserin Ahed Tamimi ist die ideale Protagonistin für das westliche Publikum, das mit immer neuen Versatzstücken der israel-Dämonisierung versorgt werden muss. Anders als die meisten arabischen Mädchen ist Tamimi, nach eigenen Angaben 17, blond, blauäugig und sommersprossig, sie trägt bei ihren öffentlichen Auftritten kein Kopftuch. Damit stellt sie eine perfekte Identifikationsfigur für Europäer dar.

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Unerhört: Juden definieren Israel als jüdisch

Das neue Nationalstaatsgesetz Israels ist skandalös und „hoch umstritten“. Darin sind sich die deutschen Qualitätsmedien von Tagesschau bis „taz“ einig

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 18 min Lesezeit

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Gestern verabschiedete das israelische Parlament ein Gesetz über den Nationalcharakter Israels. Es legt Name, Fahne, Hymne, Hauptstadt, Amtssprache, Gedenktage und das Einwanderungsrecht von Juden nach Israel fest, es definiert außerdem jüdische Siedlungen als „nationalen Wert“. Das meiste davon steht so ähnlich auch in den Verfassungen der meisten anderen Staaten.

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Alternative Säulen

Der ARD-Journalist Georg Restle kämpft gegen den „Neutralitätswahn“ im Journalismus. In seiner Sendung „Monitor“ kommt er schon einmal gut damit voran

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 32 min Lesezeit

In dem WDR-eigenen Magazin „Print“ erklärte der Chef des ARD-Magazins „Monitor“ Georg Restle kürzlich seinen Kollegen und im Prinzip der gesamten Branche, was er unter „werteorientiertem Journalismus“ versteht.

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Das Messer auf der Fensterbank

Wie der „Tagesspiegel“ den Fall Mannichl fast aufklärt

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 7 min Lesezeit

An diesem Montag nimmt die frisch gegründete „Bayerische Grenzpolizei“ mit Hauptquartier in Passau ihre Arbeit auf. Die Grenzpolizei gehört zu den Innovationen von Ministerpräsident Markus Söder. Das heißt, ganz neu ist die Truppe nicht.

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Die Spiralendreher

Qualitätsjournalisten haben es in diesen Tagen nicht leicht. Zum einen müssen sie beweisen, dass die Massen hinter Angela Merkel stehen. Zum anderen davor warnen, Mehrheitsstimmungen nachzulaufen. Puh. Das ist ja noch schwieriger als ein Sieg über Südkorea.

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 22 min Lesezeit

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Wann immer die Kräfte des Gutenrichtigen (Angela Merkel) nachzulassen und die dunklen Mächte zu überwiegen drohen, eilen die wichtigsten Journalisten des Landes an die Front, um die Lage zu klären. Qualitätsmediennutzer erkennen diese ganz besonderen Schreiber und Sender mühelos an zwei Merkmalen.

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Merkels Märtyrer

Im Dezember 2017 verletzte ein Arbeitsloser den Bürgermeister von Altena leicht am Hals. Ein politisches Attentat, meldeten viele Medien. Jetzt fiel das Urteil. Und es stellt sich alles etwas anders dar

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 7 min Lesezeit

Ende 2017 verletzte der arbeitslose Maurer Werner S. den Bürgermeister von Altena Andreas Hollstein mit einem Messer leicht am Hals. Fast alle Medien berichteten damals groß, meistens auf Seite eins. Auch die Tagesschau meldete das Ereignis.

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Unterwerfung

Wie die ARD Michel Houellebecq politisch passend macht

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 20 min Lesezeit

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Welche Geschichte erzählt eigentlich Michel Houllebecqs Roman „Unterwerfung“? Es scheint zwei Fassungen zu geben. Eine, die Leser des Franzosen bisher kennen. Und eine, die die ARD den deutschen Fernsehzuschauern auftischt, versehen mit einer Maischberger-Talkrunde im Anschluss. Zur Einordnung, wie das heute in den öffentlich-rechtlich-guten Sendeanstalten heißt.

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Abwärts mit Antifa

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 11 min Lesezeit

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Bei der Hamburger Morgenpost handelt es sich um ein ganz besonderes Blatt. Kaum ein Tabloid-Blatt gibt sich so straff links und korrekt wie das Erzeugnis aus dem Haus DuMont Schauberg. Vor zwei Jahren etwa färbte die Zeitung auf ihrer Frontseite eine Sachsenkarte komplett braun ein und titelte: „Der Schandfleck.

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Wie die ARD aus Bloggern Nazis macht

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 18 min Lesezeit

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Fake News, Hass, Hetze – diese Begriffstriade kommt in den Medien mittlerweile etwas seltener vor, auch deshalb, weil die Frage etwas drängender geworden ist, wer eigentlich welche Fake News und Hassbotschaften verbreitet. Die Sache ist etwas komplex. Jedenfalls kommen Falschnachrichten und Troll-Aktivitäten nicht so stereotyp aus Russland beziehungsweise von rechts und Rechtsaußen, wie es Wohlmeinende vor allem vor der Bundestagswahl verbreiteten.

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Mit Elbenohren am Puls der Rechten

Publico-Autor Wolfram Ackner hat das neue Werk der Bösgeisterjägerin Liane Bednarz nicht gelesen. Das, so findet er, ist eine prima Voraussetzung, um es zu besprechen

Von Wolfram Ackner / / medien-kritik / 19 min Lesezeit

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Seit Sarrazins Bestseller «Deutschland schafft sich ab» und Birgit Kelles Buch „Gendergaga“ gibt es eine neue Gattung in der Literaturkritik. Nennen wir sie «die kritische Ferndiagnose». Eine für den Kritiker enorm zeitsparende Angelegenheit, weil eigenes Lesen, Reflektieren, Einlassen auf die präsentierten Argumente und Fakten nicht mehr nötig sind, um das Buch mit einem offiziellen Stempel zu versehen.

In diesem Fall: „Nicht hilfreich“ – was ja auch die Wahrheit war, da sich Sarrazins Annahmen als viel zu optimistisch herausstellten.

Nun gibt es seit kurzem eine neue Sorte Erziehungsliteratur für Erwachsene – sogenannte Haltungsbücher – die kurioserweise boomt, ohne tatsächlich gekauft zu werden. Beispielsweise der Thriller des damaligen Bundesjustizministers Heiko Maas, „Aufstehen statt wegducken“ (Amazon-Bestsellerrang 75606), die Denkschrift „So geht Deutschland: Eine Anleitung zum mitmachen und einmischen“ von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und Fetsum Sebhat (Amazon-Bestsellerrang 584183) oder die Komödie des Leipziger „Prince of Whales“ Sebastian Krumbiegel „Courage zeigen – warum ein Leben mit Haltung gut tut“ (Amazon-Bestsellerrang 364716). Krumbiegel scheint übrigens gar nicht aufzufallen, wie unfreiwillig komisch folgende Sätze in den Ohren von Menschen klingen müssen, die in Wendetagen dabei waren: „Er (Sebastian Krumbiegel) ärgere sich noch immer darüber, dass er nicht bei der Leipziger Montagsdemo vom 9. Oktober 1989 dabei gewesen sei. Er habe diesen historischen Moment als damals 23-jähriger Musikstudent aus Angst vor Repressalien verpasst. (…) «Ich habe in diesem Moment keine Haltung gezeigt», schreibt der Künstler in seinem ersten Buch mit dem Titel «Courage zeigen – Warum ein Leben mit Haltung gut tut».

In diese Kategorie der Haltungsliteratur zählt auch das neue, hier (natürlich ungelesen, wie sich das gehört) zu besprechende Buch von Liane Bednarz, „Die Angstprediger – wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern“.

Liane Bednarz fiel mir vor zwei, drei Jahren das erste Mal auf, als sie auf Facebook mit einiger Beharrlichkeit die Nähe der christlich-konservativen Publizisten Klaus Kelle und Matthias Matussek suchte und es über Monate zu einem Acht-Stunden-Vollzeitjob zu machen schien, diese beiden „rechten“ Christen und „Angstprediger“ in kontroverse zeit- und nervenraubende Diskussionen zu verwickeln. Wer die damaligen Diskussionen noch im Ohr hat, besitzt sicher eine ungefähre Vorstellung davon, worum es in dem Buch geht – um gefährliche Bürgerliche wie Kelle und Matussek, die kurz vor dem „offenen Abkippen in den Faschismus“ stehen. Belegt wird das durch toxische Facebookfreundschaft, inkriminierte «Likes & Shares», von Bednarz dokumentierten Mitschriften von «nicht hilfreichen» Postings und Tweets – kurz und gut, es handelt sich um den üblichen Quark der üblichen Verdächtigen, bei dem man sehr schön erkennen kann, dass sich das Wort „Aufklärer“ oft keineswegs aus der Epoche der Aufklärung ableitet, sondern manchmal auch von der alten Stasi-Berufsbezeichnung.

Der mit der Autorin eng befreundete Blogger Heinrich Schmitz schreibt in seiner Kritik: „Leider, und das ist ein echter Wermutstropfen, stammen fast alle starken Formulierungen, die sich in dem Text finden, aus den genannten Zitaten.“

Und genau aus diesem Grund kauft sich ein durchschnittlicher Publico-Leser vermutlich lieber gleich das neue Buch von Matussek, zumal 16,99€ nicht wenig Geld ist für Leute, die es gewohnt sind, Stasiakten kostenlos einsehen zu dürfen.

Damit der hohe zeitliche Aufwand nicht völlig vergebens war, und sich in Anbetracht des letzten ARD-Degeto Meisterwerks „Aufbruch ins Ungewisse neue Chancen ergeben, würde ich der Autorin empfehlen, ihr Werk als eine zeitgemäße, genderfluide und politisch korrekte Neuverfilmung von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ inszenieren zu lassen. Mit Liane Bednarz selbst in der Hauptrolle als Elbenprinzessin Arwen.

Arwen ist des Blutvergießens müde. Seit Jahren tobt der Krieg gegen die Orks schon, und Arwen ist es leid. All die Anstrengungen, Entbehrungen, die ständige Lebensgefahr. Und wofür? Nicht ein Wort der Anerkennung in der Presselandschaft des Elbenreiches! Nur mit Halbwahrheiten und Weglassungen unterfütterte Kritik und gewalttätige Studentenproteste sind der Lohn für die Aufopferung der Elbenkrieger. Die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung bringt sie dazu, ihren Job als kriegerische Elbenprinzessin zu quittieren, um in die Auenland-Metropole Münchådïr zu ziehen, in der Hoffnung auf einen besser bezahlten, prestigeträchtigen, ungefährlichen Job als sogenannter ‘Social Justice Warrior’. Denn mittlerweile leidet auch das einst so friedliche Auenland unter Spannungen. Ein Riss geht quer durch die Hobbitgesellschaft, denn ein Bürgerkrieg im weit entfernten Lande Mordor treibt hunderttausende Flüchtlinge ins Auenland, darunter leider auch das eine oder andere schwarze Orkschaf, das die Gunst der Stunde nutzt, um mit vorsätzlichen Gewalttaten alte Vorurteile der Auenlandbewohner über die … ähm … leichte Reizbarkeit der Einwohner Mordors neu anzustacheln.

Das Ziel ist es, einen Konfessionskrieg zu entfesseln. Traurigerweise fallen Frodo (Alexander Wendt) und Bilbo Beutlin (Henryk M. Broder), die Anführer der Nazihobbits, auf diese leicht zu durchschauende List herein und versammeln schon bald eine stetig wachsende Schar von Auenlandtümlern, die sich eine Vergangenheit als ethisch reine Hobbitgesellschaft ohne Schießereien, Rumgemessere, Massenvergewaltigungen und vorsätzlich in Passanten rasende Kutschen zurechtphantasieren, die es so in Wahrheit nie gab.

Prinzessin Arwen, die sich nach wie vor dem Frieden und der Völkerverständigung verpflichtet fühlt, übernimmt einen von der halbstaatlichen Anton-Amadeus-Stiftung angebotenen Job, der wie die Faust aufs Auge zu ihrem persönlichen Anforderungsprofil passt. Nacht für Nacht für Nacht sitzt sie vor ihrer Glaskugel, beobachtet die «Auenland-VZ»-Profile der bekannten Hobbithetzer, protokolliert minutiös verdächtige Likes und Kommentare der braunen Halblinge. Ein Job, der körperlich zehrt. Schon bald ist das einzige, was noch an ihre alten Zeiten erinnert, als sie – bildhübsch und durchtrainiert – mit Schwert und Bogen durch das Land streifte, das Profilbild ihres Kundschafter-Accounts. Aber zumindest ihre großen Elbenohren kommen ihr jetzt zugute. Schon bald füllt sich Akte um Akte, und der Gedanke an ein Buchprojekt reift in ihr heran.

Zur gleichen Zeit schmiedet Sauron (Birgit Kelle), die Herrscherin Mordors, in der Glut des Feuerbergs einen mächtigen Zauberring.

Den Einen/

ihn zu knechten/

ihn immer zu finden/

ins Dunkel zu treiben/

und ewig zu binden.

Diesen Ring steckt sie an den Finger des unschuldigen Hobbit Smeagol (Klaus Kelle), um ihn unter ihre Kontrolle zu bringen und in eine grauenhafte, zwangsheteronormative Kreatur namens Gollum (Matthias Matussek) zu verwandeln. Hier tritt Gandalf der Graue (Heinrich Schmitz) endlich in Erscheinung, der Gollum rät, seinen SCHATZ einfach in die Glut des Feuerbergs zu werfen, um den Bann zu brechen. Gesagt, getan. Der Ring und Birgit stürzen in die Glut. Und alle sind glücklich.

Alle, bis auf Arwen, deren Buch in der Amazon-Rangliste nicht über Platz 637892 hinauskommt.

Doch Gandalf der Graue spricht einen Zauber und, simsalabim, schon steht Arwens Buch als Grundschul-Pflichtlektüre im Bildungsplan, wird von regierungsnahen Zeitungen, befreundeten Bloggern und wohlgesonnenen staatlichen und halbstaatlichen Instituten und Stiftungen beworben, worauf es wie durch Zauberei über Nacht um dreißig Plätze nach oben klettert. Voller Freude fällt Arwen ihrem Gandalf um den Hals und gelobt – frei nach dem alten Dichtermotto: „Nennst du mich Goethe, nenn ich dich Schiller“ – seine nächste magische Kolumne auf Facebook zu teilen.

Und wenn sie nicht beworben sind, dann werben sie noch heute.

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Sinnfreie Räume

Gegen Kriminalität in Metropolen gibt es jetzt ein einfaches Mittel: zitieren Sie die Faktencheckerin der FAZ

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 24 min Lesezeit

Immer wieder leuchten Perlen der Qualitätspresse in einer Weise auf, wie es selbst verwöhnte Leser eigentlich nicht für möglich halten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt einen Sonderfall des Medienbetriebs dar: zu Zeiten von Johannes Gross zweifellos bürgerlich, später unter Frank Schirrmacher teils, wie es bei Gilbert Chesterton heißt, „bürgerlich im Tragen nachlässiger Kleidung und nachlässig im Tragen bürgerlicher Kleidung“. Was durchaus anregend ist, wenn das Verhältnis stimmt.

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Erklärung und Erregung

Die Medienreaktion auf den Appell für Rechtsstaatlichkeit erzählt viel über Deutschland 2018. Sie macht sogar Hoffnung. Eine Presseschau

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 24 min Lesezeit

Der Text besteht nur aus zwei Sätzen. Und die wiederum enthalten nichts Gesellschaftserschütterndes. Im Gegenteil.

„Mit wachsendem Befremden beobachten wir, wie Deutschland durch die illegale Masseneinwanderung beschädigt wird. Wir solidarisieren uns mit denjenigen, die friedlich dafür demonstrieren, dass die rechtsstaatliche Ordnung an den Grenzen unseres Landes wiederhergestellt wird.“

Es sollte gerade kein Manifest werden, sondern ein nüchterner und für möglichst viele zustimmungsfähiger Aufruf.

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Ausweitung der Moralkampfzone

Der Autor Uwe Tellkamp misst in Dresden den deutschen Meinungskorridor aus

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 22 min Lesezeit

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In normalen Zeiten bringen Verlage Bücher auf den Markt, aber keine Banalitäten in die Öffentlichkeit. Der Suhrkamp-Verlag hat das nun getan: Er twitterte nach einem Streitgespräch zwischen Durs Grünbein und seinem Autor Uwe Tellkamp am Donnerstag in Dresden:

„Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln.“

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#ErNicht – die Maßstäbe der ZEIT

Das Hamburger Blatt macht den Rapper Bushido zum Helden einer sanften Homestory. Seine Ansichten über Frauen, Gewalt und Juden sind hier nicht so wichtig

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 9 min Lesezeit

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In ihrer neuesten Ausgabe zeigt die ZEIT nach vielen Geschichten über den neuen, sanften, postmaskulinen Mann auf ihrer Titelseite ein ausgesprochen traditionelles Exemplar: den Musiker Anis Ferchichi, Künstlername: Bushido. In der Geschichte unter der Überschrift „Hallo, Nachbar! Kennen wir uns?“ geht es um Bushidos neuen Wohnsitz in Kleinmachnow bei Berlin und die Querelen, die es dort zwischen ihm und Nachbarn wie Behörden gibt.

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