Alte & Weise: John Galsworthy
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Von Alexander Wendt / / alte-weise, spreu-weizen / 2 min Lesezeit
„Idealismus wächst in direkter Proportion mit der Distanz einer Person zu dem Problem.“
John Galsworthy
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Original: Alte & Weise: John Galsworthy
Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe:
Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik.
Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen.
Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft.
Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten.
Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten.
Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen.
Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht.
Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen.
Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft.
Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen.
Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft.
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Die Redaktion
A. Iehsenhain
14. April, 2023Den woken «Idealisten» der Gegenwart sei auch H. P. Lovecrafts «The Outsider» zur Lektüre empfohlen: “… I know always that I am an outsider; a stranger in this century and among those who are still men. This I have known ever since I stretched out my fingers to the abomination within that great gilded frame; stretched out my fingers and touched a cold and unyielding surface of polished glass.” („…so weiß ich doch, dass ich immer ein Außenseiter sein werde; ein Fremder in diesem Jahrhundert und unter jenen, die noch Menschen sind. Dies weiß ich, seit ich meine Finger jener Scheußlichkeit in dem großen goldenen Rahmen entgegenstreckte und eine kalte und unnachgiebige Oberfläche polieren Glases berührte.“)
Thomas
14. April, 2023Die Ironie der Droge liegt im Abstand zur Näherung
oder: Beugungsintegral
Galsworthy hat sich das britische Klassensystem, das Großbürgertum und den Adel Englands genau angesehen und ironisch begleitet. Ein wiederkehrendes Motiv in seinem Schaffen war die Beschreibung der Umstände unglücklich verheirateter Frauen der Oberklasse. Außerhalb aller Vorstellungskraft war seinerzeit noch die organisierte Form von Unglücklichkeit, die das stolze Hochgefühl stiftet, einer hinreißend verzückten Untergangsbewegung anzugehören. Die umweltpolitischen Selbstgeißler und einwanderungspolitischen Triebtäter waren seinerzeit noch nicht in Mode. Und Widerspruch war noch üblich.
• “Idealismus wächst in direkter Proportion mit der Distanz einer Person zu den Problemen.“
Das stimmt.
Übrigens wächst die mangelhafte Form des Idealismus auch in direkter Proportion zum Konsum einer Person von beispielsweise Bier, Wein, Schnaps oder/und Cannabis.
Im privaten Rahmen wären kleine Fluchten aus der Wirklichkeit durchaus zu tolerieren, aber als politisches Prinzip einer Bewegung wird so etwas zum Albtraum der Demokratie West. Man sieht ja, welche Protagonisten gesellschaftlicher Großexperimente derzeit bei der Bewältigung ihrer gesellschaftspolitischen Geilheiten auf die Zugabe von Cannabis hinarbeiten – und sich bei ihren Beweggründen wahlweise auf „Freiheit“, „Gerechtigkeit“ oder „Fortschritt“ berufen. Da wird das Private dermaßen zum Politischen, daß es auf der wirklichen Welt nur so raucht.
Zum Glück blieb Galsworthy so mancher „Fortschritt“ und so manches Großexperiment dieser Welt erspart.