– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Die Leugner sind immer die anderen

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2022/11-die-leugner-sind-immer-die-anderen.


Ein Gespenst geht um in der Medienöffentlichkeit: Nach dem Klima- und Coronaleugner sorgt nun der Wahlleugner für Angst und Verwirrung. Höchste Zeit für semantische Ordnungsarbeiten – und die Frage: Wo bleibt der „Physikleugner“?

Von Redaktion / / medien-kritik / 25 min Lesezeit

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von Jürgen Schmid

Die berühmteste Leugnung der Weltgeschichte beging ohne Zweifel Petrus.

Als Martin Luther 1521 auf der Wartburg in Thüringen die griechischen Schriften des Neuen Testaments verdeutschte, kam er auch an die Stelle im Matthäus-Evangelium (26,69-74), wo Jesus zum Verhör vor dem Hohen Rat steht, während seine Jünger im Hof des Amtsgebäudes auf ihn warten. Dreimal wird Petrus, Jesu Lieblingsjünger, von der Dienerschaft gefragt: „Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa“? Dreimal „leugnete“ (ἠρνήσατο) Petrus die Realität: „Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn“. Im Mittelhochdeutsch von Matthias Beheims Evangelienbuch aus dem Jahr 1343 liest sich Jesu Ankündigung von Petrus’ Verrat noch so: „In dirre nacht êr wan der hane singet, sô saltu mîn drîweit vorloukin“. Spätestens seit die Luther-Bibel Einzug in deutsche Wohnstuben gehalten hat, gilt der (Ver)Leugner in unserer Muttersprache als einer, der aus opportunistischen Gründen die Wirklichkeit und seine Rolle in dieser Wirklichkeit in Abrede stellt.

Doch erst in jüngster Zeit ist der Leugner zu einer zentralen Figur für Weltdeuter und Narrativschaffende geworden, nachdem lange nur der Holocaust-Leugner in der öffentlichen Wahrnehmung präsent war und sogar die Justiz beschäftigte, weil die Leugnung der Shoa in der Bundesrepublik als Straftatbestand gilt. Es unterliegt keinem Zufall, wie sehr sich alle später erschaffenen „Leugner“ sprachlich an diese Urform anlehnen, an den Shoa-Leugner, dessen Verworfenheit offensichtlich ist. In der alten Zeitrechnung (vor Corona) trieb dann bereits der Klimaleugner sein Unwesen, eine Spezies, die sich nicht von einem schwedischen Schulmädchen in den Senkel stellen lassen wollte für angebliche Verbrechen gegen das „Klima“, die jungen Menschen die Zukunft rauben würden (also Zukunftsdiebstahl als weiterer Anklagepunkt). In der Neuen Normalität mit und nach Corona trat mit „Querdenkern“, „Verschwörungstheoretikern“ und „Schwurblern“ plötzlich der „Coronaleugner“ auf den Plan, in Gestalt von Bürgern, die staatliche Maßnahmen ablehnten, die sich nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren ließen. Jüngste Schöpfung in dieser Reihe: der „Wahlleugner“.

Auf dem Portal GMX hieß es am 9. November 2022: „Viele Leugner des Ausgangs der US-Präsidentenwahl setzen sich bei Midterms durch. […] Nach einer Aufstellung der ‚Washington Post’ gewannen in den ersten Stunden nach Schließung der ersten Wahllokale bereits 133 sogenannte Wahlleugner ihre Abstimmungen. […] Die Zeitung […] hatte vorab rund 300 republikanische Kandidaten für verschiedene Mandate und Ämter im Bund oder in den Bundesstaaten identifiziert, die die Wahlbetrugsbehauptungen des früheren republikanischen Präsidenten Donald Trump geteilt und Zweifel am Ablauf von Wahlen gesät hatten.“

Langsam wird es Zeit für Spezialisten, einen Katalog der Leugnungen zu erstellen. Ein Forschungsdesiderat wäre auch die Antwort auf die Frage, wer wann wo erstmals die neuen Leugnungsbegriffe verwendet hat. Und was das sein könnte – ein Zweifelsäer. Was Not tut und hier versucht werden soll, ist eine zweifache Klärung des Sachverhalts: Wer leugnet, was wird geleugnet – und was nicht? Wer leugnet nicht, wo es etwas zu leugnen gäbe – beziehungsweise, um es korrekt zu formulieren: Wer zweifelt nicht, wo Zweifel angemessen wären?

Zunächst einmal vernebelt die Verkürzung der Leugnungs-Vorwürfe auf ein überschriftenkompatibles und damit komplexitätsreduziertes Maß den Sachverhalt: Niemand leugnet die Tatsache, dass es Wahlen gibt, Klima beziehungsweise Wetter. Genau das aber suggerieren Wortkreationen wie „Wahlleugner“ oder „Klimaleugner“. Gerade die Begriffsgeschichte des „Klimaleugners“ zeigt, dass diese Invektive in sich logisch begonnen hat, solange vom „Klimawandelleugner“ die Rede war, wobei auch hier mancher einwandte, es müsse – wenn schon – heißen: „Leugner der These, dass der Klimawandel ausschließlich menschengemacht ist“. Was es natürlich gibt sind Menschen, die an bestimmten Schlussfolgerungen aus Wetterereignissen zweifeln. Und Fragen stellen.

Es lässt sich auch schlecht in Abrede stellen, dass sich frühere Kalt- und Warmzeiten, die sämtlich in vorindustrieller Zeit stattfanden, schlecht auf menschlichen CO2-Ausstoß zurückführen lassen. Klaus Hasselmann, Physik-Nobelpreisträger 2021, hatte sich übrigens damit beschäftigt, den menschlichen Anteil am Klimawandel nachzuweisen, gewissermaßen den humanen Fingerabdruck an der Temperaturkurve. Die Arbeit hätte er sich sparen können, wenn es sich bei der Menschheit sowieso um den kollektiven Alleintäter handeln würde. Was für ein Glück, ganz nebenbei, dass Narrativjournalisten fast durchweg keine wissenschaftlichen Papiere lesen. Sie wären „entsetzt, schockiert“ (Capitain Renault in „Casablanca“), was dort nach ihren Simpelmaßstäben an Leugnung existiert.

Die Formel „Wahlleugner“ stellt nun einen Code dar, welcher diejenigen ins Unrecht setzen soll, die Zweifel am gesetzeskonformen Ablauf der US-Präsidentschaftswahl vom November 2020 hegen und behaupten, Trump habe die Wahl eigentlich gewonnen. Es ist – im Gegensatz zur oben zitierten Medienanalyse – aber bemerkenswert, dass eine ganze Reihe republikanischer Kandidaten, die mit ihren Zweifeln am lautesten auf Stimmenfang gingen, gerade keinen Erfolg bei den Wählern hatten, also selbst im eigenen Lager. Die meisten Amerikaner scheinen das Thema abgehakt zu haben, auch deshalb, weil die vorgelegten Indizien der Trump-Anwälte vor Gericht als zu leicht befunden worden waren, um systematischen Wahlbetrug feststellen zu können.

Beim jüngsten Leugnungsvorwurf stimmt somit auch die Gewichtung der Schlussfolgerungen nicht. Grell beleuchtet wird im Mainstream die Zahl der republikanischen Wahlanzweiflungs-Kandidaten, die bei den Midterms Erfolg hatten. Dass mindestens genauso viele Bewerber aus diesem Lager, die ebenfalls an eine Unrechtmäßigkeit der Präsidentschaftswahl 2020 glauben, im Wahllokal durchgefallen waren, blenden die erregten Kommentatoren aus. Wer unbedingt eine diesbezügliche Bilanz der Midterms vorlegen will, müsste journalistisch transparent in etwa so formulieren: „Unter den republikanischen Bewerbern für Sitze in Senat und Repräsentantenhaus scheint deren hohe Präferenz für die These, dass die Präsidentschaftswahl vor zwei Jahren Unregelmäßigkeiten aufwies, keine große Rolle für Erfolg oder Scheitern gespielt zu haben, sind doch Wahlbetrugsvermuter [richtiger statt ‚Wahlleugner’] zu gleichen Teilen beim Wähler durchgefallen wie andere gewählt wurden.“ Aber die Qualitätsmedien verfahren lieber nach der Devise: Wer etwas Wichtiges und moralisch unzweifelhaft Hochwertiges zu sagen hat, macht keine langen Sätze. Und Haltung steht ohnehin über Banalitäten wie der Wirklichkeit. Dass in der Kürze neben der Würze allzu oft eine verfälschende Reduktion von Komplexität liegt, die bei konsequenter Beschneidung von Tatsachen manipulativ wirkt, gehört zur Absicht dieser Methode.

Ideengeschichtlich entstammt der Begriff „Leugner“ der religiösen Sphäre und blieb durch die lange deutsche Sprachgeschichte aufs Engste mit ihr verbunden – Petrus als Ur-Leugner haben wir bereits kennengelernt. Das Grimm’sche Wörterbuch dokumentiert diese Begriffsgeschichte aufs Anschaulichste. Der „Grimm“ weist als humanistische Quelle für den „Läugner“ Josua Maalers Wörterbuch „Die Teütsch spraach. Alle woerter, namen vnn[d] arten zů reden in Hochteütscher spraach, dem ABC nach ordenlich gestellt vnnd mit gůtem latein … vertolmetscht, dergleychen bißhaer nie gesähen“ aus dem Jahr 1561 aus. Maaler, der sich latinisiert Pictorius nannte, ein Schweizer reformierter Pfarrer, Sohn eines Schwarzwälder Buchhändlers und einer Äbtissin, gab damit „das erste große deutsche Wörterbuch“ heraus, „das in der Lemmatisierung konsequent von der deutschen Sprache ausgeht“ (Wikipedia).

„Leügnende [Proto-Gender], Leügner“, lateinisch: „Negans, Recusator“ – „Verneiner“, wörtlich „der Verneinende“ („Ich bin der Geist, der stets verneint“); „Zurückweiser“. Dem Verb „leügnen“ werden zusätzlich die Wertungen „abnuere“ („abschlagen, verweigern“), „diffireri“ („abweichen“) und „inficiari“ („entwerten“) zugerechnet – erwartungsgemäß ein Wort mit vielschichtigen Bedeutungsebenen und Nuancierungen, wobei „der Grimm“ das Verb als „verneinen, nicht bekennen, nicht zugeben, in abrede stellen“ für die Sprachstufe des frühen 19. Jahrhundert vorstellt, wie es den Jesus-Leugner Petrus kennzeichnet: „Und er leugnet abermal“, heißt: Er bekennt sich nicht zu ihm, er gibt die Bekanntschaft mit ihm nicht zu. Frappierend, wie offensichtlich bereits im altertümlichen „Leügner“ – sprich: Leugner – der „Lügner“ lauert; so in kausaler Verknüpfung im Johannes-Evangelium, wo als Lügner gilt, „der da leugnet, das Jhesus der christ sei“ (1 Joh. 2, 22).

„Auf religiösem gebiete“ bieten uns die Gebrüder Grimm diese Passage aus Goethes West-östlichem Divan: „himmel und hölle sind (im koran) den bekennern und läugnern zugedacht“. Der Antagonismus zwischen Gut und Böse, wie er in unserer säkularisierten Gegenwart täglich Brot ist, entspringt naturgemäß einer religiösen Weltsicht. Und wie auf woke Wirklichkeitsleugner gedichtet kann uns Heutigen zuletzt – um den Exkurs in Grimms Wörterbuch abzuschließen – Adelbert von Chamissos romantische Lyrik erscheinen: „wo habt ihr, blöde thoren, doch den sinn? ihr seht den saft in alle zweige steigen, und leugnet euch den sommer immerhin!“ In seiner modernsten Fassung wird der „Leugner“ als Anwurf stets nur gegen einen ganz bestimmten Personenkreis gebraucht – für Wahlleugner, Klimaleugner, Coronaleugner. Alle jene, die nicht an bestimmte Dogmen glauben, Kritiker, die dominierende Narrative des polit-medialen Mainstreams in toto oder in Teilen anzweifeln, sind für die Dogmatiker Leugner. Nach dem Zeugnis des Grimm’schen Wörterbuchs unterschied Friedrich Gottlieb Klopstock in „Zweifler, und Leugner, und Christen“. Eine säkulare Religion wie die des Grünen Reichs kann offensichtlich auf keine andere Sprache und keine anderen Metaphern zurückgreifen als auf eben jene vermeintlich abgelegten aus dem Feld des Religiösen. Wer zweifelt, leugnet also noch lange nicht. Er sucht vielmehr nach Evidenz.

Nie aber verirrt sich in die woke Welt der Begriff des „Biologieleugners“, um alle die zu treffen, welche sich und anderen einreden, es gäbe mehr als zwei Geschlechter. Nie fällt der Vorwurf des „Stromleugners“ gegen Energieminister Robert Habeck et al., die monatelang wider besseres Wissen schwadronierten, Deutschland hätte kein Stromproblem. Nie werden grüne Politikerinnen wie Annalena Baerbock, die das Netz zum Speicher erklären, als „Physikleugner“ beschimpft, noch gibt es den Kosenamen „Naturgesetzleugner“ für Verirrte, welche Naturgesetze nicht für gegeben, sondern für konstruiert halten. Obwohl sich natürlich mit dem Bonmot von Michael Klonovsky, momentan würden sich Leute auf der Brücke tummeln, „die Völker und Geschlechter für Konstrukte halten, die EU und Gender aber nicht“, die Frage aufdrängt, wer da eigentlich wie viele Teile der Wirklichkeit verleugnet, ihr die Anerkennung verweigert und die Realität in Abrede stellt, um die Grimm’sche Dokumentation von Verleugnung nochmals zu zitieren. Und damit nah an der Lüge siedelt, wie schon das Wörterbuch des Pictorius im 16. Jahrhundert feststellte. Innenministerin Faeser etwa wäre nach diesem Duktus eine Demonstrationsrechtsleugnerin.

Kommen wir unter diesen Vorzeichen noch einmal zurück zur aktuellsten Leugnung – der sogenannten Wahlleugnung, konkreter die „Wahlbetrugsleugnung“. Dieses Phänomen gibt es in Deutschland in der Tat, und zwar sowohl als Wahlbetrug als auch als Leugnung desselben. Inzwischen haben es der ehemalige Berliner Abgeordnete Marcel Luthe und das Magazin Tichys Einblick nach fast einem Jahr Aufklärungsarbeit geschafft, dass die Wahl in Berlin nun auch formaljuristisch als das gilt, was sie für jeden Normalbürger erkennbar von Anfang an war – unrechtmäßig.

Jüngst kam das Berliner Verfassungsgericht zum Schluss: Die Pannen und Fehler bei der Wahl vom Herbst letzten Jahres waren unverzeihlich, die Wahl muss rückgängig gemacht und wiederholt werden. Damit hat das Gericht den höchst unappetitlichen Versuchen des Landeswahlleiters, im Vorfeld Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen, souverän widerstanden. Mit dieser Entscheidung ist seit 16. November amtlich, was viele längst vermutet haben: Im besten Deutschland, das wir jemals hatten, walten und schalten eine Regierung und ein Parlament von Volksvertretern, die das Volk gar nicht zum Schalten und Walten auserkoren hat. Zumindest wohl nicht alle Parlamentarier und zumindest unter so dubiosen Umständen, dass von einer demokratischen Legitimation kaum die Rede sein kann. In einer halbwegs intakten Demokratie müsste die Berliner Landesregierung unverzüglich zurücktreten und bestenfalls geschäftsführend bis zur Neuwahl ihr Amt verwalten. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) wurde zudem nur mit hauchdünnem Vorsprung auf die Zweitplatzierte, Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen), gewählt. Solange die Berliner Stadtregierung den gebotenen Rücktritt verweigert, wäre – die bekannte Leugnungsrhetorik einmal sinnvoll angewandt – der Befund „Demokratieprinzipleugner“ für die am Sessel klebenden Politiker mehrerer Parteien angebracht. Desgleichen gilt für jene Teile der Medien, welche diesen Politikern immer noch den Rücken stärken und den Wahlskandal herunterspielen.

Fragen über Fragen türmen sich nun auf: Wie macht man Entscheidungen rückgängig, die über ein Jahr lang durch eine unlegitimierte Berliner Stadtregierung getroffen und exekutiert wurden? Für die Bundesebene gilt dies natürlich auch: Wenn nur ein Berliner Direktmandat, das von Gregor Gysi in seinem Wahlkreis Treptow oder jenes von Gesine Lötzsch in Lichtenberg erworbene, bei einer Wahlwiederholung wegfiele, würde Die Linke ihre Bundestagsfraktion und alle über die Liste eingezogenen Abgeordneten ihr Mandat verlieren.

Zum Begriff „Wahlleugner“ gibt es noch eine bemerkenswerte Pointe zu erzählen: Während in den USA die Vorwürfe wirklich vor Gericht landeten, ebenso in Berlin, befindet im Bundestag ein Ausschuss über die Rechtmäßigkeit der chaotischen und manipulierten Berliner Wahlen – und kommt mehrheitlich zu dem Ergebnis, nur in wenigen Wahlkreisen müsste die Wahl zum Bundestag wiederholt werden. Die Pannen, Fehler und Manipulationen werden von diesen Politikern wie auch vom Berliner Senat systematisch kleingeredet. Diese politischen Kräfte müsste man – in ihrer eigenen Logik jedenfalls – als Leugner bezeichnen. Sie streiten ab, was offensichtlich ist.

Wie der Leugner aber gleichzeitig und oft in Personalunion ein Versteher sein kann, etwa ein Pegida-Versteher (früher: Werner Patzelt) oder eine Russland-Versteherin (heute: Gabriele Krone-Schmalz) und wie das positiv besetzte Wort „Verstehen“, für Pierre Bourdieu eine Haltung, die versucht, einen Menschen in seiner „inneren Notwendigkeit“ zu begreifen („Nicht bemitleiden, nicht auslachen, nicht verabscheuen, sondern verstehen“), in den Geruch des Anrüchigen, beinahe Pathologischen und Kriminellen kommen konnte, ist Teil der woken Arithmetik, deren Codes stets einer Entschlüsselung bedürfen.

Das passende Werkzeug dazu bietet die Semantik, die – Wahrigs Deutsches Wörterbuch erklärt es, wenngleich das Wort dem Griechischen entstammt – „Lehre von der Bedeutung der Wörter und ihrer Wandlungen“. σημα war den Griechen ein „Zeichen“ oder „Merkmal“. Wie funktioniert es also, wenn interessierte Kreise bestimmte Personengruppen markieren, indem sie deren Vertreter als „Leugner“ „bezeichnen“ (σημαίνειν) beziehungsweise – in der zweiten Bedeutung von Semantik – der Öffentlichkeit „ein Zeichen geben“, wie sie die markierten Personen zu „lesen“, im Klartext: moralisch einzuordnen hat? Es handelt sich um die Manipulationstechnik des Framing, des „Rahmens“ von Wörtern, Bildern und Erzählungen durch moralische Aufladung, wie es das Framing-Manual der ARD dankenswerterweise offenbart hat. Wer sich dem herrschenden Narrativ nicht beugt, wird diskreditiert. Die Meinungsführenden verfügen über ein ganzes Arsenal an Instrumenten, um Abweichler jeder Art zu markieren und in den Rahmen einer „richtigen“ Erzählung über die Wirklichkeit einzuspannen, in dem Gut und Böse entlang den Richtlinien des Moralapostolats bewertet und voneinander geschieden sind. Der genialste Trick des Framing besteht darin, all die negativen Zuschreibungen wie „Leugner“ durch das „Rahmen“ mit einem viel weitergehenden Vorwurf aufzuladen – mit dem, „rechts“ zu sein oder gleich „Nazi“. So hat es die Propaganda geschafft, dass jemand, der in der ARD-Tagesschau hört, bei einer Demonstration seien „Corona-Leugner“ mitgelaufen, sofort das Adjektiv „rechte“ mithört, ohne dass es ausgesprochen werden muss.

Im Rahmen der Geisterscheidung findet sich neben dem Leugner auch der „Verschwörungstheoretiker“. Bei diesem Klingelwort wurde die Etymologie bereits entschlüsselt: Es entstand als Waffe zur Abwehr von Versuchen, hinter die Kulissen des Kennedy-Mordes zu blicken und wandte sich gegen alle, die die offizielle Lesart der Behörden von der Einzeltäterschaft von Lee Harvey Oswald nicht ungeprüft übernehmen wollten. Dass im Prinzip jede Darstellung von Ereignissen hinterfragt werden kann, darf und zuweilen muss, letzteres von Wissenschaftlern und Journalisten, die ihren Beruf Ernst nehmen, wird dabei unter den Tisch gekehrt. Dass nicht unerhebliche Teile dieser Berufsgruppen die apodiktische Forderung des RKI-Präsidenten Lothar Wieler, Maßnahmen im Kampf gegen Corona dürften nie hinterfragt werden, nicht nur kritiklos reproduziert, sondern teilweise begeistert gefeiert haben, markiert einen Tiefpunkt in der Medien- und Wissenschaftsgeschichte der Bundesrepublik.

Wie aus dem „Verschwörungstheoretiker“ in den Corona-Jahren ein „Verschwörungsmystiker“ wurde, gehört zu den Lehrstücken in einem Moralisierungsfuror, der keine Grenzen kennt (egal wie woke Du bist, einer ist immer woker als Du). So hat eine strikte Political Correctness die „Verschwörungstheorie“ zum „Verschwörungsmythos“ downgegraded. Und zwar mit der Begründung, eine Theorie sei etwas Hehres, das für „die Wissenschaft“ der Meinungsführenden reserviert wäre, während der „Coronaleugner“ selbstverständlich nur Märchen erzählt – oder eben „Mythen“ verbreitet, die als „unbeglaubigte erzählungen“ schon das Grimm’sche Wörterbuch als etwas charakterisiert, was „in der neueren täglichen rede der gebildeten gebraucht [wird] wie zweifelhaft, des sicheren bodens entbehrend“. Zum Beleg verweist das Grimm’sche Wörterbuch auf Karl Leberecht Immermanns „Münchhausen“-Variationen (1839), wo ein „cavalier“ auftritt, „dessen beziehungen im Oberhofe anfingen mythisch zu werden“ – sprich: der nicht ganz richtig im Kopf gewesen wäre.

Wie bewusst oder unbewusst auch immer: Die Moralhüter unserer Zeit greifen bei der Konstruktion immer neuer Feindbilder auf ein Arsenal an jahrhundertelang in die Köpfe der Menschen eingeprägter Stereotype zurück. Auch für den „Zweifler“, der ja eigentlich in all den Markierungswörtern wie „Leugner“, „Verschwörungstheoretiker“ oder „Versteher“ steckt, bietet „der Grimm“ eine wunderbar lehrreiche Zeitreise durch den Bedeutungswandel eines Wortes: Zunächst ist da „der im urteilen und handeln unentschlossene; unsicher hin und her schwankende“. Konrad von Würzburgs „Trojanischer Krieg“ kennt einen Protagonisten, der „wart ein angesthafter man / und ein zwîvelære. / waz im ze tuonne wære, / des kund er niht erdenken“. Eine Quelle des 16. Jahrhunderts stellt uns den „zweiffeler“ als einen vor, „der vil meynung für hat und ist keyne gewisz“ – beides Charakterisierungen, wie sie ambivalenter nicht sein könnten.

„Hinweg, ihr laue zweifeler! euch weht ein jeder wind von wollust, geitz und ehre
gleich einem rohre, hin und her“ – das ist der Opportunist, der seine Fahne nach dem Wind hängt, hier porträtiert für die Epoche des beginnenden Rokoko in Weichmanns „Poesie der Niedersachsen“ (1721). „Der ungläubige, der die möglichkeit unwahrscheinlicher ereignisse ableugnet“ – in ihm scheint bereits das vorgezeichnet, was heute unter „Verschwörungsmöglichkeitsleugner“ laufen müsste. Klopstock kennt dann schon den zwar „trübe[n], bange[n]“, aber „tieferschütterte[n] zweifler“ – gar nicht mehr ein reines Negativum. Und eine Generation später spricht Friedrich Schelling 1856 anerkennend vom „ruhm des scharfsinnigsten zweiflers“.

Keine Erwähnung bei den Grimms findet endlich ein sehr erfolgreicher Zweifler, Quintus Fabius Maximus – Beiname „Cunctator“, „der Zögerer“ („im positiven Sinn“, wie eine Online-Enzyklopädie eigens vermerken zu müssen glaubt). Im Zweiten Punischen Krieg, der auf italischem Boden ausgetragen wurde, nachdem Hannibals Truppen die Alpen überschritten hatten und anno 216 vor Christus vor der Einnahme Roms standen, wich der Cunctator einer Entscheidungsschlacht aus, die sein Gegner zu erzwingen suchte. Quintus’ unentschlossenes, hinhaltendes Verhalten erwies sich als das Richtige – und rettete sein Vaterland. Vielleicht hätte der bayerische Ministerpräsident und Corona-Hardliner der ersten Stunde, der selten an sich zweifelnde Markus Söder, seinen wechselnden Corona-Teams Vorsicht und Augenmaß ein „Team Zweifel“ zur Oberaufsicht voranstellen sollen.

Allen „Teams Wissenschaft“, die Deutschland durch die Corona-Krise führten, hätten Zweifel an dem, „was nie hinterfragt werden darf“ (Lothar Wieler), gut angestanden. Der Zweifel ist Grundtugend jeder Wissenschaft. Er nennt sich in diesen Gefilden Forschung und übt sich stets in Verifizierung bzw. Falsifizierung von Thesen. Grimms Wörterbuch kennt diesen Typus Mensch, den „unüberzeugte[n] kritiker, der eine ansicht für fraglich oder irrig hält“ und lässt das, was an einer solchen Einstellung „wissenschaftlich“ ist, keinen Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe erläutern: „wir haben es (das Carlsbader mineral) immer für ein pseudovulkanisches produkt gehalten; einige zweifler sind aufgestanden, die darin eine eisenschlacke sehen“. Wissenschaft bei der Arbeit – als zweifelndes Gewerbe, das Theorien prüft (auch jene über Verschwörungen). Wer dieses Prinzip ablehnt, könnte berechtigterweise als „Wissenschaftsleugner“ bezeichnet werden. Doch ganz im Gegenteil hat ein Moralapostolat, das Erkenntnistheorie gegen Haltung vertauschte, die Wissenschaften in feindlicher Absicht übernommen und ihres Wesenskerns beraubt. Wenn man während der Corona-Zeit Menschen sagen hörte: „Ich glaube an die Experten“, war dieser Widerspruch (an etwas, was wissenschaftlich erwiesen wäre wie die Naturgesetze, müsste man nicht glauben, sondern hätte darüber Gewissheit) Ausdruck dessen, was die Evangelien dem ungläubigen Thomas, „der do ist gesait ain zweifeler“, empfehlen: Er möge „glauben“, auch wenn er, an was er glauben soll, nicht sehen könne.

Schließlich hat auch der „Querdenker“ einen semantischen Qualitätssprung erlebt. Denselben Kreisen, denen er noch vor kurzem als Vorbild galt, beispielsweise im Oskar-Maria-Graf-Jahrbuch des Jahres 1993 („Karl Valentin und Oskar Maria Graf: Querdenker in harten Zeiten“), symbolisiert er seit den maßnahmenkritischen Demonstrationen vom August 2020 in Berlin nun den personifizierten Teufel, die Unvernunft und das Böse in Menschengestalt. „Querdenker“, gerne mittels Diminuitiv nochmals abgewertet zum „Querdenkerlein“, ist zum Triggerwort geworden für alle, die sich distanzieren wollen vom Zweifler und Leugner.

Während der Querdenker zum gesunkenen Moralgut gehört, könnte der Zweifler bald wieder vom Negativ-Image auferstehen. Aber auch hier gilt: Es kommt darauf an, wer zweifelt. Alle diese Figuren unserer Zeit, der „Querdenker“, der „Verschwörungstheoretiker“, der „Mythen“ verbreitet, der „Leugner“, der „Versteher“, der alles mißversteht, haben eines gemeinsam. Sie sind moderne Sündenböcke für eine Läuterungsindustrie. Wenn der Hahn kräht, sollen sich alle schämen, die eine andere Wirklichkeit sehen als die Meinungsführenden. „Die größte aller Verschwörungstheorien“, so Klaus-Rüdiger Mai, „ist die Verschwörungstheorie von der Verschwörungstheorie, denn wer ein Problem mit der Wirklichkeit hat, wer deshalb die Wahrheit fürchtet, muss Tatsachen leugnen, aus der Wirklichkeit eine Verschwörung machen und die Wahrheit als Verschwörungstheorie verunglimpfen.“

Leugner sind nie die selbstgerecht Glaubenden, sondern immer die anderen.

Jürgen Schmid ist Historiker und freier Autor. Er lebt in München.

8 Kommentare
  • Emmanuel Precht
    30. November, 2022

    Ich hätte da noch einen als Kontrapunkt: Der Photosynthese-Leugner.
    Wohlan…

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  • Thomas
    1. Dezember, 2022

    Schluss der Debatte

     Jesus entgegnete ihm: „Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?“
    (Johannes 18, 23)

    Natürlich gibt es Argumente und Zweifel, ob Jesus wirklich einen Lieblingsjünger hatte. Und wenn, ob es Johannes, Petrus, Markus oder Andreas war. Oder ob der so genannte „Lieblingsjünger“ eine symbolische, vom Evangelisten geschaffene Figur ist, historisch nicht zu identifizieren. Aber sei´s drum.

    Was die unüberbrückbaren Gegensätze in den Köpfen und im Frieden betrifft, wird deren Wichtigkeit im täglichen Zusammenleben und in Freiheit oft überschätzt. Aber Petrus geriet da konkret in Gefahr, in einer aufgeheizten Stimmung gruppenbezogen eingeordnet zu werden; und er hatte in dieser Lage Angst. Das ist verständlich. In dieser Lage hatte er eine begründete Angst, sich zu Jesus zu bekennen. Es widerspricht zwar der Regel „Sprich stets die Wahrheit, selbst wenn dies den eigene Tod bedeutet“, aber daß Petrus ein Mensch war, ist wohl unstrittig. So ein Justiz- oder Lynchmord war zu keiner Zeit eine schöne Sache. Ein Rufmord auch nicht.

    Spätestens seit die Luther-Bibel Einzug in deutsche Wohnstuben gehalten hat, gilt der (Ver)Leugner in unserer Muttersprache als einer, der aus opportunistischen Gründen die Wirklichkeit und seine Rolle in dieser Wirklichkeit in Abrede stellt.

    Streng genommen, verschaffte sich Petrus durch eine Unwahrheit einen Vorteil, und zwar jenen Vorteil, sich nicht in Lebensgefahr zu begeben. Man kann so etwas als „Opportunismus“ ansehen, manchmal entsteht aber eben auch die Frage „Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern?“ aus blankem Opportunismus heraus. Welcher Opportunismus dann gerade schick ist und wo, darüber haben die Mächtigen aller Zeiten immer schon gerne die Kontrolle haben wollen – über den gruppenbezogenen Verdacht ebenso, wie über die gruppenbezogene (Vor)Verurteilung.

    Nun leben wir heute in Zeiten, in denen wieder einmal gerettet wird, was das Zeug hält. Beispielsweise wird die Demokratie gerettet, das Klima, die Menschen vor Corona, Hassrede, Leugnung, Zweifel und Falschmeldungen. Da hat der Spaß mit dem Selberdenken längst aufgehört. Die Menschen sollen gefälligst denken, was sie denken sollen. Im Zuge dessen hat sich allerdings auch die Demokratie West verabschiedet. Das reicht so weit, daß Menschen in Deutschland nach dem Ende der DDR-Demokratie wieder gruppenbezogen schärfer bestraft werden sollen. Schärfere Strafen gegen rechts, versteht sich,
    https://www.tagesspiegel.de/politik/unionslander-wollen-rechte-gewalt-nicht-strenger-bestrafen-6849214.html
    und mildere Strafen gegen links und grün, je nach politischem Geschmack.
    https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2022/gysi-klimakleber-berufung/
    Das ist dann wohl die moderne Form der „Gleichstellung“. Natürlich ist das in diesem Falle kein Konstrukt!

    Es unterliegt keinem Zufall, wie sehr sich alle später erschaffenen „Leugner“ sprachlich an diese Urform anlehnen, an den Shoa-Leugner, dessen Verworfenheit offensichtlich ist.

    Nun,
    würden Debatten etwas ändern, dann wären sie verboten. Die Verurteilung und Ausmerzung von „Leugnung“ funktioniert offenkundig. Sie erleichtert ungeliebte Debatten über Maßnahmen, indem die Maßnahmen dann alternativlos sind und ungeliebte Debatten zu den Maßnahmen grundsätzlich entfallen. Da wird dann durchregiert. Und daß Menschen auf den Geschmack kommen, wenn etwas funktioniert, ist ja bekannt. Das macht Appetit auf mehr.

     „Während auf der großen Bühne Robert Habeck den Umbau von der Sozialen Marktwirtschaft in die staatsgesteuerte Planwirtschaft vornimmt, politisch gepamperte NGO und deren Klebe-„Aktivisten“ den Rechtsrahmen ständig mit Absegnung durch Gerichte und Verfassungsschutz ausdehnen, sorgt Faeser nun neben der weiteren Entwertung der Staatsbürgerschaft dafür, dass mögliche Widerstände gegen die große Transformation an den Brandmauern des haltungsgeprägten Öffentlichen Dienstes zerschellen. Die schöne, neue Welt rückt täglich näher – und die Republik freut sich darauf, statt es zu verhindern.“
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/faeser-bundespolizeigesetz-sicherheitspruefung/

    Manche Leute warten halt auf einen so genannten „Messias“ und wollen seine Werke tun. Dann murmelt es „Weltfriede“, wenn mal wieder ein Hahn kräht (Johannes 18, 27). Nichts Neues unter der Sonne.

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  • Majestyk
    2. Dezember, 2022

    Leugnen kann man nur, wenn man ein falsches Zeugnis ablegt wider besseren Wissens. Wenn ich meine eigenen Überzeugungen kundtue, bin ich kein Leugner, selbst dann nicht, wenn ich mich irre. Narren läßt man reden, es ist die Wahrheit die herrschende fürchten und daher verfolgen.

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  • A. Iehsenhain
    2. Dezember, 2022

    Das Zweifels-Saatgut gedeiht jedes Jahr prächtig, es braucht weder Dünger, Wasser noch Sonne; und es wird schon gleich gar nicht durch Sintflut fortgespült oder Hitzewelle verdorrt. Die einzigen, die es bedrohen wollen, sind z.B. der Schnegelhuber oder Stefan Graf Rahmstorf. «Leugner» verscrabblet ergibt interessanterweise den ‘Gruenel’. Also solche wie den Roberter, dazu eine Auswärtiges Amt-Imitatorin und einen Industriestaubsauger namens Ricarda sowie einen Vakzin-Papagei namens Milla. Ein kunterbunter Käfig voller Narren, die nicht mehr alle Glöckchen an der Kappe haben. Andernfalls würde es schrillen: ‘Alarm…Aufwachen…Irrtum!’

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  • Werner Bläser
    4. Dezember, 2022

    Migrantenkriminalitätsleugner. Strommangelleugner. Realitätsleugner. Klimarettungsmystiker. Demokratieleugner. Moralmystiker. Energiewendephantasten. Normalitätsleugner. Auto-Rassisten (in zweierlei Sinn)… Und so weiter.
    Die Stärke der linken Schwurbler liegt in unserer Schwäche. Es gäbe ausreichend Mittel, dieselben sprachlichen Framings gegen sie anzuwenden, wie sie gegen uns. Wir machen das nicht: ein unverzeihliches Versäumnis.
    Wenn Menschen mit Vorliebe für Rationalität gegen eitle Schwätzer mit Vorliebe für Phantastereien kämpfen, hat es keinen Sinn, rational zu argumentieren. Man muss sie lächerlich machen, so wie sie das mit uns versuchen. Man kann nicht mit Zahnstochern gegen keulenschwingende Barbaren antreten.
    Sondern nur mit noch dickeren Keulen.

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    • pantau
      6. Dezember, 2022

      Wie wahr, Herr Bläser, denn deren ganzer Trick besteht in dem infantilen pathischen Mechanismus der Projektion, und das Projizierte ist am besten beim Absender aufgehoben, denn die sagen schon die Wahrheit, aber halt nur über sich. Man selber scheut aber vor der Einfachheit des «ne du» zurück, denn zu ihren Projektionen gehört auch der ständig schwelende Vorwurf, der Gegner sei «unterkomplex». Na und? Die Wahrheit ist doch: die tun nur komplex. Nicht zufällig daher fordern sie im selben Atemzug das Differenzieren, und wenn man es tut und vorsichtig in Frage stellt, ist man wiederum sofort «Schwurbler». Dabei sind sie die Schwurbler, die ihre Rabulistik als differenzierte Auseinandersetzung verkaufen. Und der Vater aller Projektionsprojektile: ihr Rassismus gegen den weißen Mann und ihr verkniffen auf Israel umetikettierter Antisemitismus. Ich würde jedem Antifanten ins Gesicht sagen, dass er die «Nazidrecksau» sei.

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  • Materonow
    13. Dezember, 2022

    Mit der Leugnung des Petrus und dem Verrat an seinem Herrn begann der Sündenfall der Romkirche!

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Original: Die Leugner sind immer die anderen

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
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Die Redaktion