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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Alte & Weise: „La trahison des clercs“ („Der Verrat der Intellektuellen“), 1927

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Von Alexander Wendt / / alte-weise, spreu-weizen / 3 min Lesezeit

„Unser Zeitalter ist das Zeitalter der intellektuellen Organisation von politischem Hass. Das wird eine der wichtigsten Dinge sein, die es in der Moralgeschichte der Menschheit festzuhalten gilt.“

Julien Benda „La trahison des clercs“ („Der Verrat der Intellektuellen“), 1927

2 Kommentare
  • Thomas
    30. September, 2022

    Widerstand gegen die Hassprediger der Bewegung

    Julien Benda wandte er sich gegen irrationale Positionen in der Philosophie und der Kunst. Daß irrationale Positionen (nicht nur) in der europäischen Politik zu Katastrophen führen, ist bekannt. Nicht im Traum hätte Benda daran gedacht, daß irrationale Positionen in der europäischen Politik einmal (getarnt als „Gegenentwurf zum Nationalsozialismus“) zur politischen Realität der Europäischen Union würden. Heute wird Deutschland bereits von Kriegstreibern angegriffen (Nordstream)
    https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2022/nord-stream-angegriffen/
    und der Berichterstattung fällt dazu nichts anderes ein, als geradezu zwanghaft die Russen als Urheber herbeizukonstruieren. Gerade so, als hätten die Russen wirklich ein Interesse daran, daß sie kein Gas mehr nach Europa exportieren können und der Konflikt in der Ukraine eskaliert.

    Hierbei handelt es sich nach meinem Dafürhalten wohl um politische Machenschaften einer europäisch-atlantischen Bewegung. Einer politischen Klasse, die aus Legislative, Exekutive, Judikative und Medien zu uns spricht und deren Aktivitäten den Menschen schon vom Wesen her seit Jahrzehnten einhämmert, ihr Leben nicht mehr auf praktische Ziele auszurichten, sondern ihre persönlichen Befriedigung in Kunst, Wissenschaft oder metaphysischer Spekulation zu suchen. Also praktisch, ihre persönliche Befriedigung in immateriellen Gütern zu suchen. So etwas funktioniert für die Leute in den Ländern der Bewegung allerdinge exakt nur so lange, wie der eigene Wohlstand ausreicht. Dann wird es bitter.

    Benda trat bereits früh für ein rational vereintes Europa ein und forderte eine supranationale Vernunft; allerdings liegt dort auch der Hase im Pfeffer, denn diese gibt es ebenso wenig wie eine „Menschheit“. Der Sozialismus (so lautet der Kosename des Kommunismus) soll diese herbeiführen, allerdings kann der auf Dauer ohne die Blutbäder der Revolutionen nicht funktionieren (fortschreiten). Und da sind wir heute (mal wieder). Ich stimme Benda im Grunde zu, daß nicht der Zollverein, sondern Denker wie Johann Gottlieb Fichte die deutsche Nation geschaffen haben (natürlich mit guten und schlechten Eigenschaften, so ist diese Welt). Ich stimme ihm auch zu, daß das geeinte Europa ernsthaft sein oder überhaupt nicht sein wird. Da hat er Recht, meine ich.

    Schöne Grüße aus Italien.
    https://jungefreiheit.de/debatte/streiflicht/2022/meloni-schockt-bruessel/
    Die Hauptstadt der europäischen Bewegung wirkt in diesen Tagen natürlich besonders aufgeregt. Natürlich regen sich die Grünfaschisten und Neostasis nun nicht etwa besonders über den aufkommenden Ärger auf (dafür sind die Medien und die Buntreklame der Bewegung zuständig), sondern über ernsthaften Widerspruch in den Parlamenten. Das liegt in der Natur der Sache, denn ernsthafter Widerspruch gilt Grünfaschisten und Neostasis bekanntlich als „Nazi“. Mal ganz zu schweigen von den Scientologen in den Politik- und Geisteswissenschaften.
    Ich sehe das aber anders: Es ist wichtig, daß die Leute in den Ländern aus ihrer Letargie aufwachen und erkennen, daß die grell geschminkten Kaiser der Grünfaschisten politisch so gut wie nackt sind. Und da die etablierten Parteien heute Teil der Bewegung und längst domestiziert sind, geht ernsthafter Widerspruch auf friedlichem Wege eben nur über freie Wahlen. Dann beginnt ernsthafte Debatte. Gegen Grün. Gegen die Bewegung. Gegen die politische Mode. Gegen diesen Faschismus.

    Wohl bekomms.

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  • A. Iehsenhain
    1. Oktober, 2022

    Das ‘Politodium’ ist durchaus ein zeitloses Zeitalter.

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Original: Alte & Weise: „La trahison des clercs“ („Der Verrat der Intellektuellen“), 1927

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