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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Wir sind gekommen, um uns über mangelnde Privilegien zu beschweren

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2021/06-wir-sind-gekommen-um-uns-ueber-mangelnde-privilegien-zu-beschweren.


Wer wie der Autor als Lehrbeauftragter in einer Gesellschaftswissenschaft die Stellen-Inflation von „Wissenschaftlichen Mitarbeitern“ beobachten konnte, der wundert sich nicht über Protest chancenloser Jungakademiker unter #IchBinHanna. Eine kurze Geschichte des akademischen Prekariats.

Von Redaktion / / politik-gesellschaft / 52 min Lesezeit

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Von Jürgen Schmid

Vor wenigen Tagen gehörte der Hashtag #HannaImBundestag zu den Trends auf Twitter. Es ging nicht um eine neue Abgeordnete im Parlament. Dazu wäre es in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl auch etwas früh. Bei Hanna handelt es sich auch nicht um einen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern um eine Musterakademikerin, die sich vor Jahr und Tag jemand im Auftrag des Bundesforschungsministeriums ausgedacht hatte.

Vorbild Hanna, eine Biologin, plant nämlich ihre Wissenschaftskarriere frühzeitig, um nicht irgendwann im akademischen Mittelbau auf einer miserabel bezahlten Stelle hängenzubleiben.

Zur Vermittlung dieser Botschaft gab es einen munteren „Erklärfilm zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz“ (kurz: WissZeitVG) vom 30. Juli 2018, der wie eine Parodie auf „Die Sendung mit der Maus“ wirkt, mit zeitgemäß infantilisiertem Sprachduktus, für den sich eine reale Naturwissenschaftlerin vermutlich schämen würde. Der Inhalt von 2:22 Minuten macht eigentlich einen zu banalen Eindruck, um einen um fast drei Jahre verspäteten Twittersturm zu erzeugen: Ein Jungakademiker müsste „seine Karriere frühzeitig planen“, er möge das „Betreuungsangebot für Promovierende“ in Anspruch nehmen. Und – hier lagert das Empörungspotential: Irgendwann geht selbst die längste Förderung durch den Staat zu Ende.

Aus bisher unbekannten Gründen dauerte es also gut drei Jahre, bis sich im Juni 2021 eine Klageflut von Jungakademikern und vor allem Akademikerinnen unter dem Hashtag #IchbinHanna in den Twitterkanal ergoss. Eigentlich wollten die Empörten mittteilen, dass sie gerade nicht Hanna sind. Denn sie stecken dummerweise tatsächlich irgendwo im akademischen Mittel- und Unterbau auf schlecht bezahlten und teilweise offenbar gar nicht vergüteten Stellen fest, vermuten zum Ende ihres dritten Lebensjahrzehnts durchaus zutreffend, dass es mit der Dozentur oder dem Lehrstuhl nicht klappt, und finden, dass die Gesellschaft darin versagt habe, ihnen ein gutes und festes Einkommen zu sichern. Der Hanna-Film des Bildungsministeriums, hieß es, sei zynisch, und ignoriere die abertausenden um ihre Stellen betrogenen Dies-und-das-Wissenschaftler, die sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln.

In dieser Woche fand nun die Twitteraktion ihren Weg in den Bundestag. Und Bildungsministerin Anja Maria-Antonia Karliczek (so heißt sie vollständig, wer über sie schreibt, muss ihren Namen nachschlagen) antwortete auf den Protest gegen die Kunstfigur. Ziemlich erwartungsgemäß sagte sie, die auf Twitter geschilderten Fälle seien Einzelfälle (was zutrifft, allerdings ziemlich viele); außerdem sei Hochschulpolitik Ländersache. Was die Empörung im Untermittelbau noch einmal kräftig anfachte.

Grundsätzlich wirkt schon der medial gestützte Hashtag #IchBinHanna anmaßend bis obszön, weil sich diejenigen, die sich darunter sammeln, mit dem wahrscheinlich bewusst gewählten Anklang an „Je suis Charlie“ als bedauernswerte Opfer höherer Gewalt inszenieren. Und natürlich die gleiche Anteilnahme einfordern. Auf Twitter liest sich das Lamento von Opfern des WissZeitVG beispielsweise so:

„Das aktuelle Wissenschaftssystem reproduziert bereits vorhandene Privilegien und schließt damit zugleich einige Personengruppen systematisch aus dem Wissenschaftsbetrieb aus.“
Warum empfiehlt dieser Typus eigentlich stets anderen, oftmals Unterprivilegierten, seine Privilegien zu checken – und fängt nicht bei sich selbst an?

„Nur den wenigsten Nachwuchsforschenden bieten sich dauerhafte Perspektiven in der Wissenschaft.“
Nun ja. Auch nicht jeder Lehrling bei Siemens wird in den Vorstand durchgereicht.

Eine 35-jährige Romanistin mit Promotion in Postcolonial und Decolonial Studies berichtet, wie froh sie sei, Deutschland verlassen zu haben, weil sie sich „als Arbeiter:inkind“ an der Universität „fehl am Platz“ fühlte. Problem aus ihrer Sicht – „mit einer sozialen Herkunft in der Arbeiter:innenklasse“: „Äußerungen [von Professoren], die latent rassistisch, klassistisch, sexistisch sein können.“ Also nicht sind, sondern „latent“ – laut Wörterbuch: „im Hintergrund vorhanden, aber noch nicht sichtbar“ – „sein können“. (So kann man jedem alles unterstellen.) Außerdem hätten „Doktorand:innen“ „ein problematisches Abhängigkeitsverhältnis zu ihrer:ihrem Gutachter:in“.
(Der Verfasser dieses Textes entschuldigt sich bei seinen Lesern für die Unlesbarkeit dieser Zitate, die er aus der taz entnommen hat, von der er für seine Recherche problematisch abhängig war.)

Flankierend zum Hanna-Tweet heißt es: „Junge Forschende wollen vom Publikations-Stress befreit werden“. (Der größte Stress dürfte für manche im gendersensiblen Doppelpunktsetzen dort bestehen, wo Doppelpunkte nach gängiger Rechtschreibung nichts zu suchen haben.)
Der „hohe Druck im Wissenschaftssystem“ gefährde die „seelische Gesundheit“ der Early Career Researchers (ECR). Diese bedauernswerte Gruppe würde eine „gegenüber der Normalbevölkerung sechsfach erhöhe Prävalenz von Depressionen und Angstzuständen“ aufweisen. Wäre dann ein Lehrberuf nicht besser?

Offenkundig gehört der Hashtag „Ich bin Hanna“ zu den mentalen Milieuschädigungen, die an Universitäten erworben werden“ (Peter J. Brenner). Und er ist ein Beleg für die Weltfremdheit dieses sich immer mehr abschottenden Milieus.

Die Germanistin Silke Horstkotte beispielsweise begründet ihre Ansprüche an den Staat, indem sie sich erst sarkastisch selbst geißelt: „Silke, 49, verstopft das System auf einer halben unbefristeten Stelle“. Horstkotte meint, es könne nicht angehen dass sie „nach 20 Jahren Wissenschaft, 4 Monografien [darunter die Dissertation: Androgyne Autorschaft. Poesie und Geschlecht im Prosawerk Clemens Brentanos], 58 Aufsätzen und einer knappen Million eingeworbener Drittmittel auf der Straße“ stehen würde. Die akademische Unentbehrlichkeit wird – das scheint bei #IchbinHanna symptomatisch – nicht inhaltlich-qualitativ belegt, sondern quantitativ. Das Motto nicht nur Horstkottes lautet offenbar: „Ich habe eine Unmenge produziert. Dafür verdiene ich eine unbefristete ganze Stelle.“

Am einfachsten wäre es für die steckengebliebene Akademikerin, den Markttest zu machen: Bieten Sie ihre Studie über „Androgyne Autorschaft“ einem kommerziellen Verlag an, zu marktwirtschaftlichen Bedingungen. Versuchen Sie, Ihre 58 Aufsätze von „Poetiken der Mobilität in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ (2014) bis „Introducing the Postsecular: From Conceptual Beginnings to Cultural Theory“ (2020) an ein Publikum zu bringen, das dafür bezahlt. Das Paralleluniversum Universität erzeugt offenkundig eine parallele Wahrnehmung seiner Protagonisten, die nicht mehr zur Welt draußen passt. Um so schlimmer für die Welt, finden die beleidigten unter dem Hanna-Hashtag.

Die Hanna-Kampagne, die – wie viele ähnliche Twitter-Aktionen – starke Züge der Selbstverklärung offenbart, steht als tränenreiche Klage vermeintlich vom System benachteiligter Jung-Akademiker beispielhaft für den allgegenwärtigen Kult des Beleidigtseins. Das Lamento eines der Initiatoren wirkt entlarvend:
„Das WissZeitVG richtet sich gegen Menschen“. Wen, wenn nicht Menschen, sollte denn ein Gesetz über menschliche Akademiker ansprechen? Die Formulierung will offenbar die Solidarität von allen erzwingen, die gar nicht genug „Safe Spaces“ errichtet bekommen können. Sie atmet den Geist derjenigen, die von Staat und „Gesellschaft“ verlangen, alle ihre persönlichen Bedürfnisse und Befindlichkeiten großzügig alimentiert zu bekommen, im Namen der Menschlichkeit, versteht sich.
Wenn sich jemand erdreistet, die Frage nach der Brauchbarkeit von Thesen und Aufsätzen zu stellen, dann gehört er zu den „Menschen, die mit Wissenschaft gar nichts anfangen können“. Wer sich sogar erlaubt, Forschungen über „Androgyne Autorschaft“, zu „transmedialer Narratologie“ oder „Artefaktphilosophie“ auf ihre Relevanz hin zu befragen, wird umstandslos als „Troll“ abqualifiziert.

Wie kam es eigentlich dazu, dass tatsächlich tausende meist in Geisteswissenschaften arbeitende Leute im Universitätsbetrieb stecken, dort nicht aufsteigen können, aber auch nichts produzieren, womit sie ihren Lebensunterhalt in der nichtstaatlichen Wildnis verdienen könnten? Für ihr Verhältnis zur staatlich alimentierten Sphäre gilt die schöne Zeile aus einem Song von The Gobi Desert Canoe Club: „We could not live together / and we could not live apart.“

Die Anfänge dieser Entwicklung hatte ich als Lehrbeauftragter im Inneren des Hochschulbetriebs beobachten können. In Bayern fing alles an – mit den Studiengebühren. Plötzlich gab es bei der Münchner LMU-Volkskunde kleinste Büros in Kellerverliesen, die in normalen Zeiten als Lager für ausrangierte Akten benutzt wurden. An deren Türen prangten plötzlich die Namen von bis zu fünf „Mitarbeitern“ – die meisten davon nicht Postdocs, sondern frisch Magistrierte, die eine Promotion erst anstrebten. Nach Einführung des Bachelor im Jahr 2010 verstärkten gar frische Absolventen dieses sechssemestrigen Schmalspur-Studiums den wundersamen Stellenzuwachs.

Grund der Stellen-Inflation: die vieldiskutierten Studiengebühren, die nicht nur einen Proteststurm gegen eine Re-Elitisierung der Universitäten auslösten, sondern – und dieser Aspekt wurde in der Öffentlichkeit wenig beachtet – den Lehrstühlen Geld in Fülle ins Haus schwemmten, das die Professoren nach Gutdünken ausgeben durften. Die meisten verwendeten es in ihrem ureigenen Sinne, getreu der Devise: „Je mehr Mitarbeiter ich habe, desto bedeutender bin ich“. Deswegen gab es auch kaum ganze, vielfach nicht einmal halbe Stellen, von denen sich halbwegs leben lässt, stattdessen 0,25-Stellen oder noch weniger. Auf diese Weise wurden ganze Kohorten von jungen Akademikern buchstäblich angefixt mit der Vorstellung, fast schon Universitätsdozent zu sein – und das natürlich für immer bleiben zu wollen. Ziel für über 90 Prozent: Professur. Dass diese Vorstellung völlig unrealistisch war, verdrängten die stellenschaffenden Professoren ebenso wie die stolzen Neu-Besitzer eines universitären Türschildes.

Als die Studiengebühren später kippten, ersetzte der Staat das nun fehlende Geld, zumindest teilweise. Es blieben also reichlich Mittel, die für die Menge der angelockten Akademiker zwar nicht zum Leben reichte, aber auch zu viel zum Sterben war.

Lange Zeit lief der Normalweg der Qualifizierung für einen Lehrstuhl so: Der Kandidat legt eine herausragende Dissertation vor und wird von einem Professor zu seinem Assistenten berufen. Auf dieser Stelle beginnt er, Studenten zu unterrichten und verfertigt seine Habilitation. In diesem System konnte es gravierende Engpässe für Habilitierte kaum geben, solange jeder Lehrstuhlinhaber quasi ein-zu-eins einen potentiellen Nachfolger ausbildete. Mit der neuen Stelleninflation entstand eine Erwartungshaltung, die das System aber unmöglich befriedigen konnte.

Nun schlägt die lange ignorierte Realität eben doch zurück. Ein ganzes Heer von Möchtegern-Professoren steht in fortgeschrittenem Lebensalter mit leeren Händen da. Hanna ist beleidigt und ruft nach der Nanny, die mit noch mehr Mitteln helfen soll – dem Staat. Da hat sich jemand selbstverschuldet in eine „Sackgasse“ (Hadmut Danisch) manövriert, will aber die Konsequenzen seines Handelns nicht tragen, sondern an die Gesellschaft outsourcen. Eigenverantwortung für das eigene Tun und Lassen scheint spätestens seit Corona nicht mehr zeitgemäß.

Universitäten im Schraubstock

Kurz vor den Corona-Lockdowns, als öffentliche Bibliotheken noch öffentlich zugänglich waren, fand sich in der Passauer Staatsbibliothek ein knallbuntes Heftchen mit dem Titel „campus passau 2/2019“, eine Art Marketing-Magazin von und für eine der jüngeren bayerischen Landesuniversitäten, Gründungsjahr 1973. Titel: „Uni­versitäten im Wettbewerb“.
Einen hervorragenden Einstieg in den Charakter einer Hochschule in Zeiten neoliberalen Sozialismus bietet Präsidentin Carola Jungwirth gleich im Editorial. Sie sagt dem Leser zwar nicht, über was sie forscht und lehrt (wer recherchiert, findet das Fach Betriebswirtschaftslehre), wirbelt aber ausgiebig mit ausgewählten Keywords. In der Kategorie Substantiv finden sich: Herausforderung, Zukunft, Ziel, Entwicklung, Plan, Strategie, Prozess. Bei den Adjektiven frohlockt es: zukunftsfähig, international, sichtbar, attraktiv, exzellent, wettbewerbsfähig, stark, innovativ, exzellent, gut, kontinuierlich, gemeinsam. Unübertrefflich die Verben: sein wollen, anstreben, fördern.

Wer diese Schlüsselbegriffe betrachtet, kann nicht mehr feststellen, welchen Inhalt der Text behandeln will. In der diversifiziertesten Gesellschaft, die es je gab, gilt das Motto der Gleichmacherei: Attraktiv, stark, exzellent – damit könnte auch eine Bäckerei werben, eine Beratungsgesellschaft oder ein Sportverein. Der Passauer Vizepräsident für Diversity und Qualitätsmanagement – ein Jurist – setzt dieser inhaltsleeren Marketingfloskelei die Krone auf, wenn er verkündet, er sehe sich selbst als Zebra, weil er am Kilimandscharo geboren wurde. Die Universität, so folgert er messerscharf aus dem eigenen Lebenslauf, brauche mehr Internationalität, mehr Mobilität, sprich: mehr Zebras.

Eine bemerkenswerte Mischung aus neoliberaler Marktvergottung und woker, dummerweise wirtschaftlich aber nicht verwertbarer Agendawissenschaft hat die Universität gekapert – und macht sie handlungsunfähig. Zwischen diesen Polen sieht sich die Institution eingezwängt wie in einer Schraubzwinge. Jeder ernstzunehmenden Forschung schnürt dieser Zustand die Luft ab. Daneben sind neuerdings Phänomene zu beobachten, die das wissenschaftliche Berufsethos zusätzlich unterminieren. Einige Beispiele:

Eine bekannte deutsche Kanzlerkandidatin warb für sich mit dem Qualitätslabel „Völkerrechtlerin“, womit sie dem staunenden Publikum suggerierte, eine gestandene Volljuristin zu sein, wo neben einem nicht vorhandenen Studienabschluss nur ein einjähriger Aufbaukurs in „Public International Law“ vorliegt. Für eine angefangene und nie (zumindest von ihr selbst) beendete Promotion an der FU Berlin reichte das trotzdem. Warum eine Promotion, wenn jemand erkennbar gar nicht in der Wissenschaft arbeiten will? Auch diese Frage gilt heute vielen als empörend – und nicht die Praxis, den Doktortitel nur als Lametta für die Karriere mit möglichst geringem Aufwand abgreifen zu wollen. Mancher Corona-Warner renommiert als „Mediziner“ und „Epidemiologe“, wo er lediglich „Public Health Studies“ betrieben hatte, eine Art Kulturwissenschaft für medizinnahe Bereiche. Solche Aufhübschungen des Lebenslaufs liefen früher unter dem Begriff Hochstapelei.

Ständig ploppen neue Forschungsfelder auf, „Kritische Migrationsforschung“ etwa (die konsequenterweise Migrationsförderung heißen müsste), denen manche Medien nur allzu gerne eine große Bühne bieten. Dabei handelt es sich durchweg um Expertisen, die es im universitären Disziplinen-Portfolio nach Humboldts Ideal eigentlich nicht gibt. In dieser Welt ist man Historiker, Soziologe, Ethnologe, Theologe, niemals aber Populismus- oder Rassismusforscher – ein durchschaubarer Etikettenschwindel zum Zwecke der Popularisierung politisch erwünschter Meinungen.

Wenn der 25-jährige Ethnologie-Absolvent ein Türschild an einem fensterlosen Kellerloch ergattert hat, das er als „Büro“ auf einer ⅙-Stelle mit fünf anderen Mitarbeitern teilen muss, präsentiert er eine Vita, die darin besteht, dass er studiert hat, über eine „Publikationsliste“ verfügt, für seine Magisterarbeit ist „in Vorbereitung“ vermerkt (also: nichts). Außerdem „Forschungsschwerpunkte“, die einem Weltstar vom Rang eines Pierre Bourdieu zur Ehre gereicht hätten: „Anthropologie des Politischen (Demokratie und Kultur); Medienethnographie (Repräsentation und multimediale Kommunikation); Science and Technology Studies (Wissenschaft-Technologie-Politik); Wissenschafts- / Erkenntnistheorie (Wissenssoziologie, Sozialkonstruktivismus).“

Zur Stelleninflation kommt eine furchterregende Inflationierung akademischer Standards, die logischerweise einhergeht mit einer Entwertung der Inhalte: 30.000 Doktortitel stößt die Deutschland AG jährlich aus. Bei manchen ist die Halbwertszeit allerdings knapp bemessen, wie ein jüngstes Beispiel aus dem Bundeskabinett zeigt. 19.839 Studiengänge zählte man in Vor-Corona-Zeiten hierzulande – Tendenz: rapide steigend. Beispielsweise „Caritaswissenschaft und werteorientiertes Managment“ (Universität des Bayerischen Waldes in Passau), „unterstützt von ICUnet.AG mit Blick auf einen hochwertigen Customer-Centricity-Ansatz“. Nicht zu vergessen der Umstand, dass bald jede Hundehütte aus Prestigegründen für sich in Anspruch nimmt, ein Ortsschild mit der Aufschrift „Hochschulstadt“ aufstellen zu dürfen.

Was schließlich der Erziehungswissenschaftler Peter J. Brenner in seiner Analyse der „Generation Baerbock“ konstatiert: „Die Universitäten sind zum Aufwärmbecken für Karrieren in der Politik, in staatsalimentierten NGOs sowie in den Medien geworden“ – lässt sich vielfach belegen.

Manche, aber eben nicht alle schaffen es von der Universität in einen anderen staatlich geförderten Bereich. Wenigstens sind sie dann dem Kellerverlies entkommen. Ein Doktorand der Ethnologie etwa wählt sich ein Ökodorf als „sozial-ökologisches Modellprojekt“, „in dem nachhaltige Lebensstile gelebt werden“, zu seinem Forschungsfeld, von dem er Antworten auf die Bedrohung durch den Klimawandel erhofft. Unmittelbar nach Abschluss seiner akademischen Qualifikationsarbeit bearbeitet derselbe als Projektmanager bei der Berliner „Denkfabrik“ adelphi im Auftrag des Bundesumweltministeriums das Themenfeld „Prozessoptimierung, Kommunikation und Mobilisierung im (kommunalen) Klimaschutz“.

Diese wahre Geschichte einer Doktorwerdung wirft ein bezeichnendes Licht auf die gezielte Ökonomisierung von „Forschung“ durch den Forscher und stellt die grundsätzliche Frage nach dem Kern akademischer Praxis: Schreibt jemand eine universitäre Abschlussarbeit im 21. Jahrhundert aus wissenschaftlicher Neugier? Oder als themenspezifische Bewerbung für den Einstieg in eine lukrative halbstaatliche Berufskarriere? Der gesamte Sprachduktus erwähnter Dissertation, schon ihr normativer Titel „Vom neuen guten Leben“, spricht für letzteres. „Generell plädiere ich dafür, potentielle Allianzen stärker wahrzunehmen und bewusst zu verstärken“, heißt es dort. Das ist Politikberaterprosa. Mit Forschung hat es nichts zu tun. Sinn und Zweck der Gesellschafts­wissenschaften ist es nun einmal, Lebenswirklichkeiten einer kritischen Analyse zu unterziehen. Wer verlautbaren möchte: „Die Unverhältnismäßigkeit der Förderung von Forschungsschiffen und Zukunftsautos gegenüber sozialen Initiativen kritisiere ich“, sollte sich zu seiner Berufung als Lobbyist bekennen, statt unter der irreführenden Flagge „ethnographische Dissertation“ zu segeln.

Alle diese fortgesetzten Angriffe auf das Wissenschafts-Ethos muss bedenken, wer die Aufregung um eine einfache Wahrheit verstehen will, die nichts anderes verkündet als: Nicht jeder Student kann Professor werden. Letztlich hat diese banale Tatsache zum Twitter-Aufstand im Namen Hannas geführt, der ohne die inzwischen zum Mainstream mutierte linke Anspruchshaltung nicht verständlich ist.

Wer ist eigentlich Hanna?

Schaut man nach, wer hinter der Kampagne #IchbinHanna steht, ist das Ergebnis ziemlich deutlich: Es sind die üblichen Verdächtigen, die urbanen Anywheres, die auf Twitter und eigenen Homepages keine Gelegenheit auslassen, ihre gute Gesinnung zu demonstrieren. Da ist die Literaturwissenschaftlerin, die ein „Lehrexperiment #RelevanteLiteraturwissenschaft“ initiiert hat – „über die Repräsentation von Frauen und Minderheiten im literarischen Feld, über Kanon und #DieKanon, #metoo, #metwo und #mequeer“.

Da haben wir den alerten Mittelalter-Historiker, der mutig „gegen rechts“ kämpft, etwa bei der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg mit einem Vortrag mit dem kryptischen Titel „Das rechte Mittelalter oder das Mittelalter der Rechten?“ (Hauptsache gegen rechts, das versteht jeder), außerdem in einem aufklärerischen Workshop „Das YouTube-Mittelalter – weiß, misogyn und rechts-konservativ? Mit einem Ausblick auf Vimeo und BitChute.“

Da äußert sich schließlich der Professor of Global History, prototypischer Anywhere in „New York/Bodø/Aschaffenburg” (Twitter-Profil), der „Gedanken zum aktuellen Zeitgeschehen“ bloggt („Moria, oder: Das Versagen eines europäischen Traumes“), „vornehmlich zu Themen wie Migration, Nationalismus“ (Überraschung!), und der ansonsten schwer Dechiffrierbares produziert: „Es ist m.E. wichtig mehr #Diversität u. #Gerechtigkeit an dt. Unis u. HS zu schaffen u 1 transparentes #Leistungsprinzip durchzusetzen.“ (Das „Leistungsprinzip“ des Global-Historikers scheint korrekte Orthographie nicht zu umfassen.)

Das im Namen Hannas aufmuckende akademische Prekariat an den Hochschulen zählt in seiner großen Masse zu den stärksten Unterstützungstruppen der politischen Linken und speziell der Grünen. Denn auf diesen Kräften ruht die Hoffnung auf noch eine staatliche durchfinanzierte Initiative, noch eine NGO, noch ein Forschungsverbund, der irgendwie die Flucht aus dem Unikeller mit vierzig möglich macht. Wie die Sicht auf die Welt außerhalb der urban-akademischen Blasen beurteilt wird, hatte die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt jüngst gezeigt: Bei insgesamt 41 Wahlkreisen verfehlte Bündnis 90/Die Grünen in 32 Fällen die Fünf-Prozent-Hürde, manchenorts spektakulär deutlich. Nur durch hohe Stimmenzahlen in den Universitätsstädten Magdeburg und Halle/Saale schaffte die medial messianisch gefeierte Partei knapp den Einzug in den Landtag.

Insofern muss man #IchBinHanna wohl lesen als Aufschrei derer, die sich jahrelang einem politischen Milieu angedient haben – und jetzt darauf bestehen, bei der Ernte nicht übergangen zu werden.

Nebenbei bemerkt will #IchbinHanna dem Publikum auch noch einen Bären aufbinden: Da plant eine Gruppe generalstabsmäßig eine Hysterie-Welle („Aufschrei“ laut Tagesspiegel), um anschließend wahrheitswidrig zu behaupten: „#IchbinHanna ist ein spontan entstandender Twitter-Trend“.

Dabei vermeldet Sebastian Kubon, einer der Initiatoren dieses „spontanen“ Zorns, auf Twitter öffentlichkeitsaffin die durch ihn bewusst vollzogene Gründung des Hashtags:

Das @BMBF_Bund verschleißt befristete Wissenschaftler_innen und verhöhnt sie auch noch. Zur Erinnerung, dass das WissZeitVG sich gegen Menschen richtet, gebe ich dem wiss. Prekariat ein Gesicht: #IchbinHanna. #95vsWissZeitVG
— Sebastian Kubon (@SebastianKubon) June 10, 2021

Und nicht nur das. Unter 95vswisszeitvg.wordpress.com hat Kubon mit seinen Mitstreiterinnen Amrei Bahr und Kristin Eichhorn eine Homepage eingerichtet, die ihre einschlägigen Aktivitäten seit November 2020 penibel dokumentiert. „Spontan“?

Die fiktive Hanna des Bildungsministeriums ist übrigens Biologin. Bei jenen Lautsprechern, die sich jetzt aufregen, handelt es sich fast durchweg um Literaturwissenschaftler, Historiker und Philosophen, heute überwiegend als „Agendawissenschaftler“ (Sandra Kostner) tätig.

Bundesbildungsministerin Karliczek, eine ausgebildete Hotelfachfrau, die durch gute Vernetzung in der NRW-CDU auf den Kabinettsposten kam, verkündete gerade, sie würde den Job als Wissenschaftsministerin gern weitermachen. Nach vier Jahren kenne sie jetzt „die Stellschrauben“. In gewissem Sinn stimmt das sogar. Sie schob im Juni 2020 mit 40 Millionen Euro den „Forschungsverbund Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ an, der nach ihrer einführenden Rede nicht voraussetzungslos forschen, sondern der Politik „relevante Antworten“ liefern soll. Natürlich brennen die prekär beschäftigten Akademiker darauf, zu liefern, was immer der Geldgeber wünscht – wenn es dafür nur einen unbefristeten Vertrag und damit Schutz vor Alterselend gibt.

Aber selbst zehn neue Forschungsverbünde würden nicht für alle Hannas reichen, die von unten nachwachsen. Wer sich unter ihnen für Dialektik interessiert, der weiß, dass die Solidarität nur im Twitter-Hashtag existiert. In der Realität ist jeder einzelne ein erbitterter Konkurrent um die immer zu knappen Ressourcen. Schöner als bei #IchbinHanna sind Wokismus und Neoliberalismus einander noch nie begegnet.

Jürgen Schmid ist Historiker und freier Autor.

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

28 Kommentare
  • Joseph
    26. Juni, 2021

    Agenda Punkt aus “4 Fäuste gegen Rio” von 1984 mit Bud Spencer und Terence Hill:

    “Über die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine.”

    Und die heutige Intelligenzia produziert Forschungsergebnisse mit gleichem Mehrwert. Siehe Sokal-Debatte und Sokal Squared.

    Mich ärgert der Zusammenhang von Angebot und Nachfrage auch. Führt er doch dazu, dass ich partout den bei EBay Kleinanzeigen inserierten Schalter für ein Auto nicht loswerde.

    Bin ich jetzt Hanna, irgendwie? Bei wem kann ich mich beschweren?

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  • Oskar Krempl
    26. Juni, 2021

    Ich denke, da kann ich aus eigener Lebenserfahrung ein paar Takte mitreden. Ich habe vor ein paar Jahrzehnten Genetik studiert und mit einem Magister der Naturwissenschaften abgeschlossen. Das war zu Studienbeginn so ziemlich esoterisch (1. Jahrgang nach der Diplomordnung) wurde dann aber rasch durch einen weiteren Standort verindustrialiert im Sinne, dass in großen Mengen Akademiker produziert wurden, die allerdings niemand in diesen Mengen gebraucht hat, zumal dann noch zusätzlich der Staat mit seinen gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür gesorgt hat, dass hierzulande in relevanten Bereichen gar keine Forschung möglich war.
    10 Jahre später gab es dann das Wehklagen der staatlichen Idioten man sei gegenüber anderen Staaten so sehr nachhinkend (der Volksmund sagt ja so trefflich der Fisch fängt beim Kopf zu stinken an).
    Somit war ich in einer Position, dass das, was ich machen wollte, ich nicht konnte und das, was ich durfte, nicht wollte. Also habe ich in die IT (hieß damals EDV, auch als «Ende der Vernunft» bekannt) umgesattelt und bin dabei geblieben.
    Mein Fazit lautet Karriere ist nicht planbar. Der staatliche Schwachsinn, Absolventen in rauhen Mengen zu produzieren, zumal auch noch in Bereichen, die absolut niemand braucht (Geisteswissenschaften), führt nur zu Verschwendung von Geld, Mittel & Leben und produziert nichts als Elend.
    Jeder darf in einer freien Gesellschaft, im Unterschied zu einer Planwirtschaft, selbst entscheiden ob und was man studieren möchte. Will man später davon leben können, sollte man auch auf den Markt der Arbeitswelt schauen oder keinerlei Rückgrat haben und zum «Urmundküsser» mutieren.
    Die einzige Garantie im Leben ist, dass selbiges irgendwann mal zu Ende geht.

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  • Gast
    26. Juni, 2021

    Bei Lichte betrachtet handelt es sich durch die Bank um sinnlose Bullshit-Jobs, die halt akademisch angestrichen sind und vom Steuerzahler alimentiert werden. Es ist eine Frechheit, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Typ:*-Innen erwarten, für ihren Müll bis zur Rente weiterversorgt zu werden. Niemand hat sie gezwungen etwas zu studieren, das sie nicht ernähren kann – vielmehr drängt sich geradezu die grausame Wahrheit auf: Zum Arzt oder Ingenieur oder gar Physiker hat’s halt im Oberstübchen nicht gereicht und damit basta.
    Ein wunderbares Beispiel solcher Wracks hat der gnadenlose Blogger Danisch beschrieben: https://www.danisch.de/blog/2016/09/06/wenn-geisteswissenschaftler-erdbeeren-pfluecken/

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    • Gast
      27. Juni, 2021

      Der Post von Danisch stammt aus 2016. Inzwischen hat sich das Problem potenziert, mit Gewalt werden inzwischen Quotentussen und Gender-Ideologinnen massiv in die MINT-Fächer gepumpt mit der Folge eines rapiden Qualitätsverlustes, m.W. nach gibt es im internationalen Ranking nur noch eine deutsche Universität, die nicht unter ferner liefen im 3-stelligen Bereich dümpelt. Beginnend in USA pfeiffen große Firmen inzwischen auf Universitätsabschlüsse und gekaufte Fleischerdiplome à la Baerbock, sondern bilden selbst aus.
      https://www.danisch.de/blog/2021/06/27/eine-kaderschmiede-fuer-coder/#more-43818
      Kleinere Mittelständler lösen das Problem anders: Da sie ihre Lehrstellen und hochqualifizierte Praktikerjobs hier nicht mehr besetzt bekommen, machen sie den Laden in Dummschland ganz zu und in Ungarn oder Polen wieder auf, so wie jüngst ein wichtiger VW-Zulieferer.
      Weiter so!

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    • S.J.
      28. Juni, 2021

      «Zum Arzt oder Ingenieur oder gar Physiker hat’s halt im Oberstübchen nicht gereicht und damit basta.»

      Höre ich hier einen Hauch von Geistesferne, ja, Geistesverachtung heraus? Unseren Vorfahren galten historisches und kulturelles Wissen noch viel. Sie hingegen scheinen den nicht-naturwissenschaftlichen Teil des Oberstübchens gleich gänzlich schließen zu wollen. Solcherart gebildet, erträgt man dann auch das geistferne Gestammel eines Herrn Danisch.

      Schmids Artikel liefert hierzu freilich eine Steilvorlage: Natürlich ist es leicht, bei jammernden Hilfswissenschaftlern irgendwelche Bullshit-Dissertationen zu woke-Themen zu finden und diese der Lächerlichkeit preizugeben. Aber soll ernsthaft behauptet werden, dass das alle betrifft, die im akademischen Prekariat gelandet sind?

      Ziemlich wohlfeil auch der Hinweis, man könne sich doch mal mit seinen Aufsätzen auf dem freien Markt versuchen. Ja, kann man. Vielleicht findet sich ein Verlag, vielleicht finden sich sogar ein- oder zweitausend Käufer und der Buchautor ist mit den Früchten monatelanger Arbeit um rund zweitausend Euro reicher geworden. Boah! Der Markt wird’s richten, deswegen sind die zu Dienstleistern der Wirtschaft verkommennen Universitäten heute ja auch so wunderbar unabhängig.

      Ich schätze Publico als intelligenten Blog. Dieser Artikel ist leider nicht ganz auf der argumentativen Höhe, die ich hier gewohnt bin.

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      • willi
        29. Juni, 2021

        Aber auch Sie betreiben grade unterstellende Selektierung dessen, was der Autor offensichtlich kritisch beleuchten wollte. «Zu mehr hat’s nicht gereicht» bezieht sich eindeutig auf die entsprechenden kritisierten Posts derer, die sich da als Opfer angeblich mangelnder finanziell beruhigend ausgestatteter Altersruheplätze für aktuelle oder einstige Studenten mit Nachfragenotstandshintergrund kennzeichnen.
        Richtigerweise sprechen Sie an, dass dies nicht automatisch sämtliche Geisteswissenschaften in Zweifel ziehen sollen dürfte und die wenigen Beschwerdeführer stehen ja auch nicht unbedingt für eine Mehrheit. Insofern ließe sich eine der Ursachen der vorgetragenen Beschwerden sicher auch im jeweiligen Individuum erkennen. Zu Recht jedoch weist der Autor mit seinem Artikel auf das Problem geradezu zeitgeistlichen Jammerns auf hohem Niveau hin, das erkennbar insbesondere Menschen der angeblich oder scheinbar höheren Qualifikationsebenen kennzeichnet, sobald mal etwas nicht nach ihren Wünschen läuft. Diese berechtigte Kritik sollten Sie nicht mit ihren Unterstellungen einer Intention untergraben, die beim Autor erkennbar nicht gegeben ist. Der Autor weist zu Recht dieses Jammern in Schranken, denn jeder der sich für geisteswissenschaftliche höhere Qualifikation entscheidet, sollte auch die entsprechenden Grundlagen dafür mitbringen, zu erkennen, ob und wieviel davon tatsächlich im «Markt» gebraucht wird und ob bei dem jeweiligen selbst auch die Grundlagen für höhere besondere geistig-wissenschaftliche Forschung und Erkenntnis vorliegen. Der Artikel kennzeichnet deutlich, dass insbesondere bei vielen jener, von denen man auch «Höheres» erwarten dürfte, weil sie selbst sich so kennzeichnen, höhere Eignungen nicht vorhanden sind. Und erschreckend ist auch, dass mit Qualifikation oder vielmehr erkennbarer Scheinqualifikation die Fähigkeit zu einer Flexibilität, die man denen (Erdbeerpflückern), auf die man meint derart herablassend arrogant herunter gucken zu dürfen, während man selbst ohne Verschulden Anderer (!) gerade auf dem Amt um Hilfe zum Lebensunterhalt ersucht, aus dem studierten Elfenbeinturm so gerne zuordnet. Das ist ein niederes Verhalten, das eigentlich sofort bestätigt, was man dazu vermutet. Diejenigen, die sich hier auf der zeitgeistlichen Welle des ausschließlich über virtuelle Shitstorms zu erreichenden Zieles so demonstrativ als Opfer von irgendwas stilisieren, weil sie im Studium erlernt haben, dass wir unter genau solchen «Geisteswissenschaftlern» eine Opfermodusgesellschaft geworden sind, wo ein Opfer nur den Opferstatus beanspruchen muß, damit ihm sofort und bedingungslos an Eigenverantwortung, auch einmal physische produktive Arbeit ausüben zu müssen, um sich selbst zu ernähren, statt pauschal von allen Erdbeerpflückern der Welt alimentiert werden zu müssen, sind eben nicht Opfer sondern arrogant abgehobene Nichtsnutze, die mit diesem Verhalten die Erinnerung an den Fleiß und die tatsächliche Opferstellung der Aufbaugesellschaft der Nachkriegsjahre sowie den Fleiß und die Mühen so vieler «unstudierter Dummer» die da draussen täglich in prekären Niedriglohnjobs mit solchem Wohlstandsgejammere den Unterhalt der Geisteswissenschaftler die es «geschafft haben» auch noch stemmen müssen, schrecklich sabotieren. Sie beweisen mit ihrem Gejammere geradezu die eigene Uneignung für Höheres im Geiste, Basta!
        Deshalb muß nicht am System etwas falsch sein, sondern an den Beteiligten. Studierende aller Länder vereinigt Euch und prüft, zu was Ihr eigentlich geeignet seid. Es reicht nicht, sich für Besseres und Höheres zu halten, wenn die Basis dafür nicht existiert. Die Thematik spiegelt nur eine gesellschaftliche Entwicklung und ja, da werden, nicht weil andere Schuld sind sondern weil wir seit den guten Alt68ern eine verweichlichte Jammer- und Opfergeneration nicht verhindert haben, noch tausende eigentlich für Höheres Ungeeignete mit 40 erkennen müssen, dass der schreckliche tatsächliche Fachkräftmangel im Handwerk, in sozialen Berufen und in Naturwissenschaften existent ist und in Geisteswissenschaften – ohne sie zu disqualifizieren, nie Mangel herrschte, auch wenn viele Ideologen rund um das linksgrüne Spektrum dies schon seit den Tagen des Zentralkomitees und noch mehr mit den einstigen Eliten danach propagierte, um den naturwissenschaftlich erfolgreichen Kapitalismus zu bekämpfen. Schon Oma wußte, weniger labern sondern anpacken! Während manche dauernd mit den Händen in den Taschen rumstehen – um im Erdbeerbild zu bleiben – um sich von «Drittmitteln» schnell das so sehr «verdiente» Erdbeerkörbchen im Supermarkt zu kaufen, schuften da draussen MENSCHEN für genau diese Leistung. Sie sind einfach nur peinlich solche «Hochstudierten» und das, weil sie nicht einmal mehr diese Peinlichkeit erkennen können. Da sind Menschen an der hart arbeitenden Basis gradezu regelmäßig «geistig» schon viel weiter!

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        • Werner Bläser
          1. Juli, 2021

          Die Geisteswissenschaften zehren immer noch vom Ruhm eines Max Weber, Vilfredo Pareto, Norbert Elias, Karl Popper (1969 emeritiert), solchen Kalibern. Das waren allerdings Zeiten, in denen relativ wenige diese Fächer studierten. Inzwischen studiert jeder Hinz und Kunz die «Schwafeldisziplinen», der bei sich selbst fühlt, dass er eigentlich zu nicht allzu viel Nützlichem zu gebrauchen ist, auch nicht recht weiss, was er will, sich aber gut (vor allen Dingen: sprachlich kompliziert) ausdrücken kann.
          Als Student im höheren Semester habe ich mit einem Kommilitonen damals im angesoffenen Kopf eine Art Test gemacht: wir verfassten eine völlig lächerliche, absolut unverständliche Seminararbeit, die aber mit den üblichen Sprachversatzstücken aus den Sozialwissenschaften gespickt war; es gab keinerlei sinnvollen Zusammenhang zwischen den Fachtermini.
          Verängstigt gingen wir später zur Besprechung beim Professor, mit allerlei vorgefertigten Entschuldigungen. Aber das war überflüssig. Der Professor fand die Arbeit grossartig.
          (Ich versichere, das ist kein erfundenes Histörchen, sondern wirklich so passiert.)
          – Was erwartet man denn, wenn man die Tore der Alma Mater für möglichst breite Bevölkerungsschichten öffnet, die Anforderungen senkt, den Leistungsgedanken im Bildungswesen verteufelt zugunsten angeblicher «sozialer Kompetenzen» (siehe dazu beispielhaft «Auf der anderen Seite», in ‘bpb’, 2.4.2008, Interview mit H. Oberreuter, oder S. Neckel et al., «Das umkämpfte Leistungsprinzip», in ‘WSI Mitteilungen’ 7/2005). Dass die Mehrzahl der Studenten mehr leistet, als sie muss?
          Meine eigenen Studenten waren im Seminar nur noch bereit, etwa die Hälfte der Literatur zu bearbeiten, die wir selbst als Studenten hatten durchackern müssen. Gar Empirie? Statistik? Keine Chance, ihnen das nahezubringen. So etwas ist schwierig und behindert nur den freien Flug des Gedankens.
          Es machte sich, in Deutschland spätestens beginnend in den 80iger Jahren, eine Atmosphäre breit, in der in Seminaren bei allen Themen nur noch gefragt wurde, wo ist in einem Konflikt, in einem Prozess, «der gute Akteur», wo «der Schlechte». Fakten, Grau-Schattierungen, interessierten zunehmend weniger. Malcolm Bradbury hat in seinem brillanten Roman «The History Man» von 1975 diesen Typ durchideologisierten Akademiker wunderbar parodiert.
          Wie soll man es denn verhindern, dass sich kleine Geister durchsetzen, wenn es viel leichter ist, mit der «korrekten» moralischen Haltung zu reüssieren, als mit schwierig zu erwerbenden Fachkenntnissen? Die unbrauchbaren Schwafler wurden ja geradezu herangezüchtet. Und sind die einmal an den Schaltstellen, ziehen sie andere gleicher Art nach.
          Ich sehe schwarz für die Sozialwissenschaften.

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  • Red Herring
    26. Juni, 2021

    Die geschilderte Problematik ist lösbar, wenn man mit der Auswahl eines wohlsituierten Elternhauses eine glückliche Hand bewies. Dann kann man bei der Klimapartei Kanzlerinnenkandidatin werden und flutscht – im Falle mangelnder Akzeptanz seitens unwoker Wählergruppen – in ein Ministerinnenamt. Avanti dilettanti.

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  • Thomas
    26. Juni, 2021

    Nun schlägt die lange ignorierte Realität eben doch zurück.

    Das tut sie immer.
    Übrigens gilt das nicht nur für das akademische Prekariat.

    Bei einer rasanten Kultur-Evolution (das historisch einzigartige Experiment) erheben die „Wir“ das Prekäre schlechterdings zur Mode. Es ist eine Frage für Fachleute, wie man das den Bewohnern verkauft und wie man sie bei Laune hält. Von Teilen der Bevölkerung werden die Maßnahmen begrüßt, weil die sich die Beseitigung von Missständen in Staat und Gesellschaft erhoffen. Manche Leute finden keine Lehrstelle, keinen Arbeitsplatz oder keine Professur.
    Nun, manche Leute finden nicht einmal etwas Gescheites zum Lesen.

    Die Realität eines Menschen halte ich für das Ergebnis seiner eigenen Erfahrungen und jener Kräfte, die über die Wellen eines Raumes verfügen und die entscheiden, was Menschen über den Zustand der Welt erfahren sollen. Oder dürfen. Manche Menschen suchen auch von sich aus nach dem, was sie erfahren möchten, andere Menschen interessieren sich nicht für Realität. Und manche Leute beschäftigen sich beruflich mit Realität.
    Aus starken und schwachen Wechselwirkungen entsteht wohl bei jedem Menschen so etwas wie Realität. Mal im Beruf, mal in der Umgebung, mal privat zu Hause, mal mehr oder mal weniger. Die Wechselwirkungen selbst bleiben den meisten Menschen wohl eher verborgen.

    Wer etwas tiefer in die Realität blicken will, der kann zum Glück Publico lesen. Was man da liest, ist freilich nicht immer erfreulich, aber immer lesenswert. Es sind belastbare Bausteine für Realität.
    Danke.

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    • Frank Danton
      27. Juni, 2021

      Ein Kommentar der zum Weiterdenken anregt. In der Realitätserfahrung, -verweigerung und modifizierung könnte der Erklär-Schlüssel liegen für den Verlußt von gesundem Menschenverstand. Das fängt ja beim Selbstbild an und hört, nicht zuletzt, bei der Wahrnehmung blubbernder Geräusche auf. Was fehlt ist die Unterscheidung zw. denen die sich in dieser Wahrnehmung manipulieren lassen, oder selbst manipulieren, und solchen die an deren Wahrnehmung verzweifel. Was ich sagen will, der Mensch hat seit dem homo naturalis begriffen, dass nur wenn man sich auf ein und die selbe Realität einigt das Chaos ausbleibt (das ist sogar ohne Einigung im Tierreich sehr evolutionsfördernd), aber dieses Prinzip hat sich auf einer bestimmten Ebene der Gesellschaft, wie soll ich sagen, es hat sich mit dem Anti-Prinzip aufgelöst. Warum? Es kann ja kein Nuturphänomen sein. Es muß etwas mit Überforderung und Zivilisation zu tun haben, aber jetzt wird es zu theoretisch. Danke für ihre Inspiration und die von Publico.

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      • Thomas
        28. Juni, 2021

        Sehr geehrter Frank Danton. Ich danke Ihnen sehr für diese Gedanken.

        Die einen wollen die Welt nun mal so sehen, wie sie ist, und die anderen wollen die Welt so sehen, wie sie sein sollte. Das sind erhebliche politische Gräben. Daher bin ich anderer Ansicht, was die Idee betrifft, dass nur bei einer Einigung auf dieselbe Realität [!] das Chaos ausbleibt (Sprachbarriere, Biographie, Intention und/oder Information der Beteiligten setzen dem beträchtliche Schranken). Aber da ich bei Schwierigkeiten den Lösungsansatz der freien Debatte bevorzuge, halte ich auch Ihren Ansatz für durchaus erwägenswert. Wobei ich die Einigung auf die Verwendung eines gemeinsamen Begriffes [!] für etwas Gleiches und die Verwendung anderer Begriffe für etwas anderes bereits für einen beträchtlichen Fortschritt in den Debatten hielte.
        Aber vorher kann nach meinem Dafürhalten einzig die Freundlichkeit (oder Menschenliebe), die Barrieren zwischen den Lagern überwinden. Dabei gälte es, die Spaltungen zu heilen, und nicht etwa sie zu überwinden. Die Gleichmacherei halte ich für den falschen Weg. Nur Toleranz und Demut kann die Unterschiede aushalten, Kränkungen verwinden, Unzufriedenheit ertragen, Ungeduld bezähmen. Es bräuchte Geduld und guten Willen, und die Geduld wird in hysterischen Zeiten naturgemäß müde. Das macht der gute Wille nicht wett. Die Ersatzvergötterung von Jugend hat eben grundlegende Tücken. Und das eben auch für die Strukturen des Staates. Und alles zusammen beginnt wohl wirklich beim Selbstbild, ja.

        Ein sehr schönes Beispiel für das Naturereignis Alt/Jung hat übrigens mal der Kästner Erich erzählt.
        https://erinnerungsort.de/lied/gordische-knoten-der-rezitation/
        Ein Baustein.

        Mit freundlichen Grüßen,
        Thomas

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        • Frank Danton
          29. Juni, 2021

          Man merkt, dass Sie ein sehr reflektiertes Weltbild haben, dass Sie gefeit sind von der Vereinnahmung gesellschaftlicher Zwänge und Denkweisen. Mit einer leichten Übertreibung würde ich behaupten, dass Sie die Zusammenhänge sehen, die nicht erst mit der Menschwerdung, sondern seit Begin des Daseins überhaupt miteinander verkleister sind. Dieser Anspruch, die Dinge in ihrer Ganzheit zu sehen, mit all ihren Verbindungen, ist nicht nur ein veritabler Zeitvertreib. Und weil Sie vielleicht gerade Zeit haben, noch eine Frage hinterher. Wieso sehen Sie die Welt so wie Sie sie sehen, und warum sehe ich diese vielleicht ebenso, aber viele andere anders? Kann man diese Verschiedenheit herunterbrechen indem man sagt, die Realität ist nichts weiteres als die Lebenserfahrung gepaart mit den Gefühlszuständen des Individuum? Das würde aber bedeuten, dass Sie wie ich mit dem selben Gefühlszustand die Gesellschaft beobachten. Das kann nicht sein. Es ist bekannt, dass Menschen mit Angststörungen bestimmte Realitätserfahrungen ganz anders wahrnehmen als Menschen die angstresistent sind.
          Mein Ansatz war, dass Menschen manipulierbar sind in ihrer Wahrnehmung, aber eben nicht alle. Was, frage ich mich, ist der Unterschied zwischen denen, die mit Angst, Druck, Panik und Hysterie nicht nur ihr Selbstbild verlieren, sondern keinerlei Kraft aufwenden können, aus dieser Gefühlswelt zu entkommen, und denen, die sich davon nicht beeindrucken lassen? Man kann das nur ansatzweise damit erklären, dass es verschiedene Sozialisationen, Existenzängste und Bildungsniveaus gibt. Denn spätestens wenn die Realitätsverschiebung zur Selbsverstümmelung, oder gar Selbstmord führt, sollte, bei gesunden Menschen, doch so etwas wie der gesunde Menschenverstand die Wahrnehmung justieren. Anscheinend ist dieses Selbsterhaltungsprinzip aber bei der Masse nicht mehr vorhanden. Aus der Realitätsmanipulation entstand eine Realitätsverweigerung. Worin liegt aber die Unterschiedlichkeit der Menschen in diesem, so wesentlichen Verhaltensmuster? Hat es etwas mit der Abstraktion zu tun?
          Gruß

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          • Thomas
            30. Juni, 2021

            Sehr geehrter Frank Danton.

            Leider bin ich nur ein alter weißer Mann. Und Sie stellen Fragen, die wohl nur ein Fachmann korrekt beantworten kann. Hierzu kann ich als Laie nur ausdrücken, wie sich das bei mir zusammenfühlt. Der Beginn des Daseins ist Gefühl.

            „Mein Ansatz war, dass Menschen manipulierbar sind in ihrer Wahrnehmung, aber eben nicht alle.“

            Das kommt auf die Umstände an. Die Sache beginnt nämlich bereits beim Begriff „Manipulation“:
            https://de.wiktionary.org/wiki/manipulieren

            Streng genommen, manipuliert mich selbst mein Arzt, wenn er mir andere Ernährungsgewohnheiten empfiehlt; oder meine Frau, wenn sie mir empfiehlt, dieses zu tun oder jenes tunlichst zu unterlassen. Es kommt dann immer darauf an, dass ich demjenigen, der mir etwas empfiehlt, der etwas von mir verlangt oder der fordert, dass ich etwas unterlasse, dass ich demjenigen im Grunde meines Herzens vertraue. Und dass ich entweder das Empfohlene oder das Befolgen des Empfohlenen einsehe. Im günstigen Fall handelt es sich also um ein gegenseitiges Verhältnis der Zuverlässigkeit.
            https://de.wiktionary.org/wiki/Vertrauen

            Ist dieses Vertrauen gestört, kann ich mit meiner Frau darüber reden oder mit meinem Arzt. Ist das Verhältnis zerrüttet, dann kann ich mir einen anderen Arzt suchen oder eine andere Frau. Aber einen anderen Staat werde ich mir mit Sicherheit nicht suchen. Wer mir das empfiehlt, der … hat ein merkwürdiges Staatsverständnis.

            Es stimmt, dass zwei Menschen nicht mit demselben Gefühlszustand die Gesellschaft beobachten können. Wenn zwei Menschen die Gesellschaft beobachten, dann haben sich ja noch nicht einmal dieselben Fingerabdrücke. Die Realität ist unendlich viel mehr, als die Lebenserfahrung, gepaart mit den Gefühlszuständen des Individuums.

            Störungen sind der Unterschied zwischen Wunsch (Plan) und Wirklichkeit. Stimmt etwas nicht, dann sucht sich das menschliche Gemüt ein Ventil. Will ein Mensch dem dann nachhelfen, etwa mit Cannabis, Tabletten oder Schnaps, dann kommt meist etwas Neurotisches dabei heraus. Ob das nun Angst betrifft, Sehnsucht, Beklemmung, Begehren, Furcht, Sorge, Verlangen, Phobie, Panik: Das Ersehnte (oder Befürchtete) und die Realität sind so gut wie immer zweierlei. Der Mensch ist fähig, sich die Dinge schönzu…denken oder schönzureden. Oder schlechtzureden. Man kann dann auf den gutgemeinten Plan verweisen. Aber auch eine lang ignorierte Realität schlägt eben irgendwann zurück. Und da sind wir wieder beim Artikelthema.

            Ich empfehle die freie Debatte, gegenseitige Freundlichkeit, Toleranz und Demut.

            „Anscheinend ist dieses Selbsterhaltungsprinzip aber bei der Masse nicht mehr vorhanden. Aus der Realitätsmanipulation entstand eine Realitätsverweigerung.“

            Wer Mäuse fangen will, der nimmt dazu Speck oder eine Katze. Wer Menschen beherrschen will, der gibt ihnen Brot, Spiele oder Angst. Im günstigen Fall leben die Menschen in Frieden und Freiheit. Wohlstand ist in Deutschland wichtig. Doch Mannesmann spricht heute englisch, Hochtief spricht spanisch, der Germanische Lloyd spricht norwegisch, die AachenMünchener spricht italienisch, Opel spricht heute französisch, die Deutsche Bank weiß noch nicht, ob sie arabisch, chinesisch oder englisch sprechen soll …

            • „Wir wissen nicht, was wir wollen sollen“
            (Helmut Schmidt)

            Heute weiß eine Kanzlerin offenbar, was sie wollen soll. Und die Massen glauben heute anscheinend wirklich, dass sie der Europäischen Bewegung mehr glauben können, als deutschen Managern. Und das deutsche Parlament delegiert wie von der Tarantel gestochen seine Zuständigkeit ab nach Brüssel.

            „Worin liegt aber die Unterschiedlichkeit der Menschen in diesem, so wesentlichen Verhaltensmuster? Hat es etwas mit der Abstraktion zu tun?“

            Durchaus! Ich meine, schon.
            • Beispielweise übernimmt heute eine Regierung die „Hetzjagd“-Bewertung durch einen „Zeckenbiss“ ohne weiteres, und sie entfernt im Zuge dessen sogar den Präsidenten des Verfassungsschutzes deshalb, weil dieser „Hetzjagd“ nicht für authentisch hält und das öffentlich kundtut,
            • oder eine Kanzlerin verlangt im Zuge einer Geschäftsreise mal so eben, das Ergebnis einer demokratischen Abstimmung in Thüringen rückgängig zu machen. Ein Abstimmungsergebnis, das mal wirklich (!) etwas Linkslastiges verändert hätte.

            Nun, wenn gewisse Menschen derartige Verhaltensmuster pflegen, dann muss die Reklame dafür ihre Zuflucht eben zwingend in Abstraktion suchen. Und die Leitmedien müssen da mitmachen. Das geht gar nicht anders. Ansonsten zeigt der Wähler den Gewählten nämlich irgendwann einen ausgewachsenen Vogel – sofern sich heute privat überhaupt noch jemand für Politik zu interessieren wagt. Und dafür, ob grüne und rote Sozialisten ihren politischen Kampf wirklich vor 76 Jahren gewonnen haben.

            Ich halte von derartigen Verhaltensmustern gar nichts. Ich gehe wählen. Ganz konkret.

            Mit freundlichen Grüßen,
            Thomas

  • Thomas Brey
    26. Juni, 2021

    Ich habe mir die Mühe gemacht, den Einfluss der wissenschaftlichen Arbeit von Frau Dr. Silke Horstkotte auf die wissenschaftliche Entwicklung ihres Fachgebiets zu prüfen. Da gibt es eine einfacher Messlatte, nämlich «wie oft werden ihre Veröffentlichungen zitiert» und einen einfachen Weg, das zu ermitteln, nämlich Google Scholar. Nun, die Werke von Frau Dr. Horstkotte wurden im Laufe ihrer 20-jährigen Karriere knapp 660 mal zitiert. Ich bin Naturwissenschaftler, also vielleicht nicht vergleichbar, aber soviele Zitate habe ich in einem Jahr.

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    • Claudia
      27. Juni, 2021

      Bei Zitationen muss man auf die Wertigkeit achten: Sind sie positiv (lobend, zustimmend), negativ (ablehnend, verreissend), neutral (sagt das auch), gar ein Selbstzitat, usw. usf.

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  • Christian
    26. Juni, 2021

    Ich hatte diese Woche mal Urlaub und auf eine Diskussion zu diesem Thema auf Twitter eingelassen. Mein Erkenntnis: Die haben alle unglaublich viel Zeit. Konnten immer sofort antworten, was ich nicht tun könnte wenn ich arbeiten muss. Ich glaube auch, deswegen verstopfen die alle sozialen Medien. Jammern auf hohem Niveau über ihre Arbeitsbelastung, aber wahrlich ein lockeres Leben führen und wir sollen dafür zahlen.
    Die Diskussion an sich war auch nicht fruchtbar. Man braucht die Geisteswissenschaftler:*_Innen damit sie für uns die Kultur und Werte einordnen …. Was will man da noch hinzufügen.

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  • Andreas Rochow
    27. Juni, 2021

    Viele Kommentatoren hier, auch solche, die unmittelbar betoffen oder Teil des akademischen Systems sind, wollen nicht verstehen, dass die Unis in die Hände globalistisch denkender Aktivisten geraten sind! Die akademische Kultur muss restlos zerstört werden, weil die Neue Weltordnung nur ohne oder gegen sie errichtet werden kann. Biologen und Mediziner z.B., die Genderismus an ihrer Universität dulden, haben es nicht anders verdient. – Die Universität als Hort unabhängiger Wissenschaft hat sich mit «Fördergeld» in die Abhängigkeit lenkender und zensierender staatlicher Förderung begeben und damit ihre Unschuld verloren. Die Wissenschaft als Teil einer über Jahrhunderte gewachsenen Kultur und Ergebnis der Aufklärung produziert also ihr eigenes Ende, wie die Medienwelt als öffentlicher Raum und Sphäre des Diskurses und der freien Meinungsäußerung sich hat öffentlich-rechtlich an die Kette legen lassen. So geht Kulturrevolution und das ist erst der Anfang! Das schwachsinnige Gerede von «künstlicher Intelligenz» und «Digitalisierung» spricht für die Industrialisierung der Simulation von Wissenschaft durch Produktion von Sinnfreiheit. Frau Karliczek mit ihren Exczllenz-Clustern, Herr Drosten und Herr Schellnhuber sind Paradebeispiele für den gewollten Untergang der Wissenschaft. Das kann man am Erneuerbaren Energiengesetz, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, der Stiftung Mercator, dem Institute for Intersectional Justice bestaunen. Die irrsinnigen Ströme von Fördermitteln, die die Kulturrevolution für die Beschleunigung des Untergangs ausgibt, sind ein weiterer Beleg dafür. Die Wissenschaftssimulation wird mit Figuren wie Karl Lauterbach und Franziska Giffey bis zur Lächerlichkeit auf die Spitze getrieben. Die Kunstfigur Hanna steht für den infantilen Teil dieser destruktiven Kampagne. Es ist ein Elend, dass der in dieser Weise korrumpierten Wissenschaft die Kraft zur Emanzipation fehlt. Wieder ist sie auf Tauchstation gegangen und wird uns dereinst erklären wollen, dass sie mit diesem Untergang nichts zu tun hatte.

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    • Jochen Schmidt
      29. Juni, 2021

      Ich finde Ihren Kommentar überaus interessant! Zwar habe ich vieles nicht verstanden, z. B. Ihren Hinweis auf «die Industrialisierung der Simulation von Wissenschaft durch Produktion von Sinnfreiheit». Dennoch scheint mir Ihre weitergehende Analyse (als Skizze) sehr bedeutsam.

      Können Sie hierzu vielleicht irgendwelche Quellen oder Links referenzieren?

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  • Nikolaus Neininger
    27. Juni, 2021

    «Die Bevölkerung ist dem Aufruf zur spontanen Beflaggung in überwältigender Weise nachgekommen…»

    Verkorkste Regelungen zu Zeitverträgen bei Nachwuchsakademikern gibt es schon seit Jahrzehnten. Früher hieß es sinngemäß: nach x Jahren auf Zeitverträgen hat man Anspruch auf eine feste Stelle. Was natürlich hieß, daß man spätestens nach x Jahren – 1 Tag rausgeworfen wurde. Stellen gab es natürlich damals auch keine (schon gar nicht bezahlt von denen, die diese Gesetze gemacht hatten) – aber das wußte halt auch jeder und richtete sich danach.
    Mein letzter großer Artikel, schon «posthum» erschienen, da war ich schon nicht mehr in der Wissenschaft, ist alleine über 150-mal zitiert worden und die zentrale Abbildung meiner Doktorarbeit hat es in einige Lehrbücher geschafft, sogar auf den Einband eines populärwissenschaftlichen Buches. Gut, Twitter gab es damals noch nicht, aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, mich flennend an die Öffentlichkeit zu wenden und eine Beschäftigungsgarantie zu fordern.

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    • Albert Schultheis
      27. Juni, 2021

      Aus kleinbäuerlichen Verhältnissen stammend hatte ich vor vielen Jahren Physik, Mathematik und – Anglistik/Amerikanistik für das Lehramt an Gymnasien studiert. Ich fand die Verbindung zwischen der Physik und der Literatur unglaublich inspirierend und kurzweilig. Nach dem 2. Staatsexamen verkrachte ich mich mit einem allzu bräsigen Mitarbeiter eines Schulamtes und schmiss den innigst ersehnten Lehrerberuf, für den ich zwei Staatsexamen absolviert hatte, kurzerhand hin. Schon damals suchte die Industrie verzweifelt IT-Leute und mit meinen Fächern war es ein Leichtes bei den schnöden, von Naturwissenschaftlern und Philologen gering geschätzten Betriebswirtschaftlern anzuheuern. Mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken unterschrieb ich einen finanziell gut ausgestatteten Anstellungsvertrag bei einem großen IT-Unternehmen. 25 Jahre später war ich voller industrieller Erfahrung, hatte viel erlebt, gesehen und erreicht, war längst fast einer von denen geworden und hatte obendrein genug verdient und zurückgelegt. Es zog mich noch mal zurück an die Schule – ich wollte der Gesellschaft noch «was zurückgeben», also schmiss ich ebenso kurzerhand wieder hin und war am nächsten Tag Studienrat. Was für eine Enttäuschung! Ich traf im überalterten Lehrerkollegium quasi die alten Kommilitonen wieder, die – mittlerweile gealtert und ernüchternd – noch die gleichen elitären und arroganten Marotten, die gleiche Verachtung für das reale Leben zeigten wie vor 25 Jahren. Es wurde in diversen Konferenzen endlos diskutiert und wertvolle Zeit vergeudet, ellenlange Protokolle geschrieben, die keiner las, Pläne für Projekte geschmiedet, die nie verwirklicht wurden. Nach drei Jahren stand ich vor der Entscheidung, entweder kirre zu werden oder noch einmal was Neues anzufangen – ich entschied mich für Letzteres. Zum zweiten Mal in meinem Leben – ohne jegliche Reue!

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    • F. Auerbacher
      28. Juni, 2021

      Herr Neininger, ist das Zitat: “Die Bevölkerung ist dem Aufruf zur spontanen Beflaggung in überwältigender Weise nachgekommen…” vielleicht von 1933 anlässlich der «Machtübernahme» entstanden? Könnte auch zu irgendeinem Jahrestag der SED passen. Dass man einem Aufruf «spontan» nachkommt, ist ja typisch für Gesellschaftsformen der übleren Art.
      Nur, was wollen Sie uns damit sagen?

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      • Nikolaus Neininger
        29. Juni, 2021

        Das bezog sich auf die angeblich «spontane» Entstehung des Tweets (das Zitat stammt übrigens von Goebbels, der die Beflaggung angeordnet hatte – und wer wollte sich damals schon einer «freundlichen Erinnerung» der Regierung entziehen…?).
        Immer noch fallen Viele darauf herein, daß angeblich irgendwer persönlich so betroffen sei, daß er in seiner Not einen Hilfeschrei in die Welt sendet – der doch nur von einem Lobbyisten genau geplant einen bestimmten Zweck erfüllen soll.
        Wie oben geschrieben ist das Problem des Überschusses an «Akademikern» nicht neu und so wenig wie jeder Praktikant mal Vorstand wird, kann jeder Doktorand Professor werden. Eigentlich sollten zu solch einer Erkenntnis die Grundrechenarten ausreichen (wie viele Professorenstellen gibt es und wie viele Doktoranden in Summe über die z.B. dreißig Jahre, die die Stelle besetzt ist?). Daraus jetzt «plötzlich» ein großes Problem zu konstruieren, weil es mal wieder eine Änderung an den sowieso nicht hilfreichen Gesetzen dazu gibt – ist eben ganz spontan…

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  • Gero Micheler
    27. Juni, 2021

    Was hinter all den selbstgefälligen Aufschreien einer, kurz gefasst, vollkommen unnützen Gruppe an ‘Akademiker:innen’ steckt, ist das anerzogene Gefühl von ‘Entitlement’, also dem Anspruch, wegen einer vermeintlich vorhandenen besonderen Qualität mehr bekommen zu müssen als andere. Im Grunde handelt es sich wieder um das Drama des unbegabten, zu viel gelobten Kindes. Es ist das Gegenteil von Evolution, nein, genauer, es ist eine verschobene Form von Evolution, die man erhält, wenn man über Jahrzehnte, wenn nicht über Jahrhunderte, zwangserhobenes Geld von Werte-erwirtschaftenden Menschen solchen Menschen gibt, die frei definierte Regeln befolgen.

    Kein Mensch braucht Genderstudies und Millionen anderer vor allem geisteswissenschaftlicher Spezialdisziplinen. Auf dem freien Marktplatz des Wettbewerbs hat ohnehin nur eine einzige Sache bestand: Diejenige Sache, für die andere Menschen bereit sind, Geld zu bezahlen. Das gilt für Cheeseburger, für schöne Kunst (ja, ich habe es gesagt) ebenso wie für diese Webseite. In der Popmusik ist der freie Markt die einzige Regel, die seit jeher gilt, weshalb kein Songschreiber auf die Idee kommen würde, Fördergelder für das nächste Album abzugreifen. Anders als Regietheatherregisseure oder öffentlich-rechtlich geförderte Filmemacher.

    Wir haben mittlerweile eine so große Gruppe von direkt und indirekt Geförderten, dass es die Demokratie untergräbt, weil jeder dieser Menschen aus Eigennutz jene Partei wählt, die sie weiter ernährt. Das kann nur im Zerfall enden. Zum Selbsterhalt des Staates wäre es höchste Zeit, in den Schulen das Grundverständnis für Selbsterhalt durch nachgefragte Leistung zu vermitteln. Dann würden viel mehr Menschen Ausbildungsberufe erlernen, statt nach sinnlosen Studiengängen direkt in die Steuerabhängigkeit von Unis, NGOs, Caritas und Co zu wandern.

    (Nun mag man einwenden, die Schröder-Agenda habe das versucht. Doch hat sich hier der Bock selbst zum Gärtner gemacht. Der Parteien-Komplex ebenso wie der industrielle Komplex ist über ‘Regulatory Capture’ hochgradig an der Selbsternährung auf Kosten anderer beteiligt. Es ist eben gerade kein freier Marktplatz. Stattdessen hat man das Lohnniveau u.a. durch ein Überangebot schlecht ausgebildeter, geförderter Arbeitskräfte gesenkt. Die EU-Osterweiterung, das Schengen-Abkommen und die Einführungen des Euro erledigten den Rest.)

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  • Teide
    27. Juni, 2021

    Muß man sich vorstellen.

    „Entwertung der Inhalte: 30.000 Doktortitel stößt die Deutschland AG jährlich aus“

    Gleichzeitig werden pro Jahr 28300 Mechatroniker und 19700 Friseure ausgebildet.

    Die sollen dann mit ihren, vor allem indirekten, Steuern die Möchtegernakademiker durchfinanzieren.

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  • willi
    29. Juni, 2021

    Würden Geisteswissenschaftler entsprechend ihren Job machen, gäbe es sie ja nicht. Was heute als angeblich wichtige Geisteswissenschaften verkauft wird, nannte man früher philosophieren. Das mußte nicht gelehrt werden! Genauso wie echte Kunst sich selbst finanziert und nicht «gefördert» werden muß, weil alles, was einen «Markt» hat, aus der hohen Nachfrage gegenüber einem entsprechendem Angebot Mehrwert und auch «Nährwert» schafft, sind wir alle leider zu Vollpensionsgesellschaften im Opfermodus verkommen, deren Probleme aus sich selbst erwachsen. Die Diskussion über Blankogedruckte Vollalimentierung im Rahmen des bedingungslosen Einkommens ist sozusagen die bisher krönende Spitze einer in den «Geisteswissenschaften» gegenüber dem, was da noch kommt, erst in den Anfangsschuhen steckenden Diskussion. Da macht sich keiner dieser linksgrünen Laberschwurbler mehr Gedanken, woher das alles kommen soll, was der Mensch da so frei und ohne jede Gegenleistung konsumieren will und soll. Das alles sind lästige Versuche einer immanent tief in ideologischer Verstrickung befindlicher kommunistischer Basis die schon seit den tagen der DDR durch die DDR auch im Westen genährt und gefördert wird um nur ein Ziel zu erreichen, an den Fressnäpfen zu landen, die von den dummen «Erdbeerpflückern» da draussen gefüllt werden.Wir einstigen Insassen der bisher besten deutschen Demokratischen Republik haben das in unserem «Staatsbürgerkundeunterricht» von der Pike auf gelernt, dass der Kommunismus die «ideale» Gesellschaft sei, die ohne Geld auskommt, weil jeder der etwas braucht sich das nimmt was er braucht und jeder alles gibt, was er kann. Und so wird’s kommen im heiligen kommunistischen Reich kasnerscher Nation.
    Bedingungsloses Einkommen für Geistesquaaelwissenschaftler, auf dass sie sich nehmen können, was sie wollen und dafür geben sie uns ihr Bestes in ARD und ZDF, in SPD und CDU, in Verlagen, Blockbustern und allen Lebensbereichen. Sie erklären uns, was wir für alte weiße cheauvinistische kolonialistische rassistische fremdenfeindliche kapitalistische und frauenfeindliche Umweltsäue sind und erwarten, dass wir deren glückliches Schwafelleben voll finanzieren.
    Da kommt zusammen, was nicht zusammen gehört!
    Und jeder Erdbeerpflückersklave mit polnisch-kolonialisierter Hautfarbe da draussen fragt sich jeden Tag, wie er in der gleissenden Sonne noch weitere Kilos für die Hochleistungsquaaler deutscher Unis pflücken darf….zu Gesicht bekommt er sie nie als Kollegen, die sind viel zu klug dafür!

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  • Mimus Polyglottos
    29. Juni, 2021

    Der Artikel ist inzwischen ein «cold case» aber einen Aspekt möchte ich dennoch vortragen. Man muss nämlich unterscheiden zwischen Qualifikationsstellen, Drittmittelstellen und Mittelbaustellen.
    Viele akademische Mitarbeiter werden über Projektmittel finanziert. Wenn das Projekt fertig ist, läuft auch ihr Vertrag aus. Bei Qualifikationsstellen ist das Ende des Vertrags mit dem Erreichen der Qualifikation (oft Promotion oder Habilitation) beendet. Dauerstellen haben nur die Mitarbeiter des sogenannten Mittelbaus wie Akademische Räte oder Akademische Direktoren.
    Bei Qualifikations- und Drittmittelstellen ist das Ende des Vertrags von Anfang an klar und wer sich darauf einlässt, kann später nicht jammern, dass man nicht «auf dem Dienstweg zum Professor» kommt.
    Für die Biologen unter uns: Die Flut an nicht ständigen Stellen entspricht prima vista der r-Strategie. Eigentlich müssten die Besten «überleben». Die Frage ist nur, ob diejenigen die Besten sind, die am lautesten jammern und öffentlichkeitswirksame Aktionen starten.

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Original: Wir sind gekommen, um uns über mangelnde Privilegien zu beschweren

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