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Politik, Gesellschaft & Übergänge

Göring-Eckardt, Mantelschneiderin

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/09-goering-eckardt-mantelschneiderin.


Über Samariter, Stoffteilung und Aufmerksamkeitsökonomie

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 24 min Lesezeit

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Die Fraktionsvorsitzende der Grünen Katrin Göring-Eckardt flog vor einigen Tagen auf das griechische Lesbos, um sich, wie es heißt, ein Bild von dem gerade abgebrannten Migrantenlager Moria zu machen und die Übernahme der Einwanderer überwiegend nach Deutschland zu fordern.

Ihre Tätigkeit beschrieb sie gegenüber einem Kamerateam so: „Wir kümmern uns hier um die Menschlichkeit.“ Deutschland sollte jedenfalls vorangehen.
Um das zu unterstreichen, bemühte die Politikerin und kurzzeitige Theologiestudentin eine biblische Quelle:

„Der barmherzige Samariter hat auch seinen Mantel geteilt und hat nicht gewartet bis jemand kommt und sagt, ich wäre auch noch bereit.“

Derjenige, der seinen Mantel teilte, war erstens nicht der barmherzige Samariter, sondern der Heilige Martin. Und er teilte seinen eigenen Mantel, statt andere zu zwingen, ein Stück von ihrer Kleidung abzuschneiden. Ihm wäre es auch nicht eingefallen, zu diesem Zweck 13000 symbolische Schwerter und Scheren vor dem Reichstag aufzustellen. Auch der barmherzige Samariter, den Göring-Eckardt etwas verschwommen im Gedächtnis ihres Herzens hatte, half mit eigenen Mitteln einem Einzelnen, der unter Räuber gefallen war:

„Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“

Er drängte also nicht den Wirt, die Rechnung zu übernehmen, sondern zahlte selbst. Darin liegt eine Lehre, die von der moralischen Höhe aus meist übersehen wird: Wer seine eigenen Mittel verwendet, wägt ab, wie weit seine Hilfsleistung zu seinen Möglichkeiten passt. Der Samariter gibt zwei Denare, stellt noch einen oder zwei in Aussicht, falls es nötig sein sollte, aber er geht keine unbegrenzte Zahlungsverpflichtung ein. In wenigen Tagen sollte der Überfallene wieder auf den Beinen sein. Dann enden Hilfsbedürftigkeit und Hilfe.

St. Martin teilte seinen Mantel nur einmal für einen Bedürftigen. Auch darin liegt eine praktische Begrenzung. Denn irgendwann erfüllt ein vielfach zerschnittenes und verteiltes Mantelstück nicht mehr die Funktion eines Mantels, sondern lässt so viel Blöße unbedeckt wie ein Vierteltheologiestudium. Dem heiligen Martin dürfte auch klar gewesen sein, dass eine Mantelteilung nicht die Herstellung von Mänteln ersetzt.

Wer so wie Katrin Göring-Eckardt aus der Bibel argumentiert, nicht ganz textsicher, aber ganz selbsterfüllt, der sollte in dieser Manier auch praktisch weitermachen und sich den Samariter wie den heiligen Martin zum unmittelbaren Vorbild nehmen. Das beginnt mit dem eigenen Geld – bei einer Fraktionschefin vom Staat, allerdings nicht knapp – lässt sich aber auf die beiden Kirchen ausdehnen, die als alteingesessene NGOs sehr stark für eine Übersiedlung am besten aller Migranten aus Moria werben. Die Politikerin war von 2009 bis 2013 Präses der EKD-Synode, ihr Lebensgefährte Thies Gundlach ist Vizepräsident des Kirchenamts der EKD. Er besitzt wahrscheinlich einen besseren Überblick über die Finanzen der Evangelischen Kirche als die Öffentlichkeit. Die kann angesichts der 889 Millionen Euro Einnahmen aus Mieten, Pachten und Kapitalerträgen für 2020 nur ungefähr abschätzen, welches Vermögen dahintersteht.

Bei der katholischen Kirche sieht es ebenfalls nicht übel aus. Das Bistum München und Freising besitzt gut sechs Milliarden Euro, das Bistum Köln 3,35 Milliarden, das Bistum Limburg steht mit einer Milliarde vergleichsweise karg da. Beide Gemeinschaften verfügen neben Aktien und Geld über Immobilien, Grund und Boden, also das, was dringend nötig ist, um hauptsächlich junge Männer in Deutschland anzusiedeln. Denn wenn auf den Plakaten steht: „Wir haben Platz“, dann sind damit Notaufnahmeeinrichtungen gemeint, in denen die Migranten nicht lange bleiben wollen, abgesehen davon, dass sie anders als der Überfallene in der Samaritergeschichte Verpflegung und individuelle Unterkunft nicht nur erhoffen, sondern verlangen.

Eigentlich müsste auf den Schildern stehen: ‘Wir haben Geld’. Das wäre eine nützliche Aussage, vor allem, wenn jemand auch Name und Adresse dazu liefert. Die Kirchen könnten mit ihrem Vermögen bürgen, die Aufenthaltskosten übernehmen, möglicherweise, indem sie zusätzlich ihre Mitglieder um Beiträge bitten. Das, was sie geben wollen, könnten sie selbst einschätzen. Egal, wie der Betrag ausfiele, er würde auf eine Begrenzung des Zuzugs hinauslaufen. Unendlich ist das Kirchenvermögen wie übrigens jedes andere Vermögen nicht. Der Gedankenstrang, dass eigentlich in erster Linie die islamischen Verbände in Deutschland einen finanziellen Beitrag leisten müssten, soll hier nicht weiter verfolgt werden.

Die übliche Antwort auf einen Vorschlag dieser Art lautet, er sei populistisch. Erstens ist das kein Argument. Zweitens dürfte es den größeren Populismus mit dem aufmerksamkeitsökonomischen Blick auf das eigene Wählermilieu darstellen, seine moralische Höhe auf den Geldbergen anderer Leute zu errichten. Erst einmal die eigenen Denare zu nehmen, dann die der Kirchen und der mehr oder weniger angeschlossenen Parteien, das würde übrigens auch exakt der Göringschen Forderung entsprechen, jemand müsse vorangehen. Wenn es eine Frage von Leben und Tod ist: Wäre es dann nicht naheliegend, selbst einzuspringen, statt den Migranten vom Schreibtisch aus zu empfehlen, auch neue Zelte niederzubrennen und mit Selbstmord zu drohen?

Wenn Göring-Eckardt begrüßt, dass in Moria das alte Migrationssystem „in Trümmer“ gelegt wurde, und ein neues fordert: Dieses Modell der individuellen Kostenübernahme von einzelnen Deutschen ließe sich schneller verwirklichen als eine so genannte europäische Lösung.

Wer auf diese Weise gibt, am besten schweigend, der hätte endlichen einen echten Grund, sich moralisch besser zu fühlen als der Rest. Ein Argument gegen das Teilen des eigenen Vermögens fällt spätestens seit dem 11. September 2020 weg, dem Termin des Göring-Eckardt-Auftritts in Moria, nämlich die Frage, wer demnächst alles noch kommt und eine weitere Teilung fordern könnte.
Einem Videoreporter der Welt sagte sie dort auf die vorsichtige Frage nach dem Pull-Effekt, also der Magnetwirkung auf neue Migranten, wenn die jetzigen nach Deutschland überführt werden: „Alle Migrationsforschung sagt uns: den Pull-Effekt gibt es nicht.“ Sie wiederholt es dann noch zweimal. Anzusehen ist es hier:

Es würde sich also um eine einmalige Anstrengung von Grünen-Politikern und Politikerinnen, den Kirchen und ihren Gläubigen handeln.
Das Gegenmodell zum eigenen Vorangehen ist in Matthäus 23 so gut beschrieben, als hätte ein Prophet den Text verfasst:

„Sie sagen’s wohl, und tun’s nicht. Sie binden aber schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie selbst wollen dieselben nicht mit einem Finger regen. Alle ihre Werke aber tun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden.“

Dieser Text erscheint auch auf Tichys Einblick.

31 Kommentare
  • Harald A. Irmer
    17. September, 2020

    Der Krug geht solange zum Brunnen, schneller als man denkt. (Elliptischer Aphorismus von mir)

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  • Christina
    17. September, 2020

    «sondern lässt so viel Blöße unbedeckt wie ein Vierteltheologiestudium»
    Was für eine köstliche Formulierung!
    Wenn mir nur der Inhalt ihrer genialen Beiträge nicht dermaßen auf den Magen schlagen würde…

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  • Gerhard
    17. September, 2020

    Kommunisten wie KGE geben nie ihr eigenes Geld aus, sondern immer das der anderen. Der abgewandelte Bibelspruch dazu lautet: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Kommunist sein eigenes Geld für wohltätige Zwecke verwendet. Übrigens die beiden Kirchen geben nicht nur nichts, sie sind auch Profiteure der Einwanderung.

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    • Armin
      18. September, 2020

      Das ist wirklich noch nicht alles: Die Seawatch 4, die kirchliche Schlepperarche, wurde aus Spendengeldern, also nicht explizit kircheneigenem Geld, bezahlt. Deutsche Kirche, die Inkarnation der Heuchelei, Büttel der Multimilliardäre.

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      • Andreas Rochow
        19. September, 2020

        Welche Angst müssen Kommunist-Christen wie KGE vor dem öffentlichen Urteil haben! Kein vernunftbegabtes Wesen kann die enthemmten pseudomoralischen KGE-Exzesse in Schlepperfragen ernstnehmen! Diese Profi-Heuchler wähnen sich auf der Siegerseite, weil sich der Widerstand (gegen Merkel, gegen KGE, gegen den Aktivisten Heinrich Bedford-Strom) nicht artikuliert! Die Mär von den «Spendengeldern» trifft nur zu, wenn man die UN-Oligarchen als «Spender» durchgehen lässt. Die zigtausend Dollars, die Bill Gates dem Spiegel und der Zeit etc. «spendiert» hat, um Merkels Leitpropagandisten bei Stimmung zu halten, sind ohne Frage Bestechungsgeld! Bei Finanzminister Scholz heißt das freiilich anders.

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    • asisi1
      23. September, 2020

      Der Spruch von F. J. Strauß passt auch ganz gut zu den grün-linken Heuchlern:
      Die Grünen können «alles bestreiten, nur nicht ihren Lebensunterhalt»!

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  • Oskar Krempl
    17. September, 2020

    Ihr Bericht, der wie auch sonst pointiert, stilsicher und angenehm zu lesen verfasst ist, lässt für mich nur mehr eine Frage offen. Mangelt es der K. G.-E. an den entsprechenden intellektuellen Fähigkeiten oder lügt sie bewußt aus taktischen Gründen?

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  • oldman
    17. September, 2020

    «Erst einmal die eigenen Denare zu nehmen, dann die der Kirchen und der mehr oder weniger angeschlossenen Parteien, das würde übrigens auch exakt der Göringschen Forderung entsprechen, jemand müsse vorangehen.»
    Korrekt, nur leider hierzulande nicht vermittelbar. Da müssten ja die Schöpfer und Betreuer der öffentlichen Meinung mal «rechtes» im Sinne von richtiges Gedankengut propagieren. Vergleiche Matthäus 23. Ein Sprichwort sagt:
    Wer zahlt, schafft an. Auf Pharisäer*innen wie Göring-Eckardt angewendet und die gesamte grüne Schickeria: Wer anschafft, muss auch zahlen.

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  • Libkon
    17. September, 2020

    Zitat: «Alle ihre Werke aber tun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden.“ Zitatende. Ein hervorragendes Zitat aus der Bibel, die uns Heutigen doch immer noch etwas zu sagen hat. Natürlich machen die GrünSozialisten nur dann etwas für Migranten/sog. Flüchtlinge (die sie für ihre politischen Ziele benutzen), solange diese dem deutschen Steuerzahler zur Last gelegt werden dürfen. Und das wortwörtlich. Das ganze «Gutmenschentum» würde doch in sich zusammenfallen, wenn diese Leute AUSSCHLIEßLICH ihre eigenen Denare einsetzen müssten. Das aber werden sie NIE tun.

    Wie ich schon einmal vermute, so auch hier: Ich werde das Gefühl nicht los, als ob die selbsternannten «Gutmenschen» dies tun, weil sie an einer massiven psychischen Störung leiden, die entweder vererbt oder aber durch ungünstige Ereignisse in der Kindheit erworben wurde, aber auf jeden Fall behandlungsbedürftig wäre. Wie sonst ist es zu erklären, unser kleines Land mit Millionen Leuten aus kulturfremden Ländern der arglosen Bevölkerung aufzubürden.

    Die GrünSozialisten haben aber ein «gutes» Vorbild: Die Regierung. So wird u.a. das geltende Asylrecht absichtlich falsch ausgelegt, um die Migranten herzulocken, da ansonsten nur, wie gedacht, sehr wenige echte Asylbewerber kämen. So wird hier alles ausgehebelt, was der Regierung nicht passt. Es wird passend gemacht. Und «dank» unserer Presse (staatsnah wie das TV) wählen die braven Michel zu 80 % wieder und wieder dieselben Leute, die uns den Schlamassel bescheren. Ziel erreicht. Plan erfüllt.

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    • Armin
      18. September, 2020

      «der arglosen Bevölkerung aufzubürden» – der dumm gehaltenen Bevölkerung wäre richtiger. Dazu gehören aber mindestens 2 Parteien. In der Natur überstehen keine Lebewesen, die nicht in der Lage sind, noch besser, nicht gewillt sind, sich selbst zu schützen und für ihre ureigensten Interessen, nämlich das Überleben, zu kämpfen. Bald können die Früchte jahrzehntelanger Hirnwäsche geerntet werden, die Deutschen sterben, Yücel freut sich.
      Sicher aber ist, die Welt wird dadurch kein bisschen besser, im Gegenteil. Wenige werden das zu ihrem eigenen gewaltigen Vorteil ausnutzen, wenn die Masse der Menschheit sich wieder ins Mittelalter zurückentwickelt hat.

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  • Thomas Bernhart
    17. September, 2020

    Was soll man dazu sagen : einfach wieder ein genialer Text.

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  • Starhemberg
    17. September, 2020

    Carl Schmitt: «Wer ‘Menschheit’ sagt, will betrügen.»

    Vielen Dank für das glasklare Einordnen der grünkommunistischen Heuchelei.

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  • Albert Schultheis
    17. September, 2020

    Ja, die Bibel. Sie wird immer wieder unterschätzt – sie ist eine Fundgrube! Tolles Zitat aus Mathäus 23: «Sie sagen’s wohl, und tun’s nicht. …» Beispiellos schamlos auch diese Chuzpe: «den Pull-Effekt gibt es nicht.» – Peng, weg isser! So einfach. Eines eigenen Gedankens, eines eigenen Impulses zur Verantwortung völlig unbeleckt! Sie erinnert wirklich an diese verlogenen selbstherrlichen mittelalterlichen Kirchenfürsten, gegen die sich bereits ein Martin Luther mit Vehemenz aufgelehnt hat.

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    • Libkon
      17. September, 2020

      Herr Schultheis, ich kann Sie in Ihrer Eigenschaft als selbstständig denkenden Menschen gut verstehen. Es ist ein Kreuz mit nicht wenigen Mitmenschen. Aber das Problem mit dieser Spezie muss schon sehr lange bestehen, weil die Bibelzitate wortwörtlich auch nach so langer Zeit immer noch volle Gültigkeit haben.

      Ich vermute, wie an anderer Stelle bereits beschrieben, dass die Parabel von Kain und Abel eine fundamentale Wahrheit enthält: Wer (vermutlich) in seiner/ihrer Kindheit nicht genügend elterliche Wärme und Geborgenheit/Sicherheit erfahren hat, wird möglicherweise als Erwachsener (bewusst oder unbewusst) als Spätfolgen der erlittenen seelischen traumatischen Erlebnisse später Andere den Mangel in Form von seelischer Kälte und Härte gegenüber Andersdenkenden spüren lassen. Ergebnis: siehe unsere katastrophale Politik.

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      • Albert Schultheis
        20. September, 2020

        Lieber Libkon,
        sicherlich ist es häufig so wie Sie schreiben: «Wer (vermutlich) in seiner/ihrer Kindheit nicht genügend elterliche Wärme und Geborgenheit/Sicherheit erfahren hat, …» – Bei unserer westdeutschen Spezies der stalinistischen Pasdaran handelt es sich wohl eher um eine Ausprägung, die von ihren Erzeugern verhätschelt, vergöttert und verzogen wurde. Für diese Generation der durch die Bank Hochbegabten kam der Strom schon immer aus der Steckdose, das Geld aus dem Bankautomaten und das chem. Element Kobalt war ein irrlichternder Gnom aus der Phantasy-Literatur.

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  • Zabka
    17. September, 2020

    Schlimmer noch als KGE sind allerdings Pfarrer, die sich an ihrer Geschäftsgrundlage vergreifen, indem sie Bibelstellen so zurechtbiegen und verfälschen, wie es in ihren politkorrekten Kram passt. An der Frankfurter Katharinenkirche hing vor Jahren ein riesiges Anti-Pegida-Banner, auf dem „Liebe Deinen Mitmenschen, er ist wie Du – Markus 12,31“ stand. „Ein Banner gegen Fremdenfeindlichkeit“, hieß es in der Lokalpresse.

    Auf das Banner angesprochen, hatte der evang. Stadtpfarrer den üblichen Pädagogenquark parat: „Die Übersetzung ist extra so gewählt“, schrieb er, „damit sie unbekannt/verstörend wirkt und so hoffentlich ein Nachdenken auslöst.“ Der Einfaltspinsel. Wir waren nicht verstört, wir fragten uns nur, was haben die sich bloß dabei gedacht, eine Bibelstelle, die seit fünfhundert Jahren in den Köpfen verankert ist – „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ –, in öffentlicher Aktion unkenntlich zu machen. In der AT-Übersetzung von Buber/Rosenzweig steht übrigens „Halte lieb deinen Genossen“ (Lev 19,18), also deinen vertrauten Nachbarn, nicht den fernen Ägypter.

    „Ein Banner gegen Fremdenfeindlichkeit“:

    https://www.fnp.de/frankfurt/banner-gegen-fremdenfeindlichkeit-10685806.html

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  • Joseph
    17. September, 2020

    Das Interessante an dieser Moria-Thematik ist, dass Griechenland überhaupt nicht möchte, dass Deutschland Migranten aufnimmt.

    Das nennt sich dann wohl Großherzig 2.0 und erinnert an „Otto den Außerfriesischen“, der unbedingt der Oma über die Straße helfen möchte, auch wenn sie das gar nicht möchte.

    Vielleicht sollte auch mal jemand den Gutherzigen das „Sankt Florian Prinzip“ erklären, wenn sie das nächste mal wieder die eigene Güte mit fremdem Geld bezahlen oder sonstige Integrationslasten auf andere verteilen wollen.

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  • Klonovsky
    17. September, 2020

    «Wer zwei Mäntel besitzt, gebe dem ab, der keinen Mantel hat – christliche Barmherzigkeit. Wer drei Mäntel besitzt, gebe dem ab, der nur einen Mantel hat – soziale Gerechtigkeit.»
    Johannes Gross

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  • Andreas Rochow
    17. September, 2020

    Ich habe das YT-Video gesehen, das die heilige KGE zeigt, wie sie nach einem inszenierten photo shooting mit Moria-Kindern schlecht gelaunt darauf reagiert, als sie, obwohl korrekt gesichtsvermummt, erkannt und auf ihren Propagandafeldzug kritisch angesprochen wird. Nun ist die neue biblische Geschichte vom Samariter Martin in der Welt; KGE wird auch dieses Desaster überleben, denn für eine Leuchte hat sie niemand gehalten. Sie appelliert als links-grün-christliche Profi-Populisten an die Schuld und die Erbsünde die wir alle – und nicht sie oder ihre Kirchen- AG! – zu tragen haben. «Wir haben Geld», ist eine geniale Parole, verehrter Alexander Wendt! Der Genosse Heinrich Bedford-Strohm (SPD) und KGE können diese ohne Weiteres unterschreiben. Wir müssen die Bevölkerung unbedingt darüber aufklären, dass die christlichen Kirchen für ihre Samariter-St. Martins-Aktivitäten Rechnungen schreiben und zwar an die Steuerzahler, die Sozial- und Krankenversicherten und die Mitglieder ihrer Kirche. Ich wünsche mir einen Staatsapparat, der mich vor dieser politischen Raubkirche schützt, die sich in die populistische Propaganda einmischt, und wie eine Regierungsinstitution behandelt wird! Sonst müssen wir uns nach einem neuen Martin Luther umschauen.

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  • Rudi Ratlos
    17. September, 2020

    Großartig, verehrter Wendt,
    man möchte zu jedem Satz Beifall spenden.
    Dieser Aufsatz hat das Zeug, der Anfang einer Auflehnung gegen die von Scheinchristen erhobenen unbotmäßigen Forderungen zu sein.
    Er entlarvt in beschämender Weise die Verlogenheit dieser abgehobenen Kaste – ich weigere mich gerade im Zusammenhang mit KGE, den Begriff des Parlamentariers oder der Eliten zu verwenden. Sie sind schlicht und ergreifend erneut unbelehrbare Überbringer der gescheiterten Heilslehre des Kommunismus.

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  • Stefan
    18. September, 2020

    Also über den Artikel habe ich mich wieder mal köstlichst amüsiert. Dabei wäre mir die Fehlbarkeit dieser grünen Tante so noch gar nicht aufgefallen. Danke dafür, daß man jetzt dem Narrenkabinett der Grünen nach dem unsägliche Philosophen Habeck, dem «Schnatterinchen» Baerbock,der dampfplaudernden modeverirrten Claudi und dem Netzerverschnitt Hofreiter (ein Sorry an G. Netzer) nun auch der «Vierteltheologie»-Studentin aus Thüringen ein würdiges Plätzchen verschafft. Wäre allerdings wohl besser, um die Rolle der Bedeutung dieses religiös irrlichternden Geschöpfes noch mehr zu würdigen, diese mit «Doppel-Semester»-Absolventin zu umschreiben. Wäre jetzt noch der unschlagbare Helge Lindh den Grünen zugewandt – das Blatt des Grauens wäre vollständig und der nächste Wahltag mit positivem Ausgang für das grüne Geschwader würde einhergehen mit der höchsten Suizid-Rate in Deutschland – Todesursache nicht Covid der 19. – sondern Asphyxie (Lachtod).

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  • Ossinante
    18. September, 2020

    Die evangelische Kirche betätigt sich im Immobliliengeschäft in Deutschland schlimmer als jeder Miethai. Ich weiß das aus eigener schmerzhafter Erfahrung als Erbbaupächterin. Unser Vertrag ist ein Knebelvertrag, er wird alle 3 Jahre erhöht, unsere Möglichkeiten erschöpfen sich auf widerspruchslos Zahlen oder das Haus räumen und abreißen. Die letzte Erhöhung war 300 %…. lange können wir das nicht mehr stemmen ohne Einkommen und als Armutsrentner. DAS ist die «christliche Nächstenliebe». Ich hasse diese Bagage nur noch….

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  • Gerhard Lenz
    18. September, 2020

    Sehr geehrter Herr Wendt,
    wieder einmal weiß ich nicht, was ich mehr bewundern soll: die Treffsicherheit Ihrer Argumente oder den eleganten Sarkasmus Ihres Schreibstils. Die Formulierung «…lässt soviel Blöße unbedeckt wie ein Vierteltheologiestudium» zum Beispiel musste ich einfach ein paar mal lesen, um mich möglichst ausgiebig daran erfreuen zu können.

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  • pantau
    19. September, 2020

    Ich muss Frau Göring (gemein, ne? Aber ist Weglassen nicht total in?) etwas in Schutz nehmen. Theologen (auch abgebrochene, denn sie eint ja der Wille zur Gotteswissenschaft) haben vermutlich ein besonderes Verhältnis zu Schizophrenien oder Widersprüchen, sie nennen sie einfach Mysterien. Um ein Mysterium handelt es sich nämlich bei dem strategischen WIR, wenn die andern was blechen oder verantworten sollen. Daher meinte sie auch mit dem Martin bzw Samariter «ich» und «die andern» wahlweise je nach dem, wie es grad von Vorteil ist. Ist halt ein Mysterium in einer religiös tingierten Rübe..

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  • Albert Schultheis
    20. September, 2020

    Lieber pantau,
    Ich widerspreche entschieden: Wir sollten diese Gören Eckardts, diese beinharten evangelischen BolschewistInnen mit weichgespülter Bibelschale nicht immer nur mit Samthandschuhen anfassen! Sie sind viel schlimmer und viel ansteckender als ein Coronavirus! Es gibt keine deutsche Landfrauengruppe, keine einzige Tupperparty-Runde mehr, die nicht von den evangelisierenden Super-Spreadern verseucht worden wäre. Der gesamte Bund deutscher Mädchen der GEW ist längst durchgängig infiziert. Dabei stehen diese Mädels des Nachts Albträume durch bei ihren Phantasien, alleine durch die Straßen einer deutschen Großstadt gehen zu müssen! Nein, das totalitäre Virus der evangelischen KirchenpräsidentInnen und Synodal*Innen wütet bereits hemmungslos in den geistigen Niederungen und es ist keinerlei Impfstoff dagegen in Sicht – es ist um ein Vielfaches verderblicher noch als das klassische Opium fürs Volk!

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  • alacran
    20. September, 2020

    „Wir haben Platz“, – nur wo? Die platzhabenden Plakatierer vergaßen ihre Adressen anzugeben!
    Und dass KGE im Fach Theologie nicht reüssierte, wundert mich nach diesen Zitaten jetzt nicht mehr!

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  • Stephan Fleischhauer
    25. September, 2020

    «Der Gedankenstrang, dass eigentlich in erster Linie die islamischen Verbände in Deutschland einen finanziellen Beitrag leisten müssten, soll hier nicht weiter verfolgt werden.»

    Treffer versenkt. Deren Interesse an der Aufnahme von Flüchtlingen dürfte nahe null sein.

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  • irgendwer
    28. September, 2020

    Wenn wir den Blick vom Vermögen auf die Umsätze lenken, dürften wir bemerken, was für Multi-Millionen-Euro-Unternehmen die Bistümer sind. Die Übernahme ausgelagerter Wohlfahrtsaufgaben des Staates ist ein wesentliches Standbein. Ein Standbein, das u.a. auch wegbrechende Kirchensteuer kompensieren soll.
    Also betrachten wir die Flüchtlingshilfe der Kirchen doch einmal schlicht marktwirtschaftlich…

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Original: Göring-Eckardt, Mantelschneiderin

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