– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Zeller der Woche: falsch verstanden

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/03-zeller-der-woche-falsch-verstanden.


Von Bernd Zeller / / spreu-weizen / 4 min Lesezeit

stdsize
5 Kommentare
  • Lichtenberg
    3. März, 2020

    «1984» ist doch auch nur ein Konstrukt. Das hat mir im Halbschlaf der Vernunft die «Große Schwester» neuflüstern lassen. – Außerdem ist für eine Dezimalzahl n = 1984 die Quersumme (q)n = 22. Konstruiere ich nun dem Ergebnis 22 zwei beliebige, ideologische Nullen hinzu (ist nicht schwer, heutzutage welche zu finden), so ergibt sich wie von selbst – naaa? 2020 ! QED.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Gerhard Sauer
    4. März, 2020

    Das ist eine mathematisch einwandfreie Herleitung, mein Glückwunsch. Allerdings haben Sie die Lösung für eine nicht gestellte Frage präsentiert, nämlich die Frage nach der Bedeutung der Chiffre „1984“. Damit haben Sie erfolgreich den Merkelschen Verschiebungssatz angewandt, der es zuläßt, zur Beantwortung eines Problems ein anderes zu lösen. Der Verschiebungssatz wird in Fachkreisen jedoch als bedenklich angesehen; er steht im Verdacht, einen zu leichten Weg zum Ausweichen der Konfrontation mit der eigentlichen Fragestellung zu ermöglichen. Das eigentliche Problem bleibt dann ungelöst.

    Behauptet wurde, daß der Große Bruder in „1984“ nicht der Große Bruder war. Diese Behauptung für 2020 durch das Postulat einer Großen Schwester beweisen zu wollen, ist auf der Basis einer Transgendertheorie nicht falsch, aber es ist letztlich doch wieder eine Anwendung des Merkelschen Verschiebungssatzes; wir treten hier in die Sphäre der Geschlechterzuordnung ein, die bekanntlich nur ein Konstrukt ist. Der eigentliche Kern der Existenz oder Nichtexistenz der Großen Gestalt im Hintergrund wird nicht berührt. Weitere Forschung sehe ich als notwendig an.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Lichtenberg
      6. März, 2020

      Glückwunsch! Den Derrida-Preis des Jahres 2020 haben Sie sich redlich verdient. Die unvermeidliche Urkunde enthält als Motto: «Lösungen für nichtgestellte Fragen sind die besten».

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • George Orwell
    4. März, 2020

    Eines Tages schlief ich auf einer Wiese und aus den Wolken sprach eine Stimme zu mir: „Stehe auf George und höre meine Worte.“ Ich stand auf und wendete mein Angesicht zu den Wolken und fragte: „Wer bist Du, daß Du im Schlafe zu mir sprichst?“ Und die Stimme antwortete: „Ich bin, der ich bin. Ich werde dir jetzt einen Text über eine ideale Gesellschaft diktieren. Du sollst ihn aufzeichnen und in einem Buch veröffentlichen, denn ihr Menschen wißt nicht, wie man zusammenleben soll. Ihr hadert und streitet miteinander und erschöpft eure Kräfte im Gezänk. Das dauert mich und ich will euch zeigen, wie es einfacher und unkomplizierter geht.“ Ich zückte meinen Bleistift und lauschte der Stimme. Getreulich schrieb ich nieder, was die Stimme sprach. Viele Seiten schrieb ich voll, das Diktat wollte kein Ende nehmen. Schließlich sagte die Stimme: „Das ist alles. Nun nimm es und lege es einem Verleger vor, auf daß er ein Buch daraus mache.“ Ich fragte: „Wen soll ich als Autor angegeben?“ Und die Stimme entgegnete: „Gebe es unter deinem Namen heraus. Ich bezeichne mich als Großen Bruder, doch dies ist nur eine Benennung für euch kleine Menschen. Tatsächlich bin größer als ihr euch vorstellen könnt, denn ‚there are more things in heaven and earth, George, than are dreamt of in your philosophy.´ Haltet euch an diesen Grundsatz und versucht nicht das Unergründliche zu erforschen.“

    So nahm ich denn meine Notizen und brachte sie zu einem Verleger. Und dem Verleger gefielen sie. Er gab sie einem Drucker und einem Buchbinder, die ein Buch daraus machten. Als Titel wählte ich „1984“ zur Erinnerung an das Jahr seines Erscheinens; denn man schrieb das Jahr 1948.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Van Nelle
    7. März, 2020

    … als Warnung gedacht, wurde es zur Blaupause …

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Zeller der Woche: falsch verstanden

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion