– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Publico Unterhaltungsressort

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2020/03-publico-unterhaltungsressort.


Von Alexander Wendt / / spreu-weizen / 10 min Lesezeit

stdsize

Ode auf B. Ramelow *

*unter Verwendung älteren Textmaterials von Johannes R. Becher

Neigt euch vor ihm in ewigem Gedenken!O sag auch du, mein Bürger, Bodo Dank.
Er kam, ein neues Leben dir zu schenken,
Als Thüringen in dunkle Zeit versank.

Er kam, aus deiner Not dich zu erretten,
Wo immer Neues wächst, gedenke sein.
Die bunten Wimpel wehen über unsren Städten
Und ihr Willkommen lädt uns herzlich ein.

Allüberall, wo wir zu denken lernen
Und wo man einen Lehrsatz streng beweist,
Dort muss man die Faschisten gleich entfernen
Deren der schlimmste Thomas Kemm’rich heißt.

Statt seiner wirst du stehn in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und auf dem Rennsteig wandert Bodos Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.

Am Wendelstein und in den Isarauen
Sind wir begegnet deinem Angesicht.
Wir sind begegnet dir im Abendblauen,
Nur Attila, den streicheln wir heut nicht.

Einst wird ganz Deutschland B.R. danken
Es leuchtet des Gewählten Angesicht.
In keinem Wahlgang gab’s für ihn ein Schwanken,
ihn, der die Worte „ich verzeih euch“ spricht.

Dort wird er sein, wo sich vor ihm die Fluten
Des Rheines teiln. Und in den Kölner Dom
Kann er sich eilig trocknen Fußes sputen
Schon tags darauf sitzt er im Tempodrom.

Er spendet in Berlin freigebig Freuden
Im Grunewald steht stolz sein Monument
In München trinkt er mit den Prantlleuten
Und da in Kiel zitiert ihn ein Student.

In Frankfurt sucht er auf die Galerie,
Und alle Bilder sich vor ihm verneigen.
Die Farbentöne leuchten schön wie nie
Und kluge Köpfe fiedeln sanft die Geigen.

Mit Marx und Engels geht er durch Stralsund,
Bei Hamburg überprüft er Journalisten,
Streng ist sein Blick. Doch sieht er keinen Grund
In Redaktionen gründlich auszumisten.

Nicht ein Prozent! Es bremst auf deinem Pfade
Kein Schreiber dich, denn jeder Gute ahnt:
Der Törichte greift sinnlos nach dem Rade
Des Fortschritts, der sich seine Wege bahnt.

Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Bernd Riexinger setzt nieder sich zu beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.

Wenn sich vor Freude rot die Wangen färben,
Dankt man dir, Bodo, und sagt nichts als: »Du!«
Ein Bürger flüstert ‚Bodo’ noch im Sterben
Und Bodos Hand drückt ihm die Augen zu.

Im Zweifelsfall und in dem Blätterrauschen
Ertönt dein Name, und es zieht dein Schritt
Ganz still dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und klatschen leise mit.

17 Kommentare
  • Karl Kaiser
    5. März, 2020

    Aha.
    Ein begabter Dilettant, der sich an dem großen Johannes R. Becher versucht.
    Das wird nicht gutgehen, sehr geehrter Herr Wendt. Josef Wissarionowitsch Stalin mit Bodo Rammelow zu vergleichen kommt einer Herabwürdigung gleich.
    Eines Tages wird Ihnen die Rechnung präsentiert werden, und dann wird es Ihnen nicht helfen, wenn Sie darauf hinweisen, daß Sie nicht zu dem einen Prozent Reichen gehören.
    Ich ruf schon mal bei Riexinger an.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jürgen
    5. März, 2020

    Mit der Wahl in Thüringen hat die CDU die letzte Scham verloren, mit Linken zu paktieren. Schon rauscht es durch die (links-grünen) Medien, dass man doch mit Linken auf «pragmatischer» Ebene zusammenarbeiten kann und soll – wenn nur das Kontaktverbot zur AfD strikt beachtet wird. Es ist nur zu hoffen, dass die Wahlbürger bei kommenden Wahlen den «Systemparteien» kräftige Denkzettel verpassen. Es ist aber auch zu hoffen, dass sich alle AfD Politiker an den alten Grundsatz halten: Erst denken, dann reden, was leider nicht immer der Fall ist, was viele bürgerliche Wähler davon abhält, die Partei zu wählen. Die AfD hat Riesenchancen, noch wesentlich an Gewicht zu gewinnen, wenn sie es unterlässt am trüben rechten Rand zu fischen und sich stattdessen auf bürgerliche Wähler konzentriert, die die jetztige Politik satt bis zum Stehkragen haben.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Leonore
      6. März, 2020

      Ich wünschte, ich könnte mit zwei Mündern gleichzeitig antworten …

      Dann würde der eine Mund sagen: «MEINE REDE !»

      Und der andere: «Leicht gesagt, Sie Selbstgerechter! Halten Sie erstmal sieben Jahre lang stand, ohne irgendwann nach ein paar besonders schlaflosen Nächten oder bei irgendeiner Provokation ausfällig zu werden, weil alles auf einmal hochkocht – die ganzen Beleidigungen und perfiden Verleumdungen, die Drohungen und haßerfüllten Blicke, die Schäden an Auto und/oder Haus, die Ausgrenzungen und das Mobbing, den Verlust jahrelanger Bekannt- oder noch schlimmer: Freundschaften oder am allerschlimmsten: Familienmitglieder/Ehepartner! Und die vorwurfsvollen Blicke derjenigen Familienangehörigen, die sich zwar nicht gegen Sie wenden, aber Ihnen übelnehmen, daß Sie sie «kontaminieren» und ihnen «das Leben schwermachen» …, während Sie als vielfach verwundeter, aber tapfer weiterhin aufopferungsbereiter Kämpfer sich weiterschleppen im Versuch, das Vaterland und auch diesen verständnislosen Undankbaren den A… zu retten!»

      Auf diesen Kommentar reagieren

      • Karl Kaiser
        7. März, 2020

        Deutschland ist mehr als nur das Vaterland, es ist auch eine Lebensform, es ist die Verkörperung des Christlichen Abendlandes auf einem definierten Territorium, natürlich und nachweislich auch mit jüdischem Anteil.
        Dieses Deutschland zu erhalten bedarf deutscher Tugenden im Rahmen eines aufgeklärten Staates, kurz: Von AfD- Mitgliedern verlange ich wohlerzogenes Auftreten, korrekte Kleidung, sachliches Argumentieren und äußerste Disziplin beim Aufeinandertreffen mit dem Gegner. Ich erwarte gelebten Anstand, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, fundiertes Geschichtsbewußtsein, und das Bemühen, auf immer mehr Politikfeldern Kompetenz zu erlangen.
        Ich als Wähler muß das von Ihrer Partei (Vermutung!) verlangen, es ist niemand mehr da, von dem ich es erhoffen könnte.
        Ich verstehe Sie voll und ganz, aber der Herr «Jürgen» hat Recht.

        Auf diesen Kommentar reagieren

  • Ernst-Fr. Siebert
    5. März, 2020

    «Am Wendelstein und in den Isarauen…» den Wendelstein gibt´s auch an der Unstrut, nur ca. 500 m weg von Thüringen ;-).

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Chris Groll
    5. März, 2020

    Für diese großartige Ode an Herrn Ramelow sei Ihnen von Herzen gedankt. Doch mir wäre es lieber, die Stelle wäre weiterhin vakant. (oder von Herrn Kemmerich besetzt, obwohl der ja auch ein total Ausfall war).
    Bitte weiter so.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Günther Müller
      6. März, 2020

      Deutsch scheint schon lang nicht mehr Schulfach zu sein ? Totalausfall ist ein Wort !!!

      Auf diesen Kommentar reagieren

      • Chris Groll
        8. März, 2020

        Hallo Herr Müller. Es sollte heißen «totaler Ausfall». Aber immer wieder Dank für diese typisch deutsche Oberlehrerhaftigkeit. Das sagt eigentlich alles.

        Auf diesen Kommentar reagieren

  • Lichtenberg
    5. März, 2020

    Hach! Wir erheben uns von den Sitzen. Leises Dankesgeklatsch.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Phoenix
    5. März, 2020

    Wie denkt eigentlich der neue wie alte Leiter der Thüringischen Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff, über die Ode Bechers zu Ehren Gevatter Stalins?

    «Sie müssen damit leben ein Ministerpräsident von Gnaden derjenigen zu sein, die Liberale, Bürgerliche, Linke und Millionen weitere in Buchenwald und anderswo ermordet haben. Ich gehe guten Gewissens.»

    Er muß ja ein in besonderer Weise ausgeprägtes Gewissen haben…

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Albert Schultheis
    5. März, 2020

    Wunderbar! Jetzt Bodo einen Strauß Geranien überreichen, während ihm die Blockflöten noch einen blasen – man wird sich von nun an an den Bolschewistenkitsch gewöhnen müssen, und an manches andere.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Ohm Zweizahn
    5. März, 2020

    Aller vier, fünf Jahre
    isch ein Kreuzelchen hin mach
    die Wiege schaukelt hin zur Bahre
    darauf lieg isch, und immer hellstens wach.

    Schaukelwiege, Schunkelbahre
    isch Ohm drauf, nun graue Haare
    verfechte mannhaft Dummkratie
    und mache Kreuzchen wie noch nie.

    Nachwort

    Ganz wischtisch bei der ganzen Hatz
    ist, wie ihr wisst, der Listenplatz!

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Christoph
    5. März, 2020

    Das ist weniger lustig, als Sie denken, weil wir näher dran sind als die meisten ahnen.
    Die Quittung für Korruption und Heuchelei waren schon immer Spuk und Dämonie.
    Mir fällt nur Bulgakows «Meister und Margarita» ein.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Lichtenberg
      6. März, 2020

      Vielleicht auch noch «Hundeherz»? Wurde erst 62 Jahre nach Bulgakovs Niederschrift in Russland veröffentlicht. Da war der Neue Sowjetmensch längst tot und begraben.

      Auf diesen Kommentar reagieren

    • Van Nelle
      7. März, 2020

      … so ist es, man höre die Stones, uhuhuh, sympathy for the devil …

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • pantau
    5. März, 2020

    Lieber Herr Wendt, unbedingt bei dieser Gelegenheit den Radiodialog zwischen Gottfried Benn und Johannes R. Becher anhören, benn-typisch hat er da Abschließendes, Endgültiges zum linken Denken formuliert.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Horst Scharn
    8. März, 2020

    Noch kommen uns vor Lachen die Tränen…

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Publico Unterhaltungsressort

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion