– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Riskieren wir das Unmögliche, riskieren wir ein Gespräch

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Anmerkungen zu unverzeihlichen Runden, verbaler Rüstung und der Inflation der Nazis im besten Deutschland, das wir je hatten

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 61 min Lesezeit

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Es wäre ein Experiment mit wirklich offenem Ausgang, wenn ich eine Auswahl meiner Gesprächspartner der vergangenen fünf Jahre in einem Raum zusammenbringen würde.

Über mangelnde Vielfalt bräuchte niemand zu klagen. Vor ein paar Jahren war ich Gast auf einer Veranstaltung in Berlin, zu der ein jüdischer Journalist eingeladen hatte. In der Runde saßen unter anderem Götz Kubitschek, der Rechtsaußen-Gottseibeiuns von Deutschland, daneben ein liberaler amerikanischer Sachbuchautor, ein Spiegel-Redakteur und noch mehrere andere Personen mit jeweils sehr unterschiedlichen Ansichten, Temperamenten, Religionen und Geburtsorten. Gregor Gysi stand auch auf der Gästeliste, war aber nicht gekommen. Aber es ging auch ohne ihn sehr divers zu. Zivil ebenfalls. Als wirklich schlecht ist mir nur der Service an der Hotelbar in Erinnerung geblieben. Aus heutiger Sicht fand der Abend zu Friedenszeiten statt. Ich weiß nicht, ob diese Soirée heute noch möglich wäre. Vermutlich fällt sie heute nach quasiamtlichem Urteil unter die Rubrik unverzeihlich. Rückgängig machen lässt sie sich allerdings nicht.

Was mich betrifft: Ich spreche nach wie vor mit sehr unterschiedlichen Leuten, also Leuten, deren Ansichten sich von meinen nicht nur graduell unterscheiden. Nicht immer verläuft die Zusammenkunft zu meiner oder deren Freude. Ich finde es trotzdem sehr viel angenehmer, als nur mit Menschen meiner Meinung zu diskutieren. Meine Ansichten kenne ich ja schon. Eigentlich bitte ich im sozialen Umgang nur darum, nicht gelangweilt zu werden. Ich möchte nicht, dass es mir geht wie Charles-Maurice de Talleyrand, von dem es heißt, er sei bei der Lektüre einer gegen ihn gerichteten Polemik eingeschlafen. Zu den vielen, mit denen ich über Facebook verbunden bin, gehört auch der Stern-Kolumnist Micky Beisenherz. Wir teilen sehr viele Ansichten nicht. Einige doch. Ab und an schicken wir elektronische Zettelchen hin und her. An ihm gefällt mir sein Witz, der in seinen Texten nicht durchgehend, aber öfter aufscheint. Außerdem scheint er nicht allergisch gegen Meinungen zu sein, die er nicht teilt.

Micky Beisenherz schrieb im Stern nach der Wahl in Hamburg einen Text über die AfD, Hanau und das, was er „das verbale Wettrüsten“ in der Gesellschaft nennt. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit dem Brief der AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Jörg Meuthen an die Mitglieder, in denen beide Politiker zurückweisen, dass ihre Partei mit den zehn Morden in Hanau in Verbindung gebracht wird, sich und die Mitglieder aber auch fragen, was sie an Rhetorik und Auftreten ändern sollten, um eine Grenze zum Rechtsextremismus zu ziehen. Dazu schreibt Micky Beisenherz:

„Eine Ehrenurkunde im Dummstellen möchte man hier AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla verleihen, der in einer öffentlichen Zerknirschungssimulation befand: ‚Wir als #AfD müssen uns fragen, warum wir mit #Hanau in Verbindung gebracht werden.’ Na, sowas! ‚Auch wenn’s schwerfällt. Wer sich rassistisch und verächtlich über Ausländer und fremde Kulturen äußert, handelt gegen Deutschland und gegen die AfD.’ Wäre dies auch nur im Ansatz ernst gemeint, hätte die Partei einen heftigeren Exodus als brandenburgische Dörfer. Von Meuthen über Brandner bis Weidel wären sie alle weg. Das Gerede von ‚Kopftuchmädchen, Burkas und alimentierten Messermännern’ und dem ‚Entsorgen in Anatolien’. Sowas kommt von sowas.“

Die Stelle im Originaltext lautet übrigens etwas anders; nach „auch wenn’s schwer fällt“ folgt noch eine längere Passage. Deshalb das Stück hier im Kontext:

„Allerdings müssen wir uns auch fragen, warum es unserem politischen Gegnern gelingt, uns überhaupt mit solch einem Verbrechen in Verbindung zu bringen. Dieser Frage müssen wir uns stellen, auch wenn es schwerfällt.
Unsere Partei steht programmatisch fest auf dem Boden des Grundgesetzes. Wir bekennen uns zum Völkerrecht und erheben die Würde des Menschen zur Maxime unserer Politik. So steht es im Parteiprogramm. Und genau aus diesem Grund hat sich die AfD formiert: weil wir unsere eigenen Grund- und Menschenrechte bedroht sehen.
Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass wir anderen Menschen oder Völkern das Existenzrecht absprechen, oder sie abschätzig behandeln. Derartige Sichtweisen lehnen wir im Gegenteil strikt ab. Sie gehören nicht zu den guten deutschen Traditionen, die wir bewahren wollen. Wer sich rassistisch und verächtlich über Ausländer und fremde Kulturen äußert, handelt ehrlos und unanständig und damit gegen Deutschland und gegen die AfD.“

Weiter, nun wieder in Mickys Stern-Kolumne:

„Schon seit langem Beobachten wir ein verbales Wettrüsten. Einen Ton, der mittlerweile so drastisch ist, dass eine Gewalttat fast zwingend logisch wie die nächste Stufe scheint, um sich ‚nach oben hin’ irgendwie absetzen zu können. Und das geht selbstverständlich mittelbar mit auf das Konto derer, die das gesellschaftliche Klima verändern ‚und sich unser Land zurückholen’ wollen. Der Täter von Hanau hat nach allem, was wir wissen, alleine gehandelt. Das kann dennoch nicht in Abrede stellen, dass wir seit geraumer Zeit ein massives Problem mit dem Rechtsterrorismus haben, der mit dem Hufeisen davon zu galoppieren droht. Natürlich handelt es sich stets um ‚verwirrte Einzeltäter’, von denen es in Deutschland mittlerweile so viele zu geben scheint, dass sie einen Zentralrat gründen sollten. Halle. Lübcke. Teutonica. Alles Einzeltäter. Zumindest für die AfD. Die ihrerseits natürlich gleichsam nie auf den Gedanken käme, bei einem islamistischen Anschlag ähnliche Schlüsse zu ziehen.“

Aber, kleiner Einschub, andere, lieber Micky, nicht wahr?
In der Kolumne geht es weiter:

„Wenn sich ganze Passagen des ‚Manifestes’ eines rassistischen Psychopathen genauso lesen wie das Buch deines Spitzenmanns Höcke, dann hast du als Partei ein Problem. Selbst der isolierteste, psychisch gestörteste Einzeltäter braucht eine Ideologie, auf deren Boden er seine irren Taten für gerechtfertigt hält.“

Nun stellt sich der Fall des Täters von Hanau mittlerweile etwas komplexer dar als am Anfang. Es ist noch nicht geklärt, ob es sich wirklich um einen Einzeltäter handelte. Die Ermittler führen mittlerweile den Vater des Schützen – ein Politiker, der früher für die Grünen kandidierte – als Beschuldigten. Und welche Passagen genau lesen sich in dem Manifest genau so wie Höckes Texte? Die, in denen Rathjen erklärt, dass ihn der Geheimdienst seit seiner Geburt überwacht? Dass Jürgen Klopp seine Ideen gestohlen hat? In denen es um Zeitreisen und seine Wiedergeburt in einer Parallelwelt geht? In der er Überlegungen dazu anstellt, die Bevölkerung Deutschlands zu halbieren? Ist es ein Rekurs auf Höcke, wenn er sich in seinem Video auf Englisch an alle Amerikaner wendet, um sie über unterirdische Folterzentren aufzuklären?
In Tobias Rathjens Wahnwelt kommen rassistische Auslöschungsfantasien vor, die sich gegen ganze Völker richten, gegen die halbe Menschheit, sie stehen neben Versatzstücken von narzisstischen Größenvorstellungen und Selbsthass. Aber er übernimmt keine komplette Ideologie, von wem auch immer. Die Bruchstücke, aus denen er sein Manifest zusammenleimte, vom Anschlag am 11. September 2001 bis zu Vernichtungsvorstellungen ganzer Völker – diese Bausteine konnte er überall im Internet finden, und er hätte sie dort auch gefunden, wenn die AfD überhaupt nicht existieren würde.

Aber bevor es noch einmal um die AfD gehen soll, um das, was du, Micky, ‘Zerknirschungssimulation’ nennst, soll es um die wichtigste Wendung in deinem Text gehen: ‘verbales Wettrüsten’. Eine Reihe von Sätzen und Begriffen verschiedener AfD-Politiker zählst du auf. Es gibt natürlich noch mehr zu zitieren. Etwa Björn Höckes „wenn einmal die Wendezeit kommt, machen wir Deutschen keine halben Sachen“. Oder die Twitterkommentare aus den Niederungen einzelner Kreis- und Ortsverbände: Unmittelbar nach den Schüssen von Hanau, als viele noch annahmen, es hätte sich um eine Abrechnung im kriminellen Milieu gehandelt, freute sich beispielsweise einer und meinte, es könnte unter Ausländern gar nicht genug Tote geben. Vor allem diese stumpfe Gewaltrhetorik im eigenen Milieu dürften Chrupalla und Meuthen gemeint haben. Und noch das eine oder andere mehr, siehe oben.

Aber der Begriff ‘Wettrüsten’ bedeutet, dass es zwei Seiten gibt, die Aufrüstung betreiben. In deinem Text – und überhaupt in den allermeisten wohlmeinenden Texten zum Meinungsklima in Deutschland – kommt regelmäßig nur eine Seite vor. Die Praxis erinnert bei allen Unterschieden an die Nahost-Berichterstattung der gleichen Medien. Dort bestimmt in bewährter Weise jeder israelische Angriff auf den Gaza-Streifen die Überschrift, die Raketen der Hamas finden in Regel eine Erwähnung weit unten im Text, wenn überhaupt. Oft heißt es dann auch: Raketen aus dem Gaza-Streifen, die Geschosse fliegen also ohne Absender. Lesern beziehungsweise Zuschauern muss es so vorkommen, als würde dort nur eine Seite Krieg führen. Das ist von denjenigen, die so berichten, womöglich auch genau so beabsichtigt.

Wenn immer der Bundespräsident oder ein Kommentator die Verrohung im öffentlichen Sprachgebrauch und vor allem in dem Hauptübel Internet beschreibt und beklagt, dann redet er von einer Seite. Er spricht von den tatsächlichen Rassisten, den Fremdenhassern, denen dann oft sehr großzügig auch alle zugeschlagen werden, die etwas an der deutschen Migrationspolitik und den Political-Correctness-Machtansprüchen auszusetzen haben. Auch in der Stern-Kolumne richtet sich die Kritik gegen die AfD, ihre Wähler und schließlich, am Textende, gegen die Bild-Zeitung. Nur die Formel ‘verbales Wettrüsten’ deutet logisch folgerichtig, aber praktisch folgenlos an, dass in dem Text eigentlich noch etwas anderes vorkommen müsste.

Womit beginnen wir bei der Beschreibung dieses Missing Link? Vielleicht mit Sebastian Pertsch, Autor und Journalist, unter anderem für den NDR und den Tagesspiegel, der 2015 twitterte: „Kann man diese rechten Arschlöcher nicht mal ausbürgern, für ein Jahr nach Mali schicken, zurückholen, in ein Asylheim stecken und anzünden?».

Das tippte er am 16. Juli 2015. Also noch vor der Migrantenwelle ab September, und zu Zeiten, da die AfD noch um die fünf Prozent pendelte. Am 4. September 2015, beschrieb Sebastian Gierke in der Süddeutschen diejenigen, denen die Idee bedingungslos offener Grenzen für alle nicht einleuchtete:

„Ihr heimatliebenden Zustandsbewahrer, emphatielosen Wüteriche, wunderlichen Nicht-Neger, aufrechten Stehpinkler, verkrampften Gutmenschen-Schlechtfinder. Ihr deutschen Kosten-Nutzen-Denker. Ihr besorgten Patrioten. Ihr IchbinkeinNaziaber-Sager, Ihr IchkenneauchnetteTürken-Kartoffeln, ihr unkorrekten Pegidisten, ihr nationalen Oberlehrer. Es ist 2015. Und ihr kommt aus euren Löchern ans Licht gekrochen.“

Aus den Löchern ans Licht: Die Mitarbeiter der Süddeutschen versahen den Text des empathiestrotzenden Tiervergleichs-Gutfinder übrigens mit der Qualitätsplakette „Lieblingsgeschichte der Redaktion“. Im gleichen Jahr, ein paar Monate später zitierte die Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski aus Internetseiten der guten Nichtzustandsbewahrer:

„Wir lachen auf Facebook, und wir lachen auf Twitter. ‚Wenn man diese Pegida Trottel sieht, fragt man sich wie eine Pisa-Studie der DDR in den 70ern wohl ausgesehen hätte?!’, schreibt jemand. ’Selbst mit dem addierten IQ aller Pegida-Trottel hätte eine Kuh noch Mühe, Ihre Blasenfunktion zu regulieren’, ein anderer.“

In ihrer Kolumne fand sie damals, es sei gefährlich, über diese Trottel zu lachen, sie, die Wohlmeinenden, sollten mit den Trotteln auch – trotz des Kulturgefälles – reden, natürlich nur unter vielen Voraussetzungen. Mittlerweile meint sie auch das nicht mehr.
Andere meinten das noch nie. Beispielsweise Spiegel-Journalist Hasnain Kazim, der kurz nach der Bundestagswahl 2017 – einszweidrei im Sauseschritt / läuft die Zeit, wir laufen mit – folgendes Endurteil über die Bevölkerung eines ganzen Landesteils auf Twitter fällte:

„Höre, ich soll Ostdeutsche ‚ernst nehmen’. Ihr kamt 1990 mit nem Trabi angeknattert und wählt heute AfD – wie soll ich euch ernstnehmen?“

(Das Problem mancher Gutmeiner sind ihre heißesten die Verehrer, das ganz nebenbei: https://www.volksverpetzer.de/social-media/kazim-afd/)

Bei Kazims Verlautbarungen handelt es sich, um Eduard Zimmermann zu bemühen, um keinen Einzelfall. Wird das politisch aussätzige Verhalten auch noch in einer bestimmten geografischen Zone vermutet, in Ostdeutschland, speziell in Sachsen, dann kommen regelmäßig verbale Massenvernichtungswaffen zum Einsatz. Ebenfalls nach der Bundestagswahl 2017 twitterte der Kommunikationsdirektor des Erzbistums Köln Ansgar Meyer:

„Tschechien, wie wär’s: Wir nehmen Euren Atommüll, Ihr nehmt Sachsen?“

„Das einzige, was dieses Bundesland noch retten kann, ist eine Koalition aus RAF und Royal Air Force“, meinte wiederum der ZDF-Dienstleister Jan Böhmermann nach der Landtagswahl in Sachsen.

Böhmermanns Satz soll zur Abkürzung stellvertretend für alle Bomber-Harris-Napalm-Wünsche der letzten Jahre speziell für die Bewohner Dresdens und das umliegende Bundesland stehen.

Die Vorstellungen, wie am besten mit Leuten umzugehen wäre, die einfach nicht auf der gleichen Zivilisationsstufe stehen wie man selbst, gehen allerdings weit über die vier Millionen Einwohner eines südöstlichen Teilstaats hinaus. Zeit online, sonst immer sehr besorgt über die Einhaltung der Netiquette („Zuschrift gelöscht. Verzichten Sie auf Pauschalierungen“) veröffentlichte kürzlich diese Lesermail:

Ganz nebenbei, wirklich originell ist der Gedanke nicht, Lager zu errichten, damit sich ‘33 nie wiederholt. Das praktizierten beispielsweise, mit ungefähr dieser Begründung, die sowjetischen Behörden, als sie das KZ Buchenwald nach 1945 als Speziallager Nr. 2 weiterbetrieben.

Dort landeten neben tatsächlichen Nationalsozialisten und willkürlich verhafteten Verdachtsfällen auch Sozialdemokraten und Bürgerliche, die als Gefährder der neuen Ordnung galten. Gesellschaftliche Säuberungen dieser Art bereiteten den Boden für die Gründung des Staates, den Bodo Ramelow bis heute nicht als Unrechtsstaat bezeichnen möchte.

Wie immer, wenn es um die Ausmerzung des Bösen geht, darf sie sich nicht nur auf die identifizierten Bösen konzentrieren, sondern auch auf deren nähere Umgebung. Wie, dazu gibt die Süddeutsche Rat.

Bekanntlich machen wir Deutsche, siehe oben beziehungsweise Björn Höcke, keine halben Sachen.

Wesen, die aus Löchern ans Licht kriechen, auch sonst allerlei Tieranalogien bestätigen, ästhetisch versagen, im falschen Landesteil leben, und, selbst, wenn sie nicht dort leben, jedenfalls falsch denken und wählen, diese Existenzen also zu ächten, klein zu machen und zu strafen, das stärkt und erhebt den Busen der Kleinmacher.

Überhaupt spielen Beherrschungs-, -Bestrafungs- und Auslöschungsfantasien bei den verbalen Aufrüstern der Gutdenk-Seite eine zentrale Rolle, die sich gar nicht so grundsätzlich von den Gedankengängen des Täters von Hanau unterscheiden. Hass & Hetze dieser Sorte findet sich auch nicht vorwiegend im Zuständigkeitsbereich des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, sondern in Qualitätsmedien, auch in Publikationen von schnellen Hassbrütern wie der Kahane-Stiftung.

Es gibt ein Gedicht von Erich Fried namens „Maßnahmen“, das so literaturkalendergängig und überraschungsfrei ist wie fast alles von diesem Autor. Dort heißt es:

«[…]

Die Feinde werden geschlachtet

Die Welt wird freundlich

Die Bösen werden geschlachtet

Die Welt wird gut»

Erich Fried hätte sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass seine uneigentlich gemeinten Verse (der Hinweis ist mittlerweile nötig) heute von einer ganzen Reihe von Leuten, die sich für aufgeklärt, tolerant und urban halten, ernsthaft als gesellschaftspolitische Anregung verstanden werden.

In seinem Buch „Die Wiedergutmacher“ schreibt der Psychologe Raymond Unger, dass Selbstbilder nur dann nicht destruktiv wirken, wenn jemand sie positiv formuliert. Anderenfalls schlägt der Vorsatz unterbewusst ins Gegenteil um. Er zeigt das an einem politisch unverdächtigen Beispiel. Sagt sich jemand, der abnehmen möchte: ‚ich will nicht fett sein’, dann mache das Unterbewusstsein daraus unweigerlich die Programmierung ‚fett sein’. Jemand müsste sich also vornehmen, schlank zu sein, und möglichst schon ein Bild von sich als schlankem Menschen entwerfen. So ähnlich, meint Unger, verhalte es sich auch mit dem zentralen Vorsatz der besseren Deutschen: ‚ich will kein Nazi sein’.

Das klingt auf den ersten Blick spekulativ. Allerdings passen die oben aufgezählten Reinigungs- und Vernichtungsfantasien im Namen des Guten und Wahren exakt zu Ungers These.

Kommen wir also zurück zu der wunderbaren Formel ‘verbale Abrüstung’. Die ist natürlich allemal besser als ihr Gegenteil. Aber sie beschreibt auch nur die Ablehnung eines Zustands. Verbal abzurüsten ergibt für alle Beteiligten nur einen Sinn, wenn etwas folgen soll: das Gespräch. Verschiedene, sehr verschiedene Leute im Gespräch, auch im irgendwie eingehegten Streit – das wäre eine ins Positive gewendete Gesellschaftsvorstellung. Sie hängt davon ab, ob sich dafür genügend Teilnehmer finden. Wer auf der einen Seite des Spektrums meint, ein Einwanderer könnte nie Deutscher werden, der hat nicht viel mit anderen zu besprechen, die das anders sehen. Mit Einwanderern schon gar nicht. Für die Wohlmeinenden auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob sie überhaupt eine entradikalisierte AfD wünschen. Oder ob ihnen die Feindbilder, von der Partei bis zu ganz Sachsen, nicht im Gegenteil sogar nützlich vorkommen.

Auf „Ruhrbarone» schilderte die Feministin Naida Pintul, die sich in ihren Vorträgen gegen Islamismus und gegen das Kopftuch ausspricht, wie linksradikale Gruppen ihre Vorträge an Universitäten zu unterbinden versuchen. Ein Argument dabei lautet: Mit Faschisten spricht man nicht. Als Faschist, um das noch einmal irrtumsfrei festzuhalten, gilt diesen Gruppen Naida Pintul.

Je böser der Feind, desto leichter lässt sich die eigene Tugend signalisieren. Erst recht, wenn es sich um einen Gegner handelt, von dem keine annähernd so große Aggression ausgeht wie auf den medial mittlerweile üblichen Schlachtgemälden.
Noch nie war es so leicht wie heute, den Pokal im Weiße-Rose-Ähnlichkeitswettbewerb zu gewinnen. Wer den AfD-Mitgründer Bernd Lucke im Hörsaal niederschreit – nach Ansicht einer SPD-Figur aus der Umgebung des Bundesaußenministers handelt es sich dabei um eine Frage der „gesellschaftlichen Ehre“ – , wer Hotels unter Druck setzt, keine Räume an die Falschen zu vermieten, wer Parteibüros angreift, die Kinder missliebiger Politiker in der Schule mobbt, wer gegen Dunkelsachsen twittert, zum Ausgrenzen und Kleinmachen anstiftet, Faschismus ruft und in Wirklichkeit noch nicht einmal die Argumente einer liberalen Feministin erträgt, der riskiert nicht ernsthaft, sich dabei auch nur einen Fingernagel zu brechen.

Stünden auf der anderen Seite tatsächlich Faschisten respektive Nationalsozialisten samt SA, dann sähe das anders aus. Wie wäre es eigentlich zu erklären, wenn im „besten Deutschland, das wir je hatten“ (Peter Altmaier) authentische Nazis gleich auf mehrfacher Zeppelinfeldgröße aufmarschieren würden?

Es kommt also auf den Versuch an, Gespräche zu führen, deren Verlauf nicht von vorn herein feststeht. Einen Vorschlag zur verbalen Abrüstung machte vor kurzem eine Gruppe sehr unterschiedlicher Leute, die dazu aufrufen, Begriffe wie ‚Nazis’ und ‚Faschisten’ nicht inflationär zu verwenden. Zu den Unterzeichnern gehören Henryk M. Broder, Vera Lengsfeld, Monika Maron, Cora Stephan, Egon Flaig, Michael Klonovsky, Uwe Dziuballa, Rafael Korenzecher (und auch der Autor dieses Textes).

Es handelt sich, wie gesagt, um ein Angebot. Einen Anfang sehr bescheidener Art. Vermutlich wenden einige ein, sie würden zwar die Intention des Aufrufs teilen, aber nicht den Platz mit den Unterzeichnern, denn das wären eben teilweise oder ganz die Falschen.

Alles läuft auf die Frage hinaus, ob Streit aus der Gesellschaft verbannt werden soll. Es handelt sich nämlich nicht um Streit, wenn einige Meinungsinhaber andere für praktisch nicht gesellschaftsfähig erklären und ihre Vernichtung fordern, mindestens aber ihre Isolation. Das ist keine Auseinandersetzung, sondern eine Verdammung.

Streit setzt zweierlei voraus: Erstens ein gewisses Maß an Unterschiedlichkeit – worüber sollte man sonst streiten? Und eine minimale Vereinbarung über die Form. Anderenfalls entsteht keine Arena, die zwei oder mehrere Seiten betreten können.

Das Medium jedes Streits ist das Gespräch. Vielleicht kommt das tatsächlich nicht mehr zustande.

Aber was wäre die Alternative?

Micky, weißt du eine Antwort?

54 Kommentare
  • Christian Schulz
    29. Februar, 2020

    Liest man die Beschimpfungen der AfD die hier aufgelistet sind, überlegt was im Alltag, privat und in den Parlamenten, dazu kommt, dann finde ich die Disziplin und Ruhe der Beschimpften erstaunlich. Ich habe Zweifel, dass die Schimpfenden ähnlich «entspannt» reagieren würden.

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    • Elisabeth Zillmann
      29. Februar, 2020

      Wie die Schimpfenden reagieren, nichtmal auf Beschimpfungen, sondern auf sachliche, fundierte Kritik kann man bei den Parlamentsdebatten beobachten: Nicht mit Argumenten, sondern mit Pöbelei, üblen Unterstellungen und Hetze. Ausnahmen bestätigen die Regel!

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      • Materonow
        1. März, 2020

        Eine Bekannte von mir hat sich bereits, verärgert über den Debattenton im Bundestag, schriftlich an das Bt-Präsidium gewandt, sich beschwert und um Abhilfe gebeten.

        Ergebnis bisher:
        KEINE Antwort.

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  • Jürgen
    29. Februar, 2020

    «Leider» findet man in Ihren Artikeln praktisch nichts, dem man widersprechen könnte. Was Hanau und die Folgen anbelangt, hat man fast den Eindruck, als ob sich bestimmte Kreise heimlich die Hände reiben würden, damit man endlich den Hebel hat, der mißliebigen Partei den Garaus zu machen. Was in den lezten Tagen über uns gekommen ist, übersteigt jedes Vorstellungsvermögen: Hatte man vor Hanau gedacht, die Hetze gegen die AfD und ihre Anhänger ließe sich kaum noch steigern. Falsch: Ein Orkan an wüstesten Beschimpfungen, ehrabschneiderischen Unterstellungen, Lügen und Panikmache, als ob ein rechtsradikaler Umsturz unmittelbar bevorstünde. Als Held unser Innenminister, dem es trotz vollmundiger Ankündigungen nicht gelungen ist, auch nur im Ansatz die Migrantenproblematik zu lösen, spielt nun den entschlossenen Retter unserer Republik – und gleichzeitig kann man dabei eine mißliebige Partei und gefürchteten Konkurrenten erledigen. Und unsere Medien, fröhlich vereint mit linksradikalen Gruppen, sind ja nun die Überhelden. Mit verbalem Schaum vor dem Mund wird grenzenlos gehetzt. Und unsere Meinungsfreiheit geht dabei auch noch perdu, wozu im übrigen unser Bundespräsident auch kräftig beiträgt: Im ersten Satz einer Rede ruft er zum Dialog auf, im zweiten Satz grenzt er dies sofort ein, indem er mißliebige Meinungen davon ausschließt.

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    • Gerd Garstig
      29. Februar, 2020

      Nun ja, ich wandere aus, ich fühle deutlich, das ich in Deutschland nicht mehr erwünscht bin und sehe auch keine Besserung in der Zukunft. Die Deutschen wollen eine linke Diktatur und sie werden sie bekommen.
      Viel Glück damit und als Anregung: Schafft ein, zwei, drei – viele Venezuelas.

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    • pantau
      29. Februar, 2020

      Meine Lieblingshaupterklärung, warum die meisten Journalisten agieren, wie sie agieren, ist Appeasement, das mit Charlie Hebdo seinen Ausgang nahm. Dieses Appeasement lautet: wir sind immer mindestens doppelt so beleidigt wie ihr Moslems, sobald jemand es wagt, Allah in Schrift u. gelebtem Alltag zu kritisieren. Sie sollen wenigstens so konsequent argumentieren wie Harald Schmidt, der ausdrücklich gesagt hat, daß er zu dem Thema nix sagt, weil´s ihm zu heiß sei. Und das schließt natürlich ein, auf die Kritiker derer, die man ignoriert, nicht prophylaktisch einzuprügeln.

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  • Johanna
    29. Februar, 2020

    Sehr geehrter Herr Wendt, danke für Ihren besonnenen, ehrlichen und klaren Artikel. So etwas ist Bürgerkriegsprophylaxe. Schlimm, dass wir das brauchen. Gut, dass Sie da sind, dass Sie schreiben. Sie sind ein Mensch, der die Hoffnung am Leben erhält.

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    • Stefan Rehse
      1. März, 2020

      Das ist sehr schön gesagt und ich möchte mich dem voll anschließen.

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      • Braumüller
        1. März, 2020

        Ich schliesse mich dem Dank an Herrn Wendt ebenso an, ausdrücklich nicht nur für den obigen Beitrag.

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        • Marion Schrezenmaier
          2. März, 2020

          Auch ich schließe mich dem Dank an Herrn Wendt an. Was für ein mutiger Mensch in Zeiten von pseudomutigen Hetzern.

          Menschen, die nur mutig sind, wenn es «nix kostet» kann man vergessen.
          Ein alter Spruch meiner Großmutter zu Böhmermann & Konsorten:
          Wer keine Scham hat,
          der hat keine Ehr.
          Punkt.

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  • G. Hoffmann
    29. Februar, 2020

    Es sind so viele Fehler gemacht und so viel Geld in die falsche Richtung verschleudert worden, dass ein Eingeständnis der Irrung zu katastrophalen Folgen führen würde. Deshalb wird die Eskalationsspirale weiter getrieben um den Blick zurück und die Überlegung der Richtungsänderung unbedingt zu vermeiden. Leider sieht es so aus, dass nur der harte Aufprall die Wahnsinnsfahrt stoppen kann.

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    • hemei
      29. Februar, 2020

      Der Deutschen Wahn lässt sich, wie immer, nur von außen stoppen. Den nächsten, großen Test startet gerade Erdogan. Wird Deutschland die nächste Million aufnehmen?

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  • Wolfgang Illauer
    29. Februar, 2020

    Alexander Wendt schreibt, der Fall des Täters von Hanau stelle sich mittlerweile etwas komplexer dar als am Anfang.
    Mir ist etwas eingefallen, etwas eigentlich Naheliegendes, das ich seltsamerweise noch nirgends gelesen habe. Könnte es sein, daß der Täter neben seinem rassistischen Motiv noch ein anderes, für ihn vielleicht wichtigeres hatte?
    Ich zitiere aus dem „Manifest“: Es gibt „etliche Ereignisse, die Weltgeschichte geschrieben haben, die auf meinen Willen zurückzuführen sind und ich könnte mich deshalb gut fühlen. Es wurden zwei verbrecherische Regime beseitigt, die USA justiert ihre Großstrategie nach meinen Vorstellungen aus und Hollywoodfilme wurden nach meiner Inspiration verfilmt. Kurz erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch, dass dies bei weitem noch nicht alles ist. Ich könnte noch viele weitere Beispiele gleicher Dimension anführen.“
    Wer so etwas schreibt, ist so irr wie einer, der sich für Napoleon hält!
    Was war das andere Motiv für seine Schreckenstat?
    Da glaubt jemand, er sei die derzeit bedeutendste Persönlichkeit der Weltgeschichte und Weltpolitik, seine einzigartigen Inspirationen seien durch Abhören bzw. Überwachung gestohlen worden, und er, der große Ideen-Geber, müsse ein unbekanntes, ruhm- und freudloses Dasein fristen. Welche Tragik! Wie kann er Beachtung finden, wie seine die Wahrheit dokumentierende Schrift zur ehrfürchtig studierten Lektüre in aller Welt machen? Tobias Rathjen sah in seinem kranken Gehirn nur eine einzige Möglichkeit, der Welt zu zeigen, wer er wirklich ist: eine Art herostratische Tat, einen spektakulären Massenmord. Dann würde man von ihm reden, dann würde man das „Manifest“ lesen, dann würde man darüber staunen, welches Genie, welcher wirkmächtige Gigant unerkannt und bescheiden in der Provinz gelebt hat.
    Sehr interessant ist übrigens die folgende Kleinigkeit. Rathjen schreibt: „Ich könnte mich deshalb gut fühlen.“ Warum kann er sich nicht gut fühlen? Vielleicht deshalb, weil niemand weiß, daß er der Allergrößte ist? Das quält ihn. Die Welt muß die Wahrheit erfahren!

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  • Beste_aller_Welten
    29. Februar, 2020

    Lieber Herr Wendt,
    vielen Dank für Ihre, in diesen Zeiten, besonders wichtige Arbeit. Ich bin oft fassungslos, wie leichtfertig in persönlichen Gesprächen und in den Medien sehr problematische Begriffe verwendet werden.
    Da wird nichts mehr kritisch geprüft.
    Auf einem Hochschulkongress in der letzten Woche, mit ca. 300 akademischen Teilnehmern aus ganz Deutschland, standen Thüringenwahl und Hanau in der Themenliste am Abend natürlich ganz oben. Jeder Begriff und jede Formulierung, die von den Sendern des öffentlichen Rundfunks, sowie den führenden deutschen Online-Medien in den Diskurs eingespeist wurden, fand sich in den Gesprächen wieder.
    Kein Wunder, dass sich das politische Klima in Deutschland verschärft. Das ist ein fataler Prozess. Wenn die Redakteure Verantwortung übernehmen würden, würden sie gegensteuern.

    Vielen Dank nochmal. Eine kleine Spende ist schon unterwegs.

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    • pantau
      29. Februar, 2020

      Wenn Vertreter der Hochschulen in unserer Zeit diese vorgestanzte, geframte Gossensprache 1 zu 1 übernehmen, wirft das auch ein Licht auf unsere Eliten- und Bildungsmisere.

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    • Bärbel Schneider
      3. März, 2020

      Als Mensch mit DDR-Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass durchaus nicht alle, die vorgestanzte Phrasen hören lassen, sie auch verinnerlicht haben. Sie haben einfach Angst vor den Folgen, die auf sie zukommen, wenn sie eine abweichende Meinung vertreten. Akademiker, deren Lebensunterhalt meist vom Staat abhängt, sind da viel ängstlicher als andere Gruppen. Es sind einfach Mitläufer, die ja immer die Mehrheit in jeder sich entwickelnden oder schon ausgeprägten Diktatur stellen. Wendet sich das Meinungsklima, wenden sie sich auch.

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  • Frank Gausmann
    29. Februar, 2020

    Vielen Dank für Ihren wieder einmal herausragenden Artikel! Tatsächlich ist das systematische Anlegen unterschiedlicher Maßstäbe in vielerlei Beziehung zur größten Bedrohung unserer Demokratie geworden. Das Dämonisieren und Polarisieren wird seit der Eurokrise als politisches Mittel zur Wahrung der links-grünen Deutungshoheit benutzt. Dass der «Diskurs» jetzt (nicht nur mehr verbal) vergiftet ist, ist direkte Folge dieser Strategie.

    «Es wird die Wahrheit vielfach verbogen,
    die Gräben immer tiefer gezogen,
    die Polarisierung vorangetrieben,
    bist du von hier oder etwa von „drüben“?

    Ob Klima, Euro, Migration,
    „me too“-Debatte und queere Vision.
    Es wächst aus gelenkter Demokratie,
    die neue „Meinungseuthanasie“!»

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    • hemei
      29. Februar, 2020

      Hier folgt ein großes Lob den alternativen Medien.
      Ohne eure kritischen Stimmen hätte ich mich vielleicht den Mainstreammedien ergeben oder mich überhaupt geistig aus dem Verkehr gezogen.

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  • Albert Schultheis
    29. Februar, 2020

    Lieber Herr Wendt,
    Ihre Versuche vermittelnd einzuwirken in allen Ehren, ich bewundere Ihre Langmut. Ich habe sie leider nicht, denn ich bezweifle, dass auch nur Ihr Micky diese mit Ihnen teilt. Ich habe mit diesen Leuten in den 70ern studiert, die sind voller Häme, voller Zynismus und denen geht es um Eines ganz besonders NICHT, den Ausgleich und die Verständigung. Ihnen geht es tatsächlich um Spaltung und Zerschlagung und jetzt, da sie erfolgreich ihren langen Marsch durch die Institutionen abgeschlossen haben, wollen sie nur noch Eines: Die Revanche für 1933! Als wären wir oder einer der noch Lebenden für das Verantwortlich, was damals geschehen ist. Aber es geht hier nicht um Ratio, Vernunft und gesellschaftliches Miteinander. Meine Vermutung war schon immer, dass diese Leute, ja, unsere Gegner von heute, bevorzugt Familien mit dezidierter Nazivergangenheit entstammen. Sie haben ihr ganzes bisheriges Leben mit der tiefen Schuldverstrickung ihrer Eltern gelebt und unter ihr gelitten und auf den großen Moment der Katarsis, hauptsächlich der eigenen Reinwaschung, hingearbeitet. Und sie haben alle die Übrigen, die damals zu Mitläufern und Mittuern vergattert wurden unter Androhung der Auslöschung zu geistigen Komplizen ihrer verhassten Vorfahren gemacht. Daher «Volkstod!» Daher «Deutschland verrecke!» So ergibt sich eine völlig logische Linie von der RAF bis hin zu Maas, Claudia Roth, Stokowski, Prantl, taz, Spiegel, ZEIT, ja sogar bis zur FAZ und zur CDU/CSU und tief hinein in die beiden deutschen Kirchen von heute. Die anzestrale Verstrickung wird so zu Selbsthass und Hass auf alles und alle. Wir sollten realistisch sein: Wir haben es nicht mit politischen Gegnern zu tun sondern mit Feinden, die uns tatsächlich auslöschen wollen. Ja, das ist zutiefst krank, denn die Hetze und der Hass gegen uns Deutsche muss sich ja gerade auch gegen sie selber richten, zumal mit ihrer geburtlichen Verstrickung.
    Daher vermute ich, ist Ihr verständlicher und achtenswerter Versuch der Vermittlung zum Scheitern verurteilt, weil Sie die andere Seite völlig falsch einschätzen.

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    • Karl Kaiser
      1. März, 2020

      Sieht so aus als hätten wir zur gleichen Zeit studiert. Leider haben Sie Recht, aber auch wieder nicht: Herr Wendt tut, was er tut, aus Überzeugung und weil er so ist, wie er ist.
      Das macht ihn in meinen Augen zu einem Vorbild.

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      • Klaus
        1. März, 2020

        @Karl Kaiser:
        …und die Gegenseite tut ebenfalls, was sie tut, aus Überzeugung und weil sie so ist wie sie ist.
        .
        Und nu?

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        • Lichtenberg
          2. März, 2020

          Sehr einfach: An den Folgen ihres Handelns «sollt ihr sie erkennen».

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        • Leonore
          3. März, 2020

          Auf der Gegenseite sind keineswegs alle «Überzeugungstäter»!

          Denken Sie nur an Merkel, die schon ihren Abflug nach Süd- oder Nordamerika durch dortigen Immobilienerwerb vorbereitet, damit sie es nicht mit ausbaden muß, was sie hier anrichtet. Oder an die vielen Abgeordneten, die bei Merkel nur deshalb katzbuckeln, weil diese über ihren Listenplatz, also ihre materielle Absicherung bestimmt. Oder an Abgeordnete, die selbst sagen, daß sie längst bei der AfD wären, könnte diese ihnen die entsprechende Position samt Gehalt anbieten (ungelogen!), man denke an die Berufsdemonstrierer, die in Bussen durch ganz Deutschland gekarrt werden und für «Demo-Geld» ihre Stimmbänder ruinieren. Oder an die vielen, die sich einfach geschmeidig angepaßt haben, um einen Job zu bekommen und jetzt vielleicht deshalb besonders gehässig hetzen, damit niemand merkt, daß sie eigentlich gar nicht dahinterstehen …

          Es ist aber gut, für seine Überzeugungen einzustehen. Es ist nicht gut, sich korrumpieren zu lassen. Daher werden wir, die wir uns nicht aus Haß, sondern aus Liebe zu Heimat, Volk und Kultur einsetzen, am Ende siegen. Denn am Ende siegt immer das Gute.

          «Am Ende wird alles gut!
          Und wenn es noch nicht gut ist,
          ist es noch nicht das Ende.»

          (Oscar Wilde)

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      • Albert Schultheis
        2. März, 2020

        Sie haben recht, Herr Kaiser, ich sagte ja, dass ich die Haltung Herrn Wendts bewundere, den Respekt und die Mäßigung. Das sind hohe Werte.
        Es gibt aber Gegner, in deren Augen Respekt, Anstand und Mäßigung nur als Schwäche, als die Winselei eines Cretins erscheinen. Vor denen muss man sich in acht nehmen, denn sie werden dich zertreten und darüber noch hämisch lachen.

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    • Albert Schultheis
      1. März, 2020

      Gesellschaftliche Meinungen sind wie tiefe Rillen in einer Schallplatte, du rutschst immer in eine ausgefurchte Rille, es sei denn, du fängst an, deinen eigenen Beobachtungen zu trauen. Die Gegenseite, selbst der weichgespülte Merkel-Hofschrat Laschet redet nicht vom «politischen Gegner», sondern er sagt, «Der Feind steht rechts!» – Da hilft auch nichts, dass der ehem. Bundespräsident Gauck dazu aufruft, man müsse mit den Rechten reden. Als er noch im Amt war, hat er selber Öl ins Feuer gegossen, so wie sein Nachfolger heute. Soweit sind wir in Deutschland und es wird kein zurück mehr geben hinter diese geistigen Schützengräben. Wir leben offensichtlich in einem gesellschaftlichen Kalten Krieg – und jeder Funke kann die Katastrophe entzünden. Und das ist neu entstanden in der Ära Merkel und insbesondere nach 2015. Und die Entstehung des Kalten Krieges, so wie die Entstehung der AfD sind WIRKUNG nicht URSACHE! Wer das nicht erkennt, ist entweder zu dumm oder ein Brandstifter.

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    • Peter Wichmann
      2. März, 2020

      Märtyrer – – wie müssen Menschen gestrickt sein, die sich für die Produkte ihrer Phantasie, für ideologische Wahnvorstellungen beliebiger Art ans Kreuz nageln oder wie auch immer freudig vom Leben zum Tode befördern lassen? — Die Opfer von heute sind die Täter von morgen – – was geschieht, wenn potentielle Märtyrer an die Macht gelangen, den Sieg erringen? Kinder-/Kreuzzüge (im Namen eines Gottes, der „liebet eure Feinde“ predigt), Inquisition, Hexenverbrennungen, Vierteilen, alles was Folterkammern hergeben ….

      Das Psychologisieren über auslösende Ursachen wie „Familien mit dezidierter Nazivergangenheit“, „Tiefe Schuldverstrickung der Eltern“, ersehnte „Katharsis“ ist müßig (wie erklärt man mit derartigen Argumenten eigentlich die gesellschaftliche Entwicklung beispielsweise in Schweden?)

      Tatsächlich sind die Inhalte ideologischen Wahns völlig bedeutungslos. Egal ob Christen, Muslime, Sozialisten, Faschisten, Feministen, Ökologisten und was sonst an Ideologien war und sein wird – es zählt, daß der Un- oder Andersgläubige bekehrt oder beseitigt werden muß. ABWEICHENDE MEINUNGEN SIND GLAUBENSEIFERERN UNERTRÄGLICH. In der Menschheitsgeschichte werden, dessen bin ich mir sicher, die weitaus meisten keines natürlichen Todes gestorbenen Menschen zu Tode gekommen sein, weil sie irgendeinen unpassenden Glauben am falschen Ort zur falschen Zeit gehabt haben oder dessen auch nur verdächtigt wurden. Deshalb hat Albert Schultheis insoweit recht, als er resümiert: „Wir sollten realistisch sein: Wir haben es nicht mit politischen Gegnern zu tun, sondern mit Feinden, die uns tatsächlich auslöschen wollen.“ Deshalb ist der von mir hochgeschätzte Alexander Wendt mit seinen unermüdlichen, unverzagten Verständnis- und Vermittlungsbemühungen eine tragische Figur.

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    • Bärbel Schneider
      3. März, 2020

      Sie haben weitgehend recht, Herr Schultheis.

      Aus meiner Studienzeit kurz nach der Wende in Marburg weiß ich noch, dass Diskussionen mit andersdenkenden Studenten – anders als in der Wendezeit und danach in Mitteldeutschland – nicht möglich waren. Die Frage lautete: «Bist Du dafür oder dagegen?» Differenzierung war nicht erwünscht, vielleicht oft aus intellektuellem Unvermögen, aber eben auch aus ideologischer Verhetztheit. War man nicht kritiklos «dafür», war man der Feind, mit dem nicht mehr gesprochen wurde. Aus solchen Studenten mußten notwendig die Medienschaffenden und Politiker, die heute das Sagen haben, werden. Ein gebürtiger Ossi kann sich das vielleicht nicht so richtig vorstellen.

      Ich will auch gern zugeben, dass es in Marburg sehr selten auch Ausnahmen gab, die gesprächswillig und -fähig waren und es sogar ertragen konnten, wenn man sie widerlegte.

      Ich fürchte auch, dass Diskussionen immer seltener möglich sind. Wenn die Gegenseite überzeugt davon ist, dass sie recht hat und die anderen böse, bestenfalls dumm und damit minderwertig sind, warum sollte sie dann noch diskutieren wollen? Zumal wenn sie ohnehin schon weitgehend die Diskurs- und politische Macht hat, sich in der Mehrheit glaubt und die anderen nicht zu brauchen meint? Würden Sie – nur als Beispiel genommen – darüber diskutieren, ob man nicht doch alte Menschen ausrauben und foltern darf, um an ihr Geld zu kommen? Das wäre für Sie und die meisten anderen, Herr Wendt, nicht diskutabel. So geht es den anderen beispielsweise in der Migrationsfrage. Sie sehen uns als das Ewiggestrige oder sogar absolut Böse, dem man «keine Plattform bieten» darf. Es sind keine Bürgerlichen wie Sie, Herr Wendt, die auch politschen Gegnern Grundrechte zugestehen. Es sind Sozialisten auf dem Weg in die Diktatur.

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  • René Nacht
    29. Februar, 2020

    Guten Tag Herr Wendt…mir schwant, der Rubicon ist bereits überschritten. Die Verantwortlichen könnte ich Ihnen nennen. Ich bin mir aber sicher, sehr sicher – auch Sie kennen die. Alle.

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  • Libkon
    29. Februar, 2020

    Ein sehr nachdenklich stimmender Bericht. Alle Achtung für Ihre stets vorhandene intellektuelle Fähigkeit, „unaussprechliche und damit undenkbare“ Gedanken zu formulieren und damit beim Namen zu nennen. Dazu gehört ganz sicher ein sensibler Mensch, der Sie in meinen Augen sind.

    Zitat:“ Überhaupt spielen Beherrschungs-, -Bestrafungs- und Auslöschungsfantasien bei den verbalen Aufrüstern der Gutdenk-Seite eine zentrale Rolle, die sich gar nicht so grundsätzlich von den Gedankengängen des Täters von Hanau unterscheiden. Hass & Hetze dieser Sorte findet sich auch nicht vorwiegend im Zuständigkeitsbereich des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, sondern in Qualitätsmedien, auch in Publikationen von schnellen Hassbrütern wie der Kahane-Stiftung.“ Zitatende.

    Wie wahr und wie soll es weitergehen? Die Fronten scheinen sehr verhärtet. Wer aber verhärtet sie? Nach meiner Beobachtung die linke Seite, die zwar kulturpolitisch bereits das Wort führt, aber nun auch gesamtpolitisch die „Staatsmacht“ werden will. Bei dieser Perspektive sehe ich da kaum Raum für gemeinsame Gespräche, so sehr auch ich sie begrüßen würde.

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  • Finito
    29. Februar, 2020

    Sehr geehrter Herr Wendt,

    Ihren Ausführungen ist uneingeschränkt zuzustimmen: Leider bezweifle ich sehr, ob ein Dialog mit einem «Gegenüber», der sich offenbar nach einer US-amerikanischen Comicfigur benennen zu müssen glaubt und wohl vollständig und ausschließlich in seiner linken Filterblase beheimatet ist, sinnvoll sein kann.
    MfG Finito

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  • Immo Sennewald
    29. Februar, 2020

    Besser könnte kein Anwärter auf ein politisches Amt seine Rede zur Lage der Nation ausarbeiten, wenn sein Anliegen Grundgesetz und Rechtsstaat wären – also ein in diesem Sinne verständiges verbales Abrüsten. Leider ist die Sitiuation politisch und medial derart verfahren, dass ein solcher Anwärter bei den Parteien keine Chance hat, und der außerordentlich sorgsam recherchierende und argumentierende Journalist Alexander Wendt um der informellen Macht willen – auch Deutungshoheit genannt – vom etablierten Meinungskartell automatisch der feindlichen Seite zugerechnet wird. Umso größeren Respekt verdient er für sein unaufgeregtes Reflektieren. Ob wir noch auf Besinnung hoffen können, da scharenweise Mitläufer sich – erfolgreich – ihren Teil Machtgefühl verschaffen, indem sie sich kollektiven Schmäh- und Hassritualen überlassen?
    Ich weiß es nicht. Wie das Auftreten von psychisch gestören Einzeltätern – die historische Reihe ist lang – mit dem gesellschaftlichen Klima zusammenhängt, ist kein Geheimnis. Dass es sie geben wird, dass sie unvermeidlich für politische Ziele instrumentalisiert werden, auch nicht.

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  • PhoenixD
    29. Februar, 2020

    Lieber Alexander Wendt,

    einmal mehr einer dieser Zwischenrufe von Ihnen, die den Resten der noch nicht durch die Zentrifugalkraft der Zeit an die Ränder geschleuderten Mitte zumindest für den Augenblick des Lesens so etwas wie Hoffnung schenken…

    Aber was ist das für eine Hoffnung, wenn man die Rollläden hochzieht und blickt in dieses sich tiefer und tiefer in seine eigene Spaltung verbohrende Land hinaus, dessen Straßenzüge mit immer mehr ‘broken windows’ sich versehen?

    Ich weiß längst nicht mehr, wie viele Gespräche ich im Privaten in den vergangenen Jahren geführt habe. – Wie formuliert es Denis de Rougemont in seinen Nachbetrachtungen seines ‘Journal aus Deutschland’: Wer das Diskutieren unterbinde sei faktisch ein Faschist. – Und solange diese Faschisten des Faktischen sich weigern zu diskutieren und in jedem, der die politische Auseinandersetzung sucht, mit der Faschismuskeule erschlägt, wird es allenfalls innerhalb der verschiedenen Filterblasen oder in gemeinsamen Schnittmengen selbiger offen geführte Gespräche geben. – Ich fürchte, bei der Geschwindigkeit, mit der unsere Schollen auseinandertreiben, führt solch ein Ansatz nicht weiter.

    Daher werde ich nicht müde, mir eine Wiederbelebung des Nikolaikirchengedankens zu ersehnen: Ein jeder, der sich als Mitte versteht, ein jeder, dem die Heilung der Spaltung am Herzen liegt, möge sich eingeladen fühlen, einen dem gemeinsamen Schweigen geweihten Raum zu betreten.

    Mit Argumenten kommen wir nicht weiter, das funktioniert bereits auf unterster Ebene in Zweier- oder familiären Beziehungen schlecht. – Was wir dringend benötigen, schmeckt womöglich ein wenig nach kollektiver Psychotherapie, aber ich fürchte, es bedarf genau einer solchen, zu tief in uns Schizophrenie und Psychosen stecken.

    Dort, wo wir derzeit stehen, wäre es schon viel, wir würden einmal wieder spüren, daß der Haß verraucht, daß wir es sogar vermögen, in einem solchen Raum miteinander auszuhalten. – Keine Anspannung hält ewig. – Und um ehrlich zu sein: Ich wünsche mir weniger Deeskalation als vielmehr Frieden.

    Der Preis für einen solchen bei gesamtgesellschaftlicher Anstrengung (Wir schaffen das!): ein paar Urlaubstage und vielleicht 300 Euro pro Person.

    Das, auf was wir zusteuern, wird mehr Zeit, mehr Geld und vor allem sehr sehr viel größere Opfer von uns verlangen.

    Kein Micky dieser Welt wird die Antwort kennen, noch sie begreifen, wenn man sie mit ihm teilt.

    Zurück in die Nikolaikirchen.

    Oder wie ich seit bald 20 Jahren zu sagen pflege: Der Schlüssel zum Verständnis unserer Geschichte liegt zwischen Leipzig und Nürnberg.

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  • Hardy Neu
    29. Februar, 2020

    Sehr geehrter Herr Wendt. Vielen Dank für Ihren ausgezeichneten Bericht zur «Lage der Nation». Kenne Ihre und auch die Befürchtungen meiner Mitkommentatoren leider nur aus meiner Sicht. Ohne immerwährende Gesprächsbereitschaft werden wir unweigerlich auf den Abgrund zusteuern. Spätere Generationen werden uns dann fragen 🙂 Wie konntet ihr es dazu kommen lassen ? Leider haben wir gerade jetzt einen Bundespräsidenten, der wohl mit am schlechtesten geeignet ist in so einer gefährlichen Situation.
    ANSTATT zu einer Versöhnung trägt er kontinuierlich zur Spaltung der Gesellschaft bei. Wir bräuchten mehr Menschen wie Sie, Herr Wendt, die alles dafür tun, das Schlimmste abzuwenden. Alles Gute für Sie und unser Land.

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  • Stefan
    29. Februar, 2020

    ‘Die Wiedergutmacher’

    Das alte Phänomen: Und jetzt versuchen wir alle einmal gemeinsam, nicht an einen rosa Elefanten zu denken…

    Oder wie Nietzsche es ausdrückte: Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. – Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein…

    Und unter dem Gesichtspunkt der Memetik ist es einem Mem herzlich egal, wer es befeuert, ob eine Nazi oder ein Antifaschist. – Ein Phänomen, das wir auch aus den Klatschspalten der Presse kennen und dem zweifelhaften Bemühen sog. Prominenz um jeden Preis, selbst bei schlechtester Publicity, im Gespräch zu bleiben…

    Oder anders und sehr viel kürzer ausgedrückt: Eine Idee, die niemand mehr denkt, ist tot.

    Versorgen aber ausreichend viele Gutmeinende eine Idee, so wird diese sich geradezu zwangsläufig auch in böswilligen Hirnen niederschlagen.

    Eine Gesetzmäßigkeit, die übrigens auch für jede Werbung, mit der wir uns konfrontiert sehen, gilt…

    Was den dem NS zugrundeliegenden Ungeist anbelangt, so gibt es, wenn man ihn wirklich bewältigen möchte nur eine Strategie: Der ihm zugrundeliegende Mem-Komplex muß ‘losgelassen’, der ‘Leere’ anheim gegeben werden.

    Darauf verweist letztlich auch das Vaterunser der Christenheit:

    Willensübergabe (aslama -> Islam), Entschuldung & Erlösung durch Reich & Kraft.

    Etwas, was wir 2000 Jahre lang versucht haben, religiös oder philosophisch zu verstehen. – Seit 100 Jahren könnten wir es aber auch physikalisch verstehen: Das Quantenparadoxon weist den Weg.

    Zum Thema empfehlenswert: Die letzten 15 Minuten des folgenden Interviews mit Prof. Werner Vogd, er redet ähnlich wie Yuval Noah Harari nicht nur über diese Dinge, er praktiziert sie auch täglich:

    https://www.ursachewirkung.at/videos/1420-werner-vogd-im-interview

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  • FunktionsElite
    29. Februar, 2020

    Wie immer sprachlich ruhig und bewundernswert präzise vorgebracht und betont unaufgeregt formuliert, was man normalerweise nur erreicht, wenn man sehr lange am Text feilt.

    Wenn Sie jetzt noch die richtige Haltung hätten, könnten Sie selbst das Katzenklo mit Medienpreisen pflastern und müssten die Terrassenfenster vor anschwellendem Preisbewurf sichern. Aber so, einzig ein Zeugnis von Integrität und Wahrhaftigkeit. Und dafür vielen Dank.

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  • Ernst-Fr. Siebert
    29. Februar, 2020

    Lieber Herr Wendt, den Komplimenten der Kommentatoren darf ich mich anschließen. Nur eine Sache fällt mir nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei anderen durchaus Wohlmeinenden auf: Das Höckezitat, wonach wir Deutschen wohl keine halben Sachen machen würden. Ich habe diesen Satz in seinem Buch als ironischen Sarkasmus gelesen, nicht als Drohung, wie es oft ausgelegt wird, gestutzt … und gedacht: Hoffentlich bekommt er nicht recht.

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  • Thoralf
    29. Februar, 2020

    Das mehrfach erwähnte Höcke-Zitat «wir Deutschen machen keine halben Sachen» hat übrigens einen ganz anderen Hintergrund als den von Beisenherz und Wendt suggerierten: In dem Zitat aus dem Buch «Nie zweimal in denselben Fluß» greift Höcke auf eine ambivalente Charakterstruktur der Deutschen zurück, die er als «Unbedingtheit» (popularisiert auch als «deutsche Gründlichkeit») bezeichnet. Er sieht sie durchaus kritisch, weil sie die Deutschen in ihrer Geschichte immer wieder an Irrwegen (er nennt hier u.a. auch das Dritte Reich) hat festhalten lassen, bis hin zur existenziellen Gefährdung. Dieser Charakterzug wäre laut Höcke bei falschen Ideen und falschen Eliten ein Verhängnis, er könne aber in bestimmten historischen Situationen auch positiv wirken, weil dann Irrwege auch «gründlich» korrigiert werden könnten. Das bezieht er übrigens nicht auf irgendeine konkrete Regierungspolitik (wie von seinen Gegnern unterstellt wird), sondern auf eine metapolitische Bewältigung der «Krisen der Moderne», die auch eine Renovation des «heruntergekommenen deutschen Hauses» bedeutet. Also NIX von Brutalo-Notstandsdiktatur o.ä., wovon Höckes Polit-Stalker immer wieder halluzinieren. Diese Differenzierungen interessieren zwar kaum jemanden in der heutigen «Pogrom-Stimmung gegen Rechts», aber auf einer intelligenten Webseite wie Publico sollte dieser Hinweis auch Erwähnung finden.

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    • pantau
      2. März, 2020

      Danke Thoralf, ich hatte genau diesen Verdacht. Das einzige, was mich – erheblich – an ihm stört, ist der Goebbels Sound. Es war allerdings nur ein Ausschnitt der Mainstream-Medien. Vielleicht sollte ich mir mal ein paar Reden anhören. Jedenfalls erlaube ich mir zu dieser Person noch kein abschließendes Urteil.

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  • Andreas Rochow
    29. Februar, 2020

    Ich verfalle in schiere Ratlosigkeit angesichts der Volksverhetzung lautstarker linker schräger Vögel, die alle Hemmungen verloren haben, nachdem der Verstand sie verlassen hat. Es ist klar, dass Staatsfunk und Mainstreammedien gemeinsam und erbittert gegen die noch ungezählte Mehrheit zu Felde ziehen, die die lügenhafte und hetzerische Staatspropaganda erkannt haben und sich das nicht mehr gefallen lassen wollen! Unvorstellbar, wenn eine von der Eben-Noch-Opposition gebildete Regierung den Staatsfunk abschafft und die Korruption des Mainstreams mit Steuergeld untersagt. Man darf ja mal wunschdenken. (Und Mitgefühl mit den Verlierern der Geschichte haben.)

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  • Wolfgang Rösner
    1. März, 2020

    Machen wir uns nichts vor: die AfD ist ein lahmer Haufen, ein Opaverein. Sie lassen sich von ihren eigenen feigen Sympathisanten unter stillschweigendem Beifall Ihrer Gegner kastrieren und stellen dann verwundert fest, dass sie auch nach der Kastration noch immer keine Braut aufreißen. Die AfD braucht nicht weniger vom schwachbrüstigen Höcke, sondern einen charismatischen Kopf an der Spitze, der die Wahrheiten noch viel unverblümter anspricht als die gegenwärtigen Verwalter an der Spitze.
    Ihr, Herr Wendt, Versuch, einen Dialog mit dem Stern-Mann zu erbetteln, wird dort nur ein müdes Lächeln hervorrufen. Man will dort keinen Dialog. Man will Kampf. Dann sollen sie den auch bekommen.

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    • pantau
      2. März, 2020

      Um auch noch hier meinen Senf drunterzuknallen 🙂 : Sie haben bzgl. AfD vermutlich Recht, bzgl. Herrn Wendt vielleicht nicht. Die Dialog-Geste ist möglicherweise bloß pro-forma und rhetorisch gemeint. Sie ist ein Signal für Dritte und Spätere, ein «an mir soll´s nicht gelegen haben». Ich bin kein Psychiater, aber ich glaube Grad, Richtung und Hermetik der veröffentlichten Meinungsmache haben eine kollektive Psychose erzeugt, sie haben sich in eine solche Resonanz versetzt, aus der sie nicht mehr herauskommen. Sie müssen sich erst vollständig ausbrüllen und aushetzen bis zum großen Knall. Erst in der Katastrophe reiben sie sich dann ihre Äugleins und zeigen dann allerdings wahlweise auf andere oder ducken sich schlicht weg.

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      • Wolfgang Rösner
        2. März, 2020

        Ich glaube, Herr Wendt meint das Dialogangebot ernst. Er sieht aus wie ein guter Junge und das ist ja auch sehr schön. Nur, seufz, «Ihr sollt Eure Perlen nicht vor die Säue werfen», ich glaub’ das ist von Jesus…. Nun, wir werden sehen, ob es zum großen Knall kommt, besser gesagt, ob wir ihn noch erleben, oder ob Europa «schlafen geht» – die Griechen offenbar nicht, aber die sind so wenige!

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  • Ordoliberal
    1. März, 2020

    «Ich darf Sie, Frau Kommissarin Wallström, auffordern, sich in dieses Dossier zu vertiefen und den Vorschlag des Europäischen Parlaments zu übernehmen. Dann werden diese Seeschiffe auf einen Schlag ganz umweltfreundlich, und wir machen keine halben Sachen.»
    de Roo (Verts/ALE) – Plenardebatte Europäisches Parlament 3.6.2003

    Wenn es um die Umwelt geht, machen die Grünen keine halben Sachen. Man kann davon ausgehen, dass sie auch bei der Ansiedlung fremder Völker auf europäischem Gebiet keine halbe Sachen machen werden.

    Warum sollte die AfD also halbe Sachen machen, wenn es darum geht, diese Ansiedlung zu verhindern?

    Ach so! Es sind laut Höcke «die Deutschen» die keine halben Sachen machen. Na, dann kann das natürlich nur KZ bedeuten!

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  • Margarete Rausch
    1. März, 2020

    Irgendwo habe ich gelesen:
    «Das Kartell meint es bitterernst , es will die Radikalisierung».
    Und so fürchte ich, ist es.
    Danke für den Artikel und auch für alle Kommentare dazu!

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  • Steffen Lindner
    1. März, 2020

    Die „verbalen Aufrüster» von der linken Seite können sich deshalb so sicher fühlen, weil sie wissen, dass ihnen von der stets als Faschisten und Nazis bezeichneten Gegenseite in Wahrheit keine Gefahr droht. Da ist es ein leichtes, auch öffentlich bei staatlich alimentierten Veranstaltungen gegen Rechts „Gesicht“ und „Courage“ zu zeigen. Wie wäre es denn als wirkliche Mutprobe, wenn z.B. linke Feministen und Genderisten sich mal in die parallelgesellschaftlichen Problemviertel begeben und mit den dortigen Moslems über Frauenrechte diskutieren oder den Männern erklären, dass ihr Geschlecht nur ein Konstrukt ist..?

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  • sophie
    1. März, 2020

    «Das klingt auf den ersten Blick spekulativ. Allerdings passen die oben aufgezählten Reinigungs- und Vernichtungsfantasien im Namen des Guten und Wahren exakt zu Ungers These.»

    Das heißt, die wacklige Wäscheleine wird stabiler, wenn man nur genügend bunte Wäschestücke dranhängt? SCNR.

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  • Kurt-Thomas Haupt
    1. März, 2020

    Mich hat der Artikel zum Spenden angeregt…..ob Satiriker Michael B. wohl antworten wird?

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  • Incamas SRL- Asuncion / Paraguay
    1. März, 2020

    Die «Jüdische Rundschau» hat sich in den letzten Jahren zu dem wichtigsten Printorgan der deutschen und russischen Juden entwickelt, die sich einen ehrlichen Journalismus wünschen. Nun wenden sich deren Verantwortliche in einem offenen Brief an den US-Botschafter Richard Grenell in Berlin. In ihm klagen die Verantwortlichen über die Gleichschaltung nahezu aller Medien in Deutschland und die damit einhergehende Gefährdung der Demokratie, besonders der Presse- und Meinungsfreiheit.

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  • Anton Ferge
    1. März, 2020

    Ihr Zitat von Höcke ist unredlich. Und wenn es nicht unredlich ist, dann haben Sie jedenfalls unsorgfältig recherchiert. Enttäuschend, zumal ich Sie sonst gerade wegen Ihrer in den Medien selten zu findenden Aufrichtigkeit geschätzt habe.

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  • Gerhard Sauer
    1. März, 2020

    Viele von Ihnen werden vermutlich die Diskurstheorie von Habermas kennen. Bekanntlich hat er sie zunächst als Diskusethik konzipiert, da er sich aber in der zugehörigen Praxis nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren konnte – er warf den Diskus immer in den Wassergraben für den 3000m-Hindernislauf – entwickelte er sie zu einer Kopfdisziplin weiter und nannte sie Diskurstheorie. Wenn man über die Möglichkeit von Gesprächen zwischen Personen unterschiedlicher Auffassungen spricht, ist es vielleicht nicht schlecht, die Grundannahme des verhinderten Olympioniken kennenzulernen. Nach Wikipedia ist dies: „Diskurs ist bei ihm der ‘Schauplatz kommunikativer Rationalität’. In diesem Sinn ist Diskurs ein argumentativer Dialog, in dem über die Wahrheit von Behauptungen und die Legitimität von Normen gesprochen wird. Was jeweils als vernünftig gilt, ist die intersubjektive, von allen Teilnehmern einer Gemeinschaft anerkannte Wahrheit“.

    Klingt doch gut, werden Sie mir eventuell zugeben. Jetzt stellen wir uns vor, wir träten in einen Diskurs mit dem mehrerwähnten Micky. Zuerst müssen wir die „intersubjektive, von allen anerkannte Wahrheit“ herausfinden. Ohne diese Wahrheit ist nach Labermas ein Diskurs nicht möglich. Auf welche Wahrheit könnten wir uns mit Micky einigen? Mir fällt keine ein. Also scheitert der Diskursversuch schon bei den Voraussetzungen. Natürlich könnte man meinen, abweichend von der Diskurstheorie müßte nicht unbedingt eine gemeinsame Wahrheit – der Begriff scheint mir sowieso überzogen zu sein, aber unter großen Begriffen macht’s unser Laberphilosoph nicht gern – am Anfang des Gesprächs stehen, möglicherweise würde schon die Bereitschaft, den anderen ruhig zuzuhören, reichen. Für ein Gespräch unter guten Bekannten divergierender Einstellungen genügt das sicherlich, aber wir wollen mit Leuten diskutieren, die mit schwerem Geschütz aufwarten.

    Ein Tiroler, den ich als Wilderer mit Gamsbart am Hut bezeichne, wird das i. a. nicht als Beleidigung auffassen, möglichweise aber als lahmen, überholten Scherz. Charakterisiere ich dagegen die Unterdrückung der Frauen im Islam mit „Kopftuchmädchen“ oder „Burkaträgerinnen» bin ich laut Micky ein Rassist, obwohl die Islamgläubigen bisher noch nicht als eine Rasse aufgefallen sind. Halte ich dem Micky jetzt vor, die beiden Benennungen dienten nur zur Kennzeichnung eines Hauptbestandteils des Islam, wird er dann ein Einsehen haben und mit mir den „Schauplatz der kommunikativen Rationalität“ betreten und mit mir über die „Wahrheit von Behauptungen“ ringen, wie zwei Gladiatoren in der römischen Arena um die Siegtrophäe? Geben wir’s auf, jetzt kommt schon wieder die Wahrheit daher und dann auch noch die „Legitimität von Normen“. Mit solchem Ballast auf dem Buckel, hätten die Gladiatoren den Kampf entmutigt erst gar nicht begonnen.

    Gern wird von einer lebendigen Streitkultur gesprochen, für die m. W. aber noch keine Streittheorie entwickelt wurde. Vielleicht könnte unser gegenwärtiger Minister des Äußersten (Paetow) sich als Labermas daran versuchen? Aber auch ohne Theorie finde ich ein ständiges Streiten abstoßend, letztlich endet das immer in Gekeife und gegenseitigem Anklagen. Mir würde schon genügen, wenn jeder seine Weltweisheiten zivilisiert vorbringen würde und auf Injurien verzichtete. Für das tägliche Miteinander findet man dann schon einen Kompromiß, der das Zusammenleben in einigermaßen erträglichen Bahnen ermöglicht, vorausgesetzt, niemand trachtet danach, die anderen zu beherrschen.

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    • Albert Schultheis
      3. März, 2020

      Lieber Herr Sauer,
      danke für Ihre Ausführungen zu «Labermas». Super!
      Früher nannte man den Klebstoff zwischen den Individuen, der für ein halbwegs reibungsfreies Miteinander gesorgt hat, Anstand. Aber dieser setzte voraus, dass die Individuen innerhalb der Gemeinschaft eine grundlegende Schnittmenge an gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten teilten. Dafür musste man schon «etwas länger hier leben», um diese auszubilden. Seit aber in einem großen, extrem risikobehafteten Gesellschaftsexperiment, diese Grundlagen nicht nur missachtet, sondern in voller Absicht zerstört werden, ist der minimale Klebstoff wirkungslos geworden – er ist sogar zu einem zerstörenden, weil störenden Faktor geworden.
      In einer solchen Gesellschaft möchte man auf Dauer nicht leben, bzw. man sollte für die nötigen Exitstrategien für seine Kinder und Enkel sorgen. Die einzigen Alternativen wären die Bereitschaft zum offenen Kampf oder aber die fatalistische Unterwerfung.

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  • Günter Schaumburg
    2. März, 2020

    Sehr geehrter Herr Wendt,
    Ihr Beitrag hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Ich habe als Widerständler (Ausreise) sechs Jahre die Mechanismen eines sozialistisch/kommunistischen Regimes zu seinem Machterhalt kennenlernen dürfen. Es war oft an der Grenze des psychisch Aushaltbaren (ich war Olympiateilnehmer, Anabolika-Trainer und Lehrer).
    Aber solche Töne habe ich nur bei der Stasi und bei der Abteilung Inneres zu hören bekommen.
    Linientreue wechselten die Straßenseite, wenn sie mich sahen, Verwandte, Freunde, aber nicht alle, grüßten nicht mehr. Aber beschimpft in dieser Art, selbst nicht in den Parteizeitungen (dann und wann gab es Artikel von «treuen» Genossen, die gegen die Unterstützer der Bonner Ultras anschrieben) wurde ich und meine Familie nie. Und Menschen, die ich nur oberflächlich kannte, raunten mir zu: «Halten Sie um Gottes Willen durch. Ihren Mut habe ich nicht.»
    Grausam für uns Widerständler, wie infantil und faschistisch man hier den «Faschismus» bekämpft.

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  • Werner Bläser
    2. März, 2020

    Linke Medien schreiben, dass der Täter von Hanau von den Rechten abwiegelnd als «Irrer» fehldargestellt würde.
    Was folgt daraus? Nun, dass linke Medien meinen, dass jemand, der sich seit seiner Kindheit von Geheimdiensten beobachtet fühlt, dem man Kopfinhalte gestohlen hat, der die Amerikaner über unterirdische Folterzentren aufklären will,… dass so jemand eben NICHT irre, sondern normal ist.
    Das mag auf den ersten Blick verwundern. Aber wenn man sich vor Augen hält, was linke Medien (also die Mehrheit der Medien) so berichten… Da wird die «KZ-Aussage» von Akif Pirincci, der sich über die nette Anregung (des später ermordeten Walter Lübcke), Migrationskritiker könnten Deutschland doch verlassen, satirisch erregte, in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Da wüten ein Claas Relotius, ein Hans Leyendecker, die WDR-Monitor-Redaktion (Stichwort Haftanstalt Kleve) gegen Fakten – Fakten sind schließlich faschistisch. Da wird von einer Spiegel-Autorin zu Prügel für Rechte aufgerufen, da zeigt man mehr offene als klammheimliche Freude über Anschläge auf «rechte» Politiker…
    Ist solchen Leuten mit ihrem ganz offenbar tiefgreifend gestörten Verhältnis zur normalen Realität nicht zuzutrauen, dass sie wirre Gedankengänge wie die von Tobias R. nicht doch tatsächlich für irgendwie «normal» halten? Schliesslich erscheint Tobias Rathjen auch nur um wenige Grade durchgeknallter als ein grosser Teil der linken Mainstreamer.
    Diskurse mit solchen Leuten sind Zeitverschwendung. Man muss ÜBER sie reden, nicht mit ihnen. Und das in aller Klarheit. So ergibt sich vielleicht die Chance, dass die noch nicht völlig Verbohrten und geistig Eingemauerten in dieser Gesellschaft endlich merken, was gespielt wird. Was Jürgen Klinsmann über Hertha BSC Berlin sagte – dort herrsche eine generelle Lügenkultur – trifft auf ganz Deuschland zu.
    Man kann mit geistig Verwirrten reden, sogar mit Böswilligen – aber kaum mit pathologischen Lügnern.

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    • Hans Krüger
      3. März, 2020

      Ich schließe mich ihren Schlussfolgerungen im vollen Umfang Herr Bläser. Es ist jeden Tag aufs Neue erschütternd, was aus der links/grünen Ecke über uns hereinbricht an Unverschämtheiten von Leuten, die für sich den Anspruch erheben, die Bildungselite zu repräsentieren in Deutschland. In der AfD gibt es sicher manchen Spinner, aber die allermeisten bekennen sich zum Grundgesetz. Die AfD ist ein Produkt der politischen Verhältnisse im Land durch die Merkel Kanzlerschaft.
      Auswanderer kann ich gut verstehen, wenn sie ihrem Heimatland den Rücken kehren.
      Ich bin leider zu alt dafür.

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Original: Riskieren wir das Unmögliche, riskieren wir ein Gespräch

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