– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Gerechtigkeit für Claas Relotius!

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2018/12-gerechtigkeit-fuer-claas-relotius.


Wer über sehr viele ähnliche Medienfälle nicht reden will, der sollte über den Ex-SPIEGEL-Mann schweigen

Von Alexander Wendt / / medien-kritik / 50 min Lesezeit

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Die Geschichte von Claas Relotius ist eine Wahrheitsgeschichte. Sie greift wie alle Geschichten, die eine ganze Szenerie erleuchten, weit über ihren Ursprung hinaus. Die Figur Relotius selbst ist eine serielle, und deshalb erzählen wir seine Geschichte, um es mit Thomas Mann zu sagen, um ihretwillen, nicht seinetwegen, denn er ist simpel. Er ist so simpel wie jede der periodisch auftauchenden Figuren, die anbieten, was andere dringend begehren.

Das problematische an der Schneider-Affäre war nicht Jürgen Schneider. Es waren seine Bankiers, die sich Mühe gaben nicht zu merken, dass es eine ganze Etage seiner Zeilgalerie in Frankfurt nur auf dem Papier gab. Die eigentlich handelnde Figur im Fall Beltracchi hieß nicht Wolfgang Beltracchi, es waren Kunstsachverständige, Museumsdirektoren und Sammler, die unbedingt daran glauben wollten, dass jemand einen unbekannten Max Ernst und einen nie gesehenen Franz Marc nach dem anderen aus einer Alibabahöhle ziehen konnte.

Relotius’ Geschichte ist etwas breiter angelegt. Er wirkte erst als unbewegter Beweger eines ganzen politischen Milieus und dann als dessen Enthüller. Nicht zufällig beginnt sein Aufstieg im Jahr 2015, dem historischen Punkt, an dem in Deutschland gleich mehrere Grenzen eingerissen wurden. Der Fall CR besitzt, wie Bernd Zeller mit seiner Hellsicht schreibt, für die merkelistische Bundesrepublik mindestens die gleiche Signifikanz wie der Marsch des Hauptmann von Köpenick für das wilhelminische Deutschland. Schreiber Relotius ist eine so überragende Wahrheitsfigur, wie des seinerzeit Schuster Voigt war, der an die Stadtkasse nur kommen konnte, weil er in die richtige Hülle schlüpfte und Haltung zeigte.

„Als er mit der Würde daherkam“, schrieb Karl Kraus seinerzeit*, „ergab sich die Würde, als er mit Trommeln und Pfeifen einzog, ging die Autorität flöten, und darum ist es begreiflich, daß er ins Zuchthaus mußte. Man sagt, er habe sich bloß den Scherz einer Verkleidung erlaubt; aber in Wahrheit hat er mehr getan, er hat die Verkleidung eines Ernstes enthüllt.“

Bei Relotius handelte es sich wie bei den anderen um den Typus eines nötigen Betrügers. In dem Moment, in dem Klaus Brinkbäumer, Heribert Prantl und Jakob Augstein die Reportagen von Relotius lasen, glaubten sie ihre eigenen Kommentare.

Er betätigte sich als aasender Reporter, stahl bei anderen, drehte, dichtete, erfand. Aber dass der Reporter dabei nur mundkolorierte, was Leitartikel in großen Linien vorzeichneten – das erkennt jeder schon nach dem Überfliegen seines Werks, in das sich sowieso kein Exeget vertiefen kann.

Der junge Mann aus Hamburg, so heißt es vielleicht in Zukunft, prägte das Genre des schöpferischen Journalismus (SJ), nicht zu verwechseln mit dem New Journalism eines Hunter S. Thompson. Der wollte im Zweifel lieber erzählen als abbilden, während Relotius etwas ganz Bestimmtes abbilden wollte, nämlich den Inhalt von Leitartikeln und Bundespressekonferenzerklärungen. Wegen dieser Leistung sahen die Juroren auch sehr großzügig über die Paulo-Coelho-Füllmasse hinweg, mit der unser Mann die Lücken zwischen zwei schöpferisch bearbeiteten Zitaten ausschäumte.

In der Art und Weise, wie jetzt viele über Relotius als Person und nicht als Typus herfallen, zeigt sich eine tiefe Ungerechtigkeit. Hier soll ein 33jähriger in der Weihnachtszeit eine Last auf seine Schultern laden, die sich in Wirklichkeit etwas breiter verteilt, jedenfalls weit über den Sitz eines Presseorgans an der Erregungsspitze 1 in 20457 Hamburg hinaus.

Jede im eigenen Sud gargezogene Bewegung folgt einem Katechismus. Im Fall des deutschen guten medienwirklichkeitsschaffenden und sehr unvielfältigen Milieus kann der Katechismus flott heruntergebetet werden: Rechts ist schlecht, und der rechte Rand beginnt mit Alice Schwarzer und Boris Palmer, Ostler sind schlecht, denn sie sind nicht so wie wir, wer aus dem globalen Süden nach Europa kommt, ist ein Flüchtling und bringt ein goldenes Herz mit, Trump ist dumm und dumpf und sein Ende seit 2016 nur eine Frage von Tagen, der Kapitalismus ist unser Unglück, und wahrlich, jede Wärme, Kälte, Nässe und Trockenheit ist ein untrügliches Zeichen der Klimakatastrophe, außerdem sind die Juden in Israel schuld an aller Gewalt im Nahen Osten.

Um diesen immergrünen Erkenntnissen zu genügen, sind Hinzufügungen, Weglassungen, Ausschmückungen wie gelegentliche Kompletterfindungen nicht nur erlaubt, sondern geboten, und der Extramessbecher Kitsch macht das Gute garantiert besser bekömmlich.

Als Mutter aller Kompletterfindung oder zumindest als häßliche ältere Schwester kann die Geschichte von den 50 Skinheads herhalten, die im November 2000 im sächsischen Sebnitz einen sechsjährigen irakisch-deutschen Jungen in aller Öffentlichkeit ertränkten (BILD: „Neonazis ertränkten Kind“, Süddeutsche: „Erstickt in einer Welle des Schweigens“, taz: „Badeunfall erweist sich als rassistischer Mord“) – bis sich wenige Tage später der angeblich rassistische Mord als Kompletterfindung und Rechercheversagen nicht aller, aber fast aller Medien erwies. Was keinem der beteiligten Medienschaffenden schadete (der Abgang des damaligen BILD-Chefredakteurs Udo Röbel zu BILD Online stand schon vorher fest).

Wir eilen in großen Sprüngen weiter nach Mittweida in Sachsen. Dort erzählte im Jahr 2007 ein 17jähriges Mädchen, es sei von Neonazis überfallen worden, die ihr ein Hakenkreuz in die Hüfte geritzt hätten. Die „Süddeutsche Zeitung“, die ZEIT und viele andere rapportierten trotz der zahlreichen logischen Brüche in der Erzählung des Mädchens und der gerade erst angelaufenen Ermittlungen den vermeintlichen Fall als feststehende Tatsache. Die damalige Korrespondentin der „Süddeutschen“ erfand noch die Passage: „Passanten schauten zu“, um die Geschichte süffiger zu machen. Das Passantengaffen hatte noch nicht einmal das Mädchen behauptet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass Überfall und Hakenkreuzritzerei nur in der Phantasie der Teenagerin stattgefunden hatten. Im Jahr 2010 wurde sie wegen Vortäuschung einer Straftat rechtskräftig verurteilt. Was keinem Falschberichterstatter schadete.

Ab 2015 steigt die Schlagzahl einschlägiger Medienprodukte deutlich. In jenem Jahr krähte die STERN-Mitarbeiterin Silke Müller Dresdens „ersten Pegida-Toten“ in die Welt, nachdem ein Asylbewerber in der sächsischen Stadt erstochen worden war. Wie sich dann herausstellte, nicht von Pegida, sondern von einem anderen Asylbewerber. Der STERN-Artikel steht noch heute unkorrigiert im Netz. Nach den Silvesterübergriffen in Köln zum Jahreswechsel 2015/16 zogen es alle überregionalen Medien erst einmal vor, gar nichts zu schreiben. Dann tischte eine Politaktivistin im ZDF das Märchen auf, beim Münchner Oktoberfest gäbe es die „offizielle Dunkelziffer“ von 200 Vergewaltigungen jährlich – eine freie Erfindung.

Beim Berliner TAGESSPIEGEL verdächtigten zwei Redakteurinnen ohne die geringsten Belege Frauen in Köln, sie hätten Migranten mit erfundenen Übergriffsanschuldigungen angezeigt, um deren Abschiebung zu erreichen. (Ein paar Jahre später, 2018, kochte eine der Tagensspiegel-Journalistinnen die Oktoberfestlüge noch einmal auf.)

Ebenfalls 2016 behaupteten dutzende Zeitungen, die damalige AfD-Chefin Frauke Petry habe in einem Interview mit dem „Mannheimer Morgen“ einen „Schießbefehl“ beziehungsweise einen „Waffeneinsatz“ gegen Migranten an der Grenze gefordert. Tatsächlich stand nichts davon in dem Interview. Das Wort „Schießbefehl“ kam in einer Frage des Interviewers vor, Petry nahm es nur in den Mund, um es zurückzuweisen.

Auch hier: keine Konsequenzen in irgendeiner Redaktion.

Selbst, wer nur eine Auswahl von Relotiosiaden vor Relotius in den deutschen Medien durchgehen will, muss sich irgendwann mit Stichpunkten begnügen, weil der Text sonst ausufert.

Da erfand etwa der SPIEGEL- beziehungsweise BENTO-Schreiber Marc Röhlig „Kopfgeldjäger“, die angeblich in Israel im Staatsauftrag Migranten auf Provisionsbasis jagen sollten – nichts davon stimmte. Das ZDF versuchte seinem Publikum einzureden, Jerusalem gehöre gar nicht zu Israel, auch nicht dessen Westteil („Jerusalem grenzt an Israel“, und servierte auch sonst heillosen Unfug zu dem Thema. Dutzende Medien dichteten dem CDU-Bürgermeister von Altena Andreas Hollstein eine klaffende 15-Zentimeter-Messerwunde an den Hals, die er durch ein politisches Attentat wegen seiner Migrationspolitik davongetragen haben sollte. Die 15-Zentimeter-Wunde schrumpfte dann bei näherer Betrachtung zu einem Fünf-Zentimeter-Kratzer, die Gerichtsverhandlung gegen den Täter ergab keinerlei politisches Motiv. Der NDR wiederum schob Henryk Broder unter, er hätte „Flüchtlinge als parasitäres Pack“ bezeichnet. Das Zitat war frei erfunden. (Immerhin versteckte der NDR später auf seiner Website ganz unten, wo die wenigsten hinschauen, eine Korrektur; ein NDR-Redakteur entschuldigte sich bei Broder.)

Nicht allein Redakteure üben sich im kreativen Schreiben und Lesen, sondern auch Politiker. Allen voran Angela Merkel, die im August 2018 berichtete, ihr lägen „Videos“ (im Plural) vor, die „Hetzjagden“ in Chemnitz zeigen würden, also wieder im Plural. Wie mittlerweile allgemein bekannt: ihre Quelle, das Antifa-Zeckenbiss-Video (ein Video, 19 Sekunden) zeigte genau null Hetzjagden. Das Ereignis, über das dank der Kanzlerworte weltweit Medien berichteten, gab es ebenso wenig wie die Mississippi-Dampfer, die Claas Relotius in seinem größtenteils erfundenen Interview mit dem ehemaligen Mitglied der Weißen Rose Traute Lafrenz in South Carolina kreuzen ließ, ebenfalls im Plural, gut 600 Kilometer Luftlinie vom Mississippi entfernt, aber hinreichend plausibel für die Dokumentation des SPIEGEL**:

„Traute Lafrenz blickt schweigend auf den Fluss vor ihrem Haus, in der Ferne kreuzen Mississippi-Dampfer. Es wird Abend über Yonges Island, das Wasser liegt ganz still, Grillen zirpen, langsam verschwindet die Sonne hinter den Bäumen.“***

Auch die Chemnitz-Hetzjagd-Erfindung schadete Merkel und ihrem Regierungssprecher Steffen Seibert nicht weiter. Dafür schadete es dem damaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen bis hin zum Amtsverlust, dass er öffentlich bezweifelte, dass das Video authentisch eine Hetzjagd zeigte. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt twitterte über Maaßen: „Der die AfD coacht“ – ohne die geringsten Belege dafür zu liefern.

Etwas weniger spektakulär, aber ebenfalls schöpferisch bearbeitete der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Michael Roth die schwedische Kriminalstatistik. Sawsan Chebli, SPD-Staatssekretärin für multiple Aufgaben in Berlin, twitterte wiederum die Fakenews, die Essener Tafel schließe Migranten aus („Essen nur noch für Deutsche“).

In keinem der aufgezählten Fälle führten die Erfindungen, Auslassungen, Verdrehungen und unbewiesenen Behauptungen zu irgendwelchen personellen Konsequenzen. Vielfach folgte noch nicht einmal eine Korrektur, oder sie wurde im Kleingedruckten versteckt. Alle aufgezählten Varianten der Wirklichkeitsbearbeitung stehen für die Verdrängung der Beschreibung durch das so genannte Narrativ und der Distanz durch das Wichtigmachen des Erzählers, sie stehen also für das Typische und Erwünschte und nicht für die Ausnahme und den Unfall. Warum sollte also ausgerechnet an Claas Relotius ein Exempel statuiert werden?

Es gibt schon Gründe. Was andere Journalisten Relotius eigentlich übelnehmen, ist der Umstand, dass sich seine Texte wie eine Parodie hunderter anderer Moderationen und Meterwarentexte aus dem Reschke-Restle-Stokowski-Wirkungskreis lesen. Der Spiegel-Mann konzentrierte die Beize, in der die gesamte Branche schwimmt, nur ein wenig stärker als üblich, und wies damit auf die Existenz der Beize überhaupt erst wieder hin.

Seine Texte beschreiben Migranten als Menschen mit goldenem Herzen, Trump-Wähler als hinterwäldlerisch, den Osten als düster („es war, als ob dunkle Wolken über uns aufgezogen wären“, legte er einem Interviewpartner in den Mund), aber man muss dem jungen Mann zugutehalten, dass er sich nicht auch noch nach dem bekannten Schema über die AfD und Israel ausließ.

In einem Land, in dem keine angestammten Öffentlichkeitsrollen mehr eine Rolle spielen, in dem Journalisten als Hilfspolitiker auftreten und Politiker als Falschnachrichtenproduzenten, in dem EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm mühelos die Kommentare der «Süddeutschen» und Heribert Prantl die Predigten der EKD schreiben könnte, in einem Mediendeutschland, in dem es bei Qualitätsmedien als geradezu irre Idee gilt, eine Nachricht über Migranten, die AfD, Trump und Ostdeutschland nicht zu stauchen, zu strecken, zu drehen, zu wenden, zu färben und mit einem Spin zu versehen, in dem es als üblich gilt, die Medien als „Missionsriemen“ (Cora Stephan) zu verstehen und als lässlich, notfalls für das Gute zu lügen, in diesem Land muss es auch einen angemessenen Platz für Claas Relotius geben. Er verdient eine Kolumne, wenn nicht beim Spiegel****, dann anderswo. Oder einen Posten bei „Monitor“, dessen Chef Georg Restle weiß, dass Journalisten sich nicht erst mit der guten Sache gemein machen müssen, weil sie selbst schon die gute Sache sind.

Sollte der althergebrachte deutsche Medienbetrieb Claas Relotius verstoßen: dann nur, um sich einen Belastungszeugen vom Hals zu schaffen.

  • In „Grimassen“.

** Laut BZ-Reporter Tomas Kittan, der Traute Lafrenz im August 2018 besuchte, handelt es sich bei dem Wasser vor Traute Lafrenz’ Grundstück um flaches Brackwasser. Kein Dampfer, egal welcher Sorte, könnte dort fahren.

*** Eine Kapitelüberschrift in dem Buch Gerhard Henschels „Das Blöken der Lämmer. Die Linke und der Kitsch“ lautet: „Reizend garniertes Grillengezirp“. Es ist noch offen, ob CR auch diesen Text für sich ausgewertet hat.

**** Ebenfalls offen ist noch, wie der SPIEGEL mit dem Fall Relotius umgeht. Publico dokumentiert hier eine Hausmitteilung des neuen Chefredakteurs Steffen Klusmann, der ihn für gravierend hält:

Wer nachlesen will, wie Bürger-Reporter aus Fergus Falls die Fabrikation von Relotius schon vor Monaten auseinandernahmen: hier

57 Kommentare
  • Conny Why
    31. Dezember, 2018

    Ein toller Artikel am letzten Tag des Jahres…Vielen Dank dafür!
    Beim Lesen der diversen Fake-News-Aufzählungen und Erinnerungen an journalistische Dernbach-Verdrehungen fiel mir noch ein pikanter Fall aus dem Beginn des Flüchtlings-Zustroms ein:
    Damals hatte ein hyperventilierender Aktivist der ‘Moabit-hilft’- Gruppe namens Dirk den berühmten ‘toten Syrer’ erfunden. Wie die Berliner Presse intensiv berichtete, war dieser (Phantom-)’Schutzsuchende’ durch die ‘Unmenschlichkeit’ der Berliner Aufnahmestellen in einer Warteschlange krank und entkräftet zusammengebrochen und am Ort verstorben. Ermordet… wie man lesen konnte.
    Nachdem der durchgedrehte Aktivist zugegeben hatte, einer guten Sache nur mehr Gewicht verliehen und die Sache erfunden zu haben, verschwand das Thema innerhalb weniger Stunden wie durch Zauberhand…

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    • Fritz Baur
      2. Januar, 2019

      …ein weiterer bessonders schändlicher Presselügenfall war der des durch die Schuld seines orientalischen Vaters zu Tode gekommenen kleinen Jungen, dessen sterbliche Überreste von «Journalisten» in geradezu leichenschänderischer Weise am Mittelmeerstrand hin- und hergeschoben, mit einem Teddy drapiert, fotografiert und öffentlichkeitswirksam vermarketet wurden. —-

      Herr Wendt, meine Hochachtung vor Ihrer fabelhaften Formulierungskunst sowie der Zähigkeit, mit der Sie Ihr – und Ihrer Leser – Anliegen verfolgen (Don Alphonso lässt grüßen)!

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  • Stephan
    31. Dezember, 2018

    Die Erinnerung an die „Relotiosiaden“ jenseits von Claas Relotius ist eine nützliche, aber leider nicht vergnügliche Zusammenfassung am Jahresende. Dabei sind das nur die Höhepunkte aus der im weitesten Sinne überregionalen Presse – im Umfeld meines Regionalblattes sieht es auch nicht besser aus, obwohl die dortigen „Pressbengels“ (Karl Kraus) nicht ganz über die Erfahrungen der Menschen vor Ort hinweggehen können. Auch hier herrscht der selbstauferlegte Zwang zum Konformismus in Sachen «Gutsein» – und wer steht schon nach dem Zoff mit Verleger oder Chefredakteur gerne auf der Straße, auch und gerade, wenn er nur freier Mitarbeiter ist. Der Satz «In dem Moment, in dem Klaus Brinkbäumer, Heribert Prantl und Jakob Augstein die Reportagen von Relotius lasen, glaubten sie ihre eigenen Kommentare.» bringt es auf den Punkt. Das gegenwärtige Pressewesen ist eine um sich selbst kreisende Gesinnungsinszenierung, die nur dann funktioniert, wenn die zirkuläre Blase keine Berührung mit der Realität erfährt. Folgt man modischen Theoremen der Postmoderne, so ist Wahrheit eh nur ein subjektiv konstruierbares Konstrukt – was soll dann die Aufregung. Jeder historisch Arbeitende weiß: Quellenarbeit ist mühselig – Finden schwieriger als Fingieren. Was hängen bleibt zählt – so funktioniert die Beihilfe der genannten Medien und ihrer Betreiber im ideologischen Kampf. Funktioniert aber nur, weil man auf eine unkritisch gemachte Leserschaft zählen kann, die auch mehr glauben möchte, als sich mit dem kritischen Fragen zu behelligen. In der angelsächsischen Medienlandschaft ist auch nicht alles Gold was glänzt – im Vergleich zu den dortigen Verhältnissen ist allerdings der deutsche Journalismus auf eine Weise heruntergekommen, der selbst Karl Kraus die Sprache verschlagen hätte. Umso mehr: Ihnen Herr Wendt viel Kraft im neuen Jahr, wir brauchen Medien wie Publico!

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  • P.Gross
    31. Dezember, 2018

    Guten Morgen Herr Wendt. Dank´für diesen Artikel. So sieht für mich sauber rechertierter, sauber formulierter Journalismus aus. Insgesamt ist aktuell die Situation, in der sich das Land befindet, extrem fragil. Hauen und stechen mittelfristig nicht auszuschliessen. Ihnen weiterhin erfolgreiches Arbeiten- und, mal andersherum: bleiben Sie uns, Ihren Lesern, gewogen. Wir brauchen Stimmen wie die Ihre, jetzt und ganz sicher auch morgen.

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  • Andreas Dumm
    31. Dezember, 2018

    Zum letzten Tag dieses schlimmen Jahres Wittgenstein die Ehre zu geben, ehrt auch Sie, lieber Herr Wendt! Aus unserer Sicht sollte nicht verschwiegen werden, daß Wittgenstein von der im Tractatus vertretenen Grundauffassung in späteren Jahren abgerückt ist. Daß die Konstruktion von Wirklichkeit ein Geheimnis bleiben und immer wieder neue Entwürfe, sie zu verstehen, provozieren wird, entbindet uns ja gerade nicht (!) von dem Bemühen um Wahrhaftigkeit. Die Linke hat ihre Zukunft hinter sich, weil sie diese zentrale Forderung systematisch veruntreut hat; sie erlag der in ihrer Utopie angelegten Versuchung, die schöne neue Welt überall dort zu erfinden, wo sie sie nicht finden konnte. Noch hat der Zauberlehrling das nicht eingesehen, noch müssen wir auf das verzweifelte Eingeständnis der Selbstüberschätzung und der selbstverursachten Selbstüberforderung warten: «Helft mir ach! ihr hohen Mächte!»
    – Lieber Herr Wendt, bleiben Sie dran! Wir wünschen Ihnen sehr von Herzen ein Gutes Neues Jahr!

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  • Bettina K.
    31. Dezember, 2018

    Ein hervorragender Artikel ! Vielen Dank lieber Herr Wendt!
    Mir fällt als Köpenickiade unserer Zeit auch noch der Bundeswehrangehörige Franco A. ein, der die zumindest fehlerhafte (ich behaupte, wissentliche und willentliche willkürlch-positive und damit rechtswidrige) Anerkennungspraxis für Asylbewerber mit seiner behaupteten und sofort anerkannten falschen Identität derart entlarvte, dass ihm auch noch ein Strafverfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung angehängt wurde. Erzürnt zeigten sich Politik und entsprechende staatliche Stellen angesichts der Vorführung und Aufdeckung ihrer Machenschaften.

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  • Martin1
    31. Dezember, 2018

    Guter Punkt!!!

    Mich stört vor allem diese Folgenlosigkeit!
    Erst Mist schreiben, aber die bekommen keine Strafe dafür.

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    • Libkon
      1. Januar, 2019

      Ach, wenn es nur «Mist» wäre, allein, es ist Vorsatz im Spiele. VORSATZ.

      Sie wissen also, was sie tun, Allerdings bedenken diese skrupellosen Leute nicht ihre Folgen. Übrigens: Typisches Verhalten von Kindern, die ebenfalls die Folgen nicht abschätzen können.

      Im Gegensatz zu den Kindern sind den sog. «Erwachsenen» diese Folgen absichtlich «schnuppe». Es drohen ja kaum bis keine Konsequenzen, und sie sind auch selten betroffen.

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  • Dreggsagg
    31. Dezember, 2018

    Frau Anja Reschke,
    Erfinderin des Haltungsjournalismus und eifrigste Verfechterin ihrer grandezu grandiosen Idee, schrieb meines Wissens auch ein Vorwort zu einem Buch von CR, gehörte den Preisverleihungsjurys an und stand auch sonst sehr nahe an dem Falschmünzer.
    Aber was schert es den Haltungsjournalismus, welche Münchhausiaden sonst noch im Blätterwald der Prantls, Augsteins usw. dem Bürger die Sicht vernebeln wollen.

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  • Axel Geertz
    31. Dezember, 2018

    So lange Beiträge dieser sehr sorgfältig recherchierten Art in Deutschland noch veröffentlicht werden und es Autoren gibt, die den Mut zu solchen Texten aufbringen, geht es uns relativ gut. Nicht überall in der Welt ist so etwas möglich. Dafür kann man auch dankbar sein und sich für einen Fortbestand dieser Freiheit einsetzen. Danke an Alexander Wendt!

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    • [email protected]
      3. Januar, 2019

      Gut und schön, aber dies hier ist ein Internetblog. KEINE Zeitung dieses unfreien, sich selbst knechtenden Landes, würde diese Zeilen drucken. Warum? Weil dann dort Köpfe rollen würden.
      Willkommen im Land der neuen Jakobiner.

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  • Georg
    31. Dezember, 2018

    Eine erschreckende, leider jedoch den Tatsachen entsprechende Aufzählung von Politik- und Medienversagen. Unterirdisch möchte man meinen; nein, es ist die in Merkelistan herrschende Realität. Eine zurechtgebastelte Realität mit dem offensichtlichen Ziel, diese Gesellschaft vollends ihrer nationalen Identität zu berauben. Für mich sind die so Agierenden allesamt nichts weiter als eben Lügner und Betrüger.

    Danke Herr Wendt für Ihre brilliante Arbeit.

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  • Selbstzünder
    31. Dezember, 2018

    «Schreiben, was sein sollte» – kurz, präzise und vernichtend. Vor allem für Hintermänner, Förderer, Auftraggeber und Abnehmer. Das ist ein Artikel, der die manipulativen Regisseure der Meinungsindustrie ins Herz treffen wird. Politische Aufklärung, ja sogar Missionierung, als Lüge enttarnt. Als politisch erwünschte Lüge. Das ist neu, und das ist vernichtend. Es ist das Schlüsselstück der späten Merkel-Jahre. So wie es der Hauptmann von Köpenick in der Kaiserzeit gewesen war. Oder mehr noch wie Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Der Hofstaat blamiert. Ausgebreitet in einem brillianten Artikel, der an das «J´accuse» von Emile Zola denken lässt. Jemand, der die Wahrheit dazwischen ruft und die Manipulation zu Fall bringt.
    Glückwunsch, Herr Wendt. Sie haben ein Stück Pressegeschichte geschrieben.

    «Schreiben, was sein sollte». Geht´s noch kürzer und präziser ?

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  • Wolfgang Illauer
    31. Dezember, 2018

    Wie immer arbeitet Alexander Wendt mit bewundernswerter sprachlicher und argumentativer Präzision das Wesentliche heraus: Gerechtigkeit für Claas Relotius!
    Warum hatte dieser Starreporter solche Erfolge? Warum kam die Enttarnung so spät und war mit so viel Mühe verbunden? Die Antwort muss, ganz im Sinne Alexander Wendts, so lauten: Wenn ein Journalist die moralischen Zeitgeist-Standards des in den deutschen Medien dominierenden Mainstreams optimal erfüllt (er ist das Gegenteil eines rechten Rassisten, Haßpredigers und Panikmachers, eines islamophoben und homophoben Ausländerfeindes, eines Gegners der Willkommenskultur; er liebt die Vielfalt und Buntheit unserer offenen Gesellschaft, verehrt und bewundert die Kanzlerin wie der in Frau Merkel vernarrte Martin Walser, ist tolerant und aufgeschlossen usw. usw.), wenn seine Wahrnehmungen, Begegnungen und Erlebnisse jene moralischen Standards aufs schönste bestätigen, wenn er es versteht, seine Sicht auf Welt und Wirklichkeit in emotional „anrührender“ Weise mit wunderbar passenden Einzelheiten und feinsinnigen kleinen Beobachtungen zu veranschaulichen und literarisch einigermaßen anspruchsvoll zu gestalten, wenn seine Geschichten „etwas Tröstendes“ haben (Juan Moreno in der Süddeutschen Zeitung), wenn er geflissentlich alles übersieht oder schönredet, was sogenannte „rechte Populisten“ in den Fokus rücken, dann genießt er mit geradezu naturgesetzlicher Notwendigkeit solches Vertrauen, solch liebevolle und begeisterte Anerkennung, dass allzu penible Faktenkontrolle nicht nur überflüssig, sondern bösartig und geschmacklos erscheint.

    Aber auch andere, so Alexander Wendt, übten sich im kreativen Schreiben; mit einer überaus phantasievollen Interpretation des berühmten „Zeckenbiß-Videos“ tat sich besonders Angela Merkel hervor. Wenn ich in letzter Zeit irgendwo in den Medien jenes Video erwähnt finde (inzwischen wurde ja die Aussage der Frau, die es aufgenommen hat, bekannt), dann stellt sich mir, einem fleißigen Nutzer auch der alternativen Medien, allerdings die folgende Frage: Warum hört man eigentlich nichts mehr von der sensationellen Enthüllung der Wahrheit über die Vorgeschichte und die Entstehung des Videos? Müßte nicht jeden Tag, wirklich jeden Tag, ein vom Mainstream unabhängiger und der Gerechtigkeit verpflichteter Journalist oder Blogger oder Politiker hartnäckig und unaufhörlich das folgende „Ceterum censeo“ rufen: „Übrigens meine ich, daß sich die Bundeskanzlerin und ihr Sprecher bei der Stadt Chemnitz und bei Maaßen entschuldigen sollten für die populistische und skandalöse Fake-News-Instrumentalisierung eines 19 Sekunden dauernden Videoschnipsels“?
    Wäre es nicht angebracht, bei den großen Zeitungen und Fernsehanstalten anzufragen, warum sie die sensationelle Wahrheit verschweigen über ein Video, dessen Mißbrauch durch die Kanzlerin immerhin zur Entlassung des Geheimdienstchefs führte, ja zu einer Regierungskrise?
    Die Antworten dieser Medien (oder ihr beharrliches Schweigen) sollten von den Alternativen veröffentlicht werden!
    Langsam hege ich den Verdacht, daß irgendetwas nicht stimmt. Hat die „Hase-du-bleibst-hier“ – Ruferin ihre Aussage zurückgenommen? Ist vielleicht ihr Leben bedroht?

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  • Fantomas
    31. Dezember, 2018

    Es läuft einem der Schauder herunter, wenn man diese Zusammenfassung liest, die man noch ergänzen könnte, z.B. um den genialen Dichterfürsten Robert Menasse, der das Fälschen von Zitaten zwar einem Journalisten nicht erlaubt sehr wohl aber einem «Dichter» (für den er sich allen Ernstes hält, bekommt deswegen demnächst den Carl Zuckmayer-Preis, der fast in Vorahnung dazu mal kommentierte: «Jeder hat seine eigene Art von Einfältigkeit.» ). Ich halte inzwischen unsere Medien für die «Mutter aller Probleme», um mal bei Seehofer zu klauen, aber nicht mal der dürfte sich trauen, das zu sagen. Wenn ich bei SZ und FAZ kommentiere, fällt mir auf, dass ich zwar Politiker aller Couleur kritisieren ja sogar beleidigen darf, aber wehe, wenn ich die Journaille kritisiere. Dann wird gleich gelöscht. Noch zu unseren Kirchenfürsten: Der auch in Sache Fake-News einschlägig versierte einstige SPIEGEL und heutige SZ-Journalist Leyendecker wird 2019 Präsident des evang. Kirchentages. Da kommen dann all die Schäflein, fassen sich an den Händen und singen gemeinsam Lieder für eine bessere Welt.

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    • WiesoWeshalbWarum
      31. Dezember, 2018

      …und wenn man dann noch berücksichtigt, wer nicht Präsident des Evang. Kirchentages werden durfte, nämlich Uwe Steimle, dann kann einem Angst und Bange werden um dieses Land.

      Herr Wendt, vielen Dank für ihre Arbeit auch von mir und alles Gute für das neue Jahr!

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  • Kopekenstudent
    31. Dezember, 2018

    All das beschriebene beginnt noch früher. Ich habe Anfang des Jahrtausends Journalismus in Leipzig studiert. Der Leiter des Bereichs Journalistik, damals Mitte/Ende 50, war ein Mann der Recherche. Zumindest der Theorie der Recherche. Sein «Standardwerk» dazu war bei uns Grundlage des Studiums der Recherche.

    Dann kam ein jüngerer Professor ans Institut, Typ Sunnyboy. Er hatte in Harvard studiert und übernahm einen Teil des Bereichs Jounalistik. Die Macht wurde aufgeteilt. Er vertrat eine ganz andere Richtung. Seiner Überzeugung nach war die Zukunft des Journalismus die PR. Es bildeten sich Anhänger des einen und des anderen.

    Nach meiner Zeit kam es zu immer heftigerem Streit zwischen den beiden Chefs. Am Ende übernahm der junge Harvard-Mann den gesamten Bereich. PR-Journalismus hatte den Recherche-Journalismus abgelöst.

    Schlimm war es auch mit den Kommilitonen. Etwa 60% waren weiblich. Ihre Art, an Themen heranzugehen war von einem ganz anderen Geist geprägt. Schon damals war zu ersehen, dass es ihnen nicht darum ging, das überraschende Moment herauszuarbeiten, die große Unbekannte aufzudecken, Mut zu beweisen oder gar jemanden ernsthaft zu konfrontieren. Sondern vielmehr darum, mit ihren Beiträgen das Wohlwollen der Dozenten und Professoren zu erlangen. Was von den Damen kam, war in der Regel vorausberechenbar und weniger mutig.

    Was nicht bedeuten soll, dass die männlichen Kollegen sich hier besonders hervorgetan hätten. Nein, was da frisch vom Gymnasium kam waren weichgespülte Menschen, geleitet vom sicheren Instinkt, durch welche äußere Darstellung sie sich selbst in ein Licht zu stellen vermochten, das ihnen den größtmöglichen Karrierevorteil verschaffte.

    Den Butlerismus und andere «Haltungen» hatten die jungen Leute bereits zu Beginn des Studiums ziemlich sicher drauf. Also mussten sie ihn schon aus dem Gymnasium mitgebracht haben. Ich beobachtete damals das Milieu und ahnte, wenn das, diese meine Kommilitonen, die Zukunft des Journalismus ist, dann wird es in nicht mehr allzu langer Zeit sehr schlecht bestellt sein um die Zunft.

    Und genau diese Zustände haben wir heute.

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    • Stephan
      2. Januar, 2019

      Die von Ihnen geschilderten Erfahrungen haben in den letzten Jahren Schule gemacht. Die „Harvard-Methode“ dürfte der vorherrschende Trend im Fach geworden sein – Medienwissenschaftler wie Bolz oder Kepplinger sind eine aussterbende Species. Ich hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit, dem Vortrag eines Universitätslinguisten zu folgen, der aus der „Konventionalität des Sprachzeichens“ und der „sozialen Tatsache der Sprache“ den Nachweis führte, dass es Lüge und Wahrheit gar nicht geben kann und somit die Rede von “Fake-News“ an sich schon irrig ist. Man sollte dies nicht Sophistik nennen, die antiken Denker dieser Richtung waren noch scharfsinnige Leute, die auf Argumente setzten. Heute scheinen weite Teile der geistes – und sozialwissenschaftlichen Fächer nur mehr scheinrationale Brosamen für vorgegebene Affekte zu liefern – nach meiner Beobachtung bei Frauen häufiger als bei Männern beliebt. Nur vergessen wir nicht: die derzeitigen Studenten sind bereits von einer Generation von Pädagogen imprägniert, die offensichtlich vom Primat des Gefühls über die Ratio ausgeht. Das Wort eines Lehrers aus dem Jahre 2016 werde ich nicht vergessen. Auf meinen Hinweis auf Defizite in Geschichte und Naturwissenschaften die Antwort: „Sie sollen das Gedächtnis nicht mit überflüssigem Stoff belasten, sondern mutig ihre Meinung vertreten.“ Nicht vergessen: vom Kreißsaal über den Hörsaal in den Plenarsaal – so rekrutiert sich die deutsche Elite 2019.

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    • Gero Micheler
      3. Januar, 2019

      Deckt sich vollkommen mit meiner Wahrnehmung. Ich glaube übrigens durchaus, dass Frauen, wir sind hier mitten in genetischer Chancenmaximierung, im Darwinismus, und natürlich in der politischen Unkorrektheit, viel weniger dazu neigen, bestehende Systeme zu hinterfragen, und viel mehr, sich Machtstrukturen anzudienen. Sicherlich ein Grund, warum sie in kommunistischen System so stark gefördert werden, ebenso wie in der EU. Nicht wegen der Gleichheit, sondern wegen der Unterdrückung des freien Willens und des selbständigen Individuums. Wir Leben im Zeitalter der Frau (und angepasster Männer) – allerdings nur als kleinmächtige Erfüllungsgehilfin. In den Machtstrukturen weiter oben sieht das ganz anders aus. (Nigel Farage ist übrigens so eine Art Prototyp des Gegenspielers, und deswegen bei Linksliberalen in England so verhasst.)

      Wer liest und kommentiert wohl zu 90 Prozent hier – Männer. Ein Zufall? Kaum.

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  • Jürg Rückert
    31. Dezember, 2018

    Ein Rechtfertigungsdruck erfasst auch die deutsche Bischofskonferenz:
    Die DBK erkennt Relotius den Katholischen Medienpreis ab. «Wir distanzieren uns!», rufen sie nun empört. Aber ist diese DBK zusammen mit anderen Hochgrad-Guten nicht die ausgelegte Leimrute für solche Relotii? Ist die DBK mit anderen nicht ein ideales Biotop für solche Wahrheits-Schänder? Sie möge sich prüfen!

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  • Robert Hagen
    31. Dezember, 2018

    Klasse!

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  • Milton F.
    31. Dezember, 2018

    Auch dieser Artikel greift zu kurz. Gehen Sie eine Stufe weiter: Und wer ermöglicht es den Chefredakteuren und Politikern, ihre ideologisch begründete realitätsverdrehende Meinungsdiktatur weiterzuverfolgen? Es ist das desinteressierte Wahlvolk, das sich mit «panem et circenses» abspeisen lässt. Daher wird sich in diesem Land auch nichts mehr ändern.

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  • Steffen Lindner
    31. Dezember, 2018

    Sehr schöne Zusammenfassung dessen, was nicht erst seit Relotius in den „Wahrheitsmedien“ produziert wird. Es sind bewusste Lügen und Fälschungen, keine Fehler oder Auslassungen, durch Personen, die genau wissen, was sie tun. Daher greift der Terminus „Lügenpresse“ zu kurz: Lumpenpresse wäre passender…

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  • Thomas Bernhart
    31. Dezember, 2018

    Dies ist wieder ein Text, der der Nachwelt erhalten werden muss. Alexander Wendt, Sie müssen diese historisch relevanten Beispiele des Journalismus der anderen Art für jedes Jahr in einem Kompendium zusammenfassen und veröffentlichen. H. Broder könnte Sie bei der Auswahl beraten. Das ist ernst gemeint. Danke für Ihren Einsatz.

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  • Heimreisender
    31. Dezember, 2018

    Die Matrix Relotius ist der bisher klarste Beweis, wie verblendet die weiland britisch-geheimdienstlich installierte Propagandajournaille von den eigenen Lügengebäuden inzwischen ist. Die haben sich nach allen Regeln der betrügerischen Kunst über Jahrzehnte selbsthypnotisert und finden nun aus ihrem Idiotentum nicht mehr hinaus. Herrlich!

    Diese Matrix Relotius skizziert den vierten Akt der Tragödie. Es fehlt also nur noch die Katastrophe -und das Popcorn.

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  • Calibrator
    31. Dezember, 2018

    Aus meiner Sicht eine völlig korrekte Bestandsaufnahme. Es ist nur nichts Neues.

    Politischen Gesinnungsjournalismus gibt es in Deutschland – wie überall auch – schon lange. Spätestens seit 1946, Gründung des Axel Springer Verlages u. a. mit CIA-Geld, haben wir eine transatlantische Komponente, d. h., die Tentakel des Anglo-Amerikanischen (Geld/Macht-)Establishments in der deutschen 4. Kolonne.

    Die letzten Jahre, es wird hier ja treffend der Finger in die offene Wunde des Deutsches Herbstes 2015 gelegt, ist die Volkserziehung nur noch dreister grün-links (= das aktuelle Hilfsmittel der Wahl, nachdem SPD und jetzt auch Union verbraucht sind) geprägt.

    Wie formuliert, ist Relotius nur die Spitze des Eisberges. Es ist mitnichten sicher, dass der Mann verbrannt ist.
    Gäbe es Gerechtigkeit, müsste er für Mindestlohn (oder AG-II) die Toiletten in Flüchtlingsheimen reinigen.
    Die Farbe Gold wird er dann jedenfalls nur noch selten mit Flüchtlingen assoziieren…

    Als Gesinnungsmacher kann dieser Überzeugungstäter aber noch für so manche Geschichte herhalten. Bis jetzt ist ja auch keine wirkliche Einsicht in sein falsches Handeln erkennbar. Das Interview bei Tichy mit ihm – so nicht erfunden – spricht denn auch Bände.

    Und in einer Zeit, wo Medien detailliert beschreiben, wie man am besten «Influencer» bei Youtube wird, um so seine 30 Silberlinge zu verdienen, sollte einen nichts mehr wundern.

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    • Fantomas
      31. Dezember, 2018

      Apropos: «Politischen Gesinnungsjournalismus gibt es in Deutschland – wie überall auch – schon lange.» Weiß ja nicht, ob ich den Namen hier nennen darf: Alfred Hugenberg. Das war der schlimmste Groß-Verleger, der jemals in D wirkte und alles Demokratische in seinen Medien niedermachte, was nicht zuletzt dann zu einem Kanzler A.H. führte. Nach dem Krieg (2005) wurde seine Rolle als Wegbereiter des Nationalsozialismus vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt.

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    • DDr. Ernst RUDOLF
      3. Januar, 2019

      Darf ich höflich fragen, welches «Interview bei Tichy» Sie meinen?

      Mit vielen Grüßen aus Österreich

      E. Rudolf

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  • Claudia Beck
    31. Dezember, 2018

    Diesen Jahresabschluss lob ich mir: Ein brillantes Text-Feuerwerk, das Werk und Wirken des Claas Eulen-SPIEGELs aufs Schönste illuminiert!

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  • Timo Leary
    31. Dezember, 2018

    Frau Merkel muss den ganzen Planeten im Alleingang retten (vielleicht glaubt sie das ja wirklich). Dabei ist JEDES Mittel recht (notfalls legt man das Recht entsprechend aus), denn dieser «humanitäre» Zweck heiligt alle Mittel.
    Dass Frau Merkel wohl nicht einmal in der Lage wäre, als Bürgermeister einer Kleinstadt (z.B. Würselen) Konstruktives und Gutes für das Gemeinwesen zu leisten, spielt dabei keine Rolle.

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  • Dieter Kief
    31. Dezember, 2018

    Fichtners erste große Mea culpa Geschichte hat hie und da selber Fake-News-verdächtigen Drive. Das lässt auch Steffen Klusmann in seiner o. a. Hausmitteilung anklingen, wie es scheint.

    Ich denke an Fichtners im Spiegel vorgebrachte Behauptung, Juan Moreno habe seinen Kopf riskiert, als er mit einer internen (!) Kritik (= vermutete Unstimmigkeiten) an Relotius’ Geschichten bei Geyer und/oder Fichtner vorstellig wurde.

    Ihr Hinweis auf Gerhard Henschels «Das Blöken der Lämmer – die Linke und der Kitsch» ist interessant. Punkt ist freilich: Das gilt auch für Henschels selber (cf. sein aktueller (und ganz interessanter) Roman ‘Erfolgsroman’, der von linkem Kitsch leider nicht frei ist).

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  • J. Braun
    31. Dezember, 2018

    Ein schöner Text, nur die Wortschöpfung »Teenagerin« stört.

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  • Gerhard Sauer
    31. Dezember, 2018

    Was für ein großartiger Kommentar über Santa Claas und seine Aufgabe im parteiischen Medienbetrieb, gewürzt mit grandiosen sprachschöpferischen Formulierungen wie

    • Er wirkte erst als unbewegter Beweger eines ganzen politischen Milieus und dann als dessen Enthüller.
    • Typus eines nötigen Betrügers
    • Aber dass der Reporter dabei nur mundkolorierte, was Leitartikel in großen Linien vorzeichneten …
    • die Paulo-Coelho-Füllmasse
    • Erregungsspitze 1 20457 Hamburg
    • Mutter aller Kompletterfindung
    • Der Spiegel-Mann konzentrierte die Beize, in der die gesamte Branche schwimmt, nur ein wenig stärker als üblich, und wies damit auf die Existenz der Beize überhaupt erst wieder hin.

    Ja, der Relotius paßt zu den deutschen Medien wie die tägliche Fäkalberichterstattung. Und sie geht immer weiter, jeden Tag könnte man mehrere Fäkalberichte aufzählen. Ein Beispiel: Ich habe hier in zwei Kommentaren auf die Konsequenz hingewiesen, die sich aus dem von den Jusos geforderten Wegfall des Paragraphen 219 ergeben würden, nämlich die Zulässigkeit der Abtreibung bereits lebensfähiger Embryos. Vielen Dank Herr Wendt für die Freischaltung dieser Kommentare. Diese Konsequenzen werden von den Medien jedoch weggeleugnet, siehe hier:

    https://www.focus.de/politik/deutschland/grosse-aufregung-um-vorstoss-abbruch-bis-9-monat-jusos-wollen-abtreibungsverbot-kippen-was-das-bedeutet_id_10069343.html

    Es wird so getan, als hätten die Jusos Spätabtreibungen gar nicht im Sinn und hätten nur mal nebenbei, die Löschung des § 219 gefordert, ohne richtig zu wissen, was daraus folgt. In Wirklichkeit wollten die Jusos etwas ganz anderes. Was sie nach FOCUS wollen, findet sich jedoch nicht in dem Juso-Beschluß. Der FOCUS geriert sich als sein Interpret und erweckt den Eindruck, ihn besser zu verstehen als seine Urheber. Seine Kritiker beschuldigt er der Diffamierung. FOCUS gelingen hier Fäkalnews im Mantel einer scheinbar neutralen Berichterstattung. Andere Zeitungen haben über die Juso-Forderung erst gar nicht berichtet, auch nicht, nachdem er im Bundestag erörtert wurde. Das fällt unter die Kategorie Lückenpresse.

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  • Jens Richter
    31. Dezember, 2018

    Ein geschickter Lügner gibt immer mal eine Lüge zu. Das verschafft ihm den Ruf der Ehrlichkeit, und er kann munter weiter lügen. Der SPIEGEL hängte Relotius hin und verschaffte sich Wahrheitskredit. Jetzt dürfen Augstein & Co wieder lügen, was die Lettern hergeben. Spiegelleser werden ihm glauben. Aber fiel nicht eine ganze Interpreten-Generation auf Gustav Janouchs «Gespräche mit Kafka» rein, nutzte die Quelle für Dissertationen und Habilitationsschriften bis tief in die 70er Jahre? Jedem Kenner mussten die peinlich schwülstigen Äußerungen Kafkas auffallen. Schließlich kannte man seine Tagebücher und Briefe. Aber Janouch lieferte nur, was erwünscht war. Gefällige oder interessante Lügen werden lieber geglaubt als die nüchterne Wahrheit. Und sicher ist, dass Relotius nicht der letzte gewesen ist, der «log, aber nicht betrog» (Danisch).

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  • Holgart
    31. Dezember, 2018

    Das mit dem Orden finde ich nicht ganz in Ordnung. Man sollte – wenn – Leute vom ZDF drauf machen – da wo die richtigen Lügen verbreitet werden.

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  • Wolfram Schmidt
    31. Dezember, 2018

    Nicht vergessen zu erwähnen sollte man den Fall Akif Pirinçci, dem die Nachrichtensprecher unterstellten, er wolle die KZs reaktivieren und die Flüchtlinge dorthin bringen. Und dann kam in der Regel die «MAZ» und dann hat man schon gemerkt, dass er genau das nicht gesagt, sondern er hat den Refugees-Welcome-Apologeten unterstellt, die Kritiker der offenen Grenzen dorthin zu schicken. Wohl war: starker Tobak, den man auch kritisieren sollte. Aber bitte nicht so, wie es unsere Medien getan haben. Dass da Lüge und Wahrheit innerhalb von einer Minute gezeigt wurden, ohne dass die Nachrichtensprecher rot wurden, war für mich persönlich die Wende: Da verlor ich endgültig das Vertrauen in politische Nachrichten Made in Germany.

    Denn entweder war es Vorsatz, was die mit die Akif Pirinçci gemacht haben, oder aber die waren schlicht und ergreifend zu blöde, einfache Satzkonstruktionen zu verstehen. Vielleicht nicht so einfach wie «Der Himmel ist blau.», aber es war auch kein Bandwurmsatz à la Thomas Mann.

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  • Ulrich Schellbach
    1. Januar, 2019

    Was für ein brillanter Text! Was für eine intellektuelle Verschwendung wegen der mittlerweile im ehemals so schönen Deutschland nun sesshaft gewordenen niederträchtigen Bösartigkeit und bösartigen Niedertracht. Immer wieder stelle ich mir die Reaktionen der Menschen vor, wenn ihnen in der Mitte oder am Ende der 1980er Jahre der inzwischen so selbstverständlich gewordene Wahnsinn unserer Gegenwart prophezeit worden wäre.
    Wie dem auch sei, lieber Herr Wendt, für das Jahr 2019 wünsche ich Ihnen herzlich alles Gute!

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  • Ludeloff Klaus
    1. Januar, 2019

    Die Wahrheit stirbt zuletzt. Aber vorher wird sie skrupellos von den bekannten Relotiusklonen verdreht, verziert oder verleugnet. Die Zwischenzeit nutzen die Merkels und ihre willigen Herolde aus der ersten Reihe von ARD, ZDF und den sogenannten Leitmedien, um das Land in ihrem Sinne links-internationalistisch zu verändern. Mit einigem Erfolg, denn die Mehrheit des Volkes nimmt dies stoisch hin. Aus Überzeugung ? Aus Angst? Oder aus Unfähigkeit zur kritischen Reflexion?

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  • Ernst Haft
    1. Januar, 2019

    Danke Herr Wendt!
    Ich habe die Situation bereits vor Jahren für mich persönlich auf folgenden Satz zusammengedampft:
    «Ich wurde noch nie so belogen und betrogen wie in der Merkel-Zeit». Dabei ging es mir noch nie so gut wie jetzt, trotz Merkel, denn ich komme aus der DDR. Die Sache mit dem Belügen haben Sie exzellent herausgearbeitet. Eines Tages wird gleichfalls auch der Betrug nachgewiesen, denn die Wahrheit setzt sich immer durch.
    Manchmal teste ich neue Gesprächspartner mit dieser Aussage. Nach deren Reaktionen denke ich jedoch oft, dass die Lage hoffnungslos ist.

    Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr bei bester Gesundheit!

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  • Saltasta
    1. Januar, 2019

    Ein hervorragender Artikel, Herr Wendt. Hier liest man die Schärfe eines kritisch recherchierten J’ accuse. Sie hebt sich wohltuend von den Recycle- Pamphleten der adulanten Tintenstümper ab, die sich wie eine Seuche im Medienwald ausgebreitet haben. Als exemplarischen Fall des Relotius sollte man in persona den Begriff «Relot» verwenden wie bei dem religiösen Eiferer den Begriff «Zelot» .

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  • Bitterling
    1. Januar, 2019

    In den vergangenen Jahren habe ich einigen zig Freunden, Bekannten und Familienangehörigen ganz harmlos die Frage gestellt, wieviele Todesopfer die Havarie des Atomreaktors in Fukushima gefordert habe. 9 von 10 Befragten antworteten mit Zahlen zwischen 100 und 10000, nur einer mit der – allein richtigen – Zahl, nämlich 0. Gr0ßes Erstaunen bei den anderen, daß die angeblichen Reaktortoten in Wirklichkeit Tsunamitote waren: «Aber das hat doch . . . (bitte passende Politikernamen einfügen) gesagt» oder «Das hat doch so in . . . (bitte passende Zeitung einfügen) gestanden».

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    • Fantomas
      1. Januar, 2019

      Geht mir im Freundeskreis bei diesem markanten Beispiel genauso! Die denken alle, das waren hauptsächlich Atom-Tote. Deshalb bin ich skeptisch bei «Die Wahrheit setzt sich durch». Nicht immer.

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  • Timo Leary
    1. Januar, 2019

    «Relotieren» ist synonym zu Klebern, Restlen, Reitschustern, Pranteln, Reschken, Merkeln, Seibern, Schulzen, Ilgnern u.v.a. mehr.

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  • Werner Bläser
    1. Januar, 2019

    An der Fake-Story «Neonazis ertränken Kind» hat auch der in den Medien häufig als «Kriminologe» geführte SPD-Politiker Christian Pfeiffer kräftig mitgestrickt. Jener Pfeiffer, der seine kriminologische Phantasie bis aufs äusserste strapaziert, um über den Fakt hinwegzutäuschen, dass Migranten proportional sehr viel häufiger gewaltkriminell sind als Deutsche. Bis zur kriminologisch vollkommen unbewiesenen Behauptung (die einschlägigen Arbeiten dazu sind nicht eindeutig), dass Migranten von bösen Deutschen einfach lieber angezeigt würden als deutsche Täter ( – zeigen Mordopfer deutsche Mörder nicht an??).
    Die Frisiererei und Verdreherei von Fakten ist leider nicht mehr auf die Medien beschränkt, sie hat längst die geisteswissenschaftlichen Fakultäten erreicht. Gibt es bei öffentlich propagierten Einheits-Lügen einen «Sättigungsgrad», ab dem die Leute beginnen, sie schal, abgeschmackt, und schliesslich unerträglich zu finden? Die Geschichte der DDR lässt hoffen.

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  • Peter Groepper
    1. Januar, 2019

    Nach kurzer Überlegung, ob und wie ich meinen Dank für diese journalistische Delikatesse mit Worten ausschmücken könnte oder sollte, scheint mir folgendes einfache Wort am besten angebracht: DANKE Herr Wendt, ganz ausgezeichnet!

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  • esgehtanders
    1. Januar, 2019

    Darf ich trotz 99 %iger Zustimmung zu Ihrem Artikel, Herr Wendt, etwas Kritisches anmerken?

    Der Kapitalismus ist unser Unglück, ja, dazu stehe ich. Exponentielles Wachstum kann es auf Dauer nicht geben. Weder in der Natur noch in der Wirtschaft. Lesen Sie doch bitte das Buch von Helmut Creutz «Das Geldsyndrom 2012» oder auch «Geld oder Leben» von Prof. Günther Moewes. Beide sind glaubwürdig weil keine Marxisten, sie sind eher Mathematiker.

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  • Peter Thomas
    1. Januar, 2019

    «Die Lüge ist allmächtig, weil sie wahr ist.» – Karl Marx (von mir zugeschrieben).

    Wo log bzw. lügt ‘die Macht’ besser: in der DDR oder in Merkelland?
    Falsche Frage, denn es gibt keine «gute Lüge». Also wo log/lügt ‘die Macht’ wirksamer?
    Die verstörende Antwort ist: Merkelland!
    Begründung: In der DDR glaubten – vielleicht – 20 Prozent der Leute den Lügen der Mächtigen. Der Rest log oder schwieg aus Angst. In Merkelland sind es wohl – furchtbare – 60 Prozent. (Zahlen von mir frei geschätzt, die 60 Prozent entstehen aus ‘Stimmen für die Einheitsparteien minus Nichtwähler’)

    Aber wie schafft das ‘die Macht’ in Merkelland?
    Mein Verdacht: Sie kann mehr bezahlen und prächtiger bestechen.
    Frau K. spitzelte in Stasiland für 100 Ostmark und ein Pfund Bohnenkaffee.
    Heute spitzelt sie für ein stolzes Gehalt, eine satte Pension und obendrauf noch «Prominenz».
    Frau M. physikerte sich in der Ostzone ins Nirgendwo. In M-Land leitet sie die Welt und säugt zig Milliarden Arme (sofern sie Fremde sind). Die Gesäugten (beileibe nicht nur Säuglinge) lieben sie dafür. Sie kennt nun ein Glück, das sie nie zuvor kannte.

    Gibt es ein Rauskommen aus dieser Nummer?

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  • Jürgen S.
    1. Januar, 2019

    «In einem Land, … , in dem es als üblich gilt, die Medien als „Missionsriemen“ (Cora Stephan) zu verstehen…», in diesem Land leben wir in der Tat. Es wäre aber unbedingt hinzuzufügen, dass dieses Medien-Verständnis genau dem der SED in der früheren DDR entspricht. Die Medien hatten damals den Parteiauftrag, das Volk im Sinne der SED zu erziehen. Es war schlichtweg der Arbeitsauftrag, Nachrichten «mit einem Spin zu versehen», der das System des Sozialismus positiv darstellt. Spiegelbildliches galt selbstredend für die «kapitalistischen» Staaten. Warum konnten sich diese Verhältnisse unter Merkel im vereinten Deutschland so vollständig durchsetzen? Ansätze dazu gab es schon zuvor, aber es war nicht so «gleichgeschaltet» – man denke nur an das ZDF-Magazin von Gerhard Löwenthal.

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  • Michael Scholz
    1. Januar, 2019

    Ein Top-Beitrag, Herr Wendt, vielen Dank dafür!
    Und ein gutes und gesundes Neues Jahr für Sie!

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  • Albert Schultheis
    2. Januar, 2019

    «Schreiben, was sein sollte» – oder Narrative als Opium für’s Volk! Relotius ist nur der Dealer, hinter ihm steht die Drogen-Mafia des Spiegel, der Süddeutschen, der Zeit, das ZDF, etc. – die gesamte selbsternannte deutsche «Qualitätsmedien»-Mischpoke.

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  • Plutonia
    2. Januar, 2019

    Tausend Dank für diesen brillanten journalistischen Paukenschlag am Jahresende 2018!
    So, wie der Spiegel-Mann die Beize konzentrierte, in der die gesamte Branche schwimmt, und damit auf die Existenz der Beize überhaupt erst wieder hinwies, so verweisen Sie, verehrter Herr Wendt, mit diesem journalistischen Juwel auf all den kitschig-manipulativen Schreibschrott aus dem Mainstream-Kaugummiautomaten, der einem mit seinem künstlich-süßlichen Gestank die Sinne vernebeln will.

    Ich wünsche Ihnen, Ihrem großartigen Autoren-Team, Bernd Zeller sowie Ihrer gesamten Leserschaft im neuen Jahr 2019 das Allerbeste und weiterhin viel Mut, Kraft, Durchhaltevermögen und ganz viel Erfolg!

    DANKE, dass es Publico gibt!

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  • Aber
    2. Januar, 2019

    Alles richtig, aber dennoch ist CR ein Mensch, der des Denkens fähig sein sollte. Der Artikel macht m.E. seine Schuld «kleiner». Denn eigentlich hätten seine Chefs es besser wissen oder früher merken müssen. CR selbst hätte es auch besser wissen und früher merken müssen, was er sich da «geleistet» hat. Da hilft es nicht auf andere zu verweisen (auch wenn es korrekt ist) und zu sagen, die machen es ja genauso. Es hilft nur konsequente Konsumverweigerung solcher «Medien». Anders läuft es nicht.

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  • J.Vans
    3. Januar, 2019

    Seit der Geschichte von Sebnitz sind alle Hemmungen bei den «Systemmedien» gefallen. Für die Geschichte von angeblichen Hertzjagden in Chemnitz reicht sogar dem Merkel-Sprecher Seibert ein Kurzvideo der Antifa für dessen Bewertung.
    Amberg hingegen findet natürlich gar keine Erwähnung. So gibt es zahlreiche Beispiele von gesteuerten Nachrichten die gut ins bunte Weltbild passen, aber nie sauber recherchiert wurden. Für diese Art der Berichterstattung ist auch noch eine Zwangsgebühr für ARD und ZDF fällig.
    Sebnitz, Chemnitz und der ganze Freistaat Sachsen stehen unter Dauerbeschuss dieser Art von Berichterstattung.
    Eine Entschuldigung gab es nie. Sogar ein Verfassungsschutzpräsident musste gehen, weil er diese Art von Berichterstattung anzweifelte.
    Es ist nicht zu fassen wie sich diese Republik zum Märchenstaat entwickelt.

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  • Ingo Veller
    3. Januar, 2019

    Lügenpresse hat man schon spätestens 1850 gesagt (laut Lanz aber ein Wort der Nazis – also wieder Lüge).
    Besonders hat man auch beim Titanic Untergang gelogen. Da wurde auch ausgeschmückt und in allen Details berichtet – nur woher wollten die Journalisten das wissen??? Die Überlebenden waren noch auf dem Meer.

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  • Werner Bläser
    4. Januar, 2019

    Die Motivation zu lügen, weil man Sensationelles oder Produkte einer «guten Schreibe» besser verkaufen kann als nüchterne Fakten, gab es schon immer. Die älteren werden sich an den Fall Gerhard Konzelmann erinnern, der bei vielen Deutschen zu seiner Zeit das Bild vom Nahen Osten geprägt hat. Konzelmann schrieb ab, wo es nur ging (sogar bei Autoren des 19. Jahrhunderts), fantasierte und simulierte Situationen (der Heizungskeller eines Rundfunksenders musste einmal als «Kommandozentrale eines Öltankers» herhalten), täuschte arabische Sprachkenntnisse vor, u.v.m. (siehe den Wiki-Artikel über ihn).
    Das Fatale ist, dass heute zu diesem Motiv, Journalismus zu «verkaufen», politreligiöses Sendungsbewusstsein bei vielen Akteuren hinzukommt. So entsteht eine hochgiftige Mélange.

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  • Susanne Günther
    4. Januar, 2019

    Presseversagen gab es schon immer. Was mich bedrückt ist, dass ich von außen keinerlei Möglichkeiten habe, Sanktionen loszustoßen. Ich habe inzwischen mehr als ein Dutzend Beschwerden an den Presserat sowie an Rundfunkanstalten abgesetzt, die wurden alle abgewiesen, bis auf eine. Da hatte der Presserat einen Hinweis ausgesprochen und trotzdem bekam der Beitrag hinterher einen Journalistenpreis. Die freiwillige Selbstkontrolle der Printpresse und die gesetzlich geregelte des ÖRR ist völlig zahn- und wirkungslos. Als Leser und Zuschauer stehe ich hilflos da und kann mich jeden Tag neu über schlampige Formulierungen und haltungsschwangere Salbungen ärgern.

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  • Balla Halla
    6. Januar, 2019

    Na ja, Medien sind leider oft zu schnell und unter Druck erster sein zu müssen oft nicht gut im «Zuende» Recherchieren. Das hat natürlich nichts mit dem Relotius Fall zu tun. Es war ja klar, dass jetzt die großen «Das System ist aufgeflogen» Propheten ins Rampenlicht springen und dieses Lied singen. Hier noch schnell ein dahergezupftes Zitat und hier noch ein Beispiel, das damit irgendwie recht wenig zu tun hat, aber so schön plakativ ist und fertig ist das ach so tolle Gerechtigkeitspamphlet. Das ist mindestens genauso dümmlich wie das, was er eigentlich kritisiert.

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Original: Gerechtigkeit für Claas Relotius!

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