– Publico –
Politik, Gesellschaft & Übergänge

Barbaren, Dichter und ein Bewunderer

Original post is here eklausmeier.goip.de/wendt/2018/01-barbaren-dichter-und-ein-bewunderer.


In Berlin soll erstmals ein Kunstwerk aus Gründen der politischen Korrektness zerstört werden. Der Fall ist exemplarisch: die Linke verwandelt sich gerade in eine Sekte

Von Alexander Wendt / / politik-gesellschaft / 28 min Lesezeit

stdsize

Die Chancen stehen gut, dass ein kurzes Gedicht eines 93jährigen Autors zum bekanntesten lyrischen Text Deutschlands wird. Vielleicht ist er es ja schon. An der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf steht – noch – das Gedicht „Avenidas“ von Eugen Gomringer:

Avenidas/ avenidas y flores/ flores/ flores y mujeres/ avenidas/ avenidas y mujeres/avenidas y flores y mujeres y/ un admirador“

(Alleen/ Alleen und Blumen/ Blumen/ Blumen und Frauen/ Alleen/ Alleen und Frauen/ Alleen und Blumen und Frauen und/ ein Bewunderer).

Gomringer, geboren 1925 im bolivianischen Cachuela Esperanza, begründete die Konkrete Poesie in Deutschland. Sein Gedicht „Avenidas“ entstand 1953, nach einem Gestaltungswettbewerb kamen die Zeilen im Jahr 2011 an das Gebäude der Salomon-Hochschule. Und störten dort niemand, bis eine kleine Gruppe von AStA-Studenten etwas entdeckte, was sonst keinem auffiel, nämlich den sexistischen Subtext des Gedichts. Immerhin geht es dort um ein poetisches Ich, das Frauen bewundert. Mit Philip Roth zu sprechen: um einen menschlichen Makel.

„Es erinnert unangenehm daran, dass wir uns als Frauen* nicht in die Öffentlichkeit begeben können, ohne für unser körperliches ,Frau*-Sein‘ bewundert zu werden. Eine Bewunderung, die häufig unangenehm ist, die zu Angst vor Übergriffen und das konkrete Erleben solcher führt“, dekretierte die AStA.

Und damit nahm das erste politisch korrekte Auslöschungsverfahren für ein Kunstwerk in Deutschland seinen Lauf. In der vergangenen Woche entschied eine Mehrheit der Studenten und auch der Lehrkräfte unter Führung von Rektorin Bettina Völter, Gomringers Gedicht zu übermalen. An seine Stelle soll ein anderes, konformes Gedicht angebracht werden. Die Hochschule gibt das alles als ohnehin nötige Restaurierungsarbeit aus. Verkündet wird das ganze mit der ostblockhaft-orwellschen Sprachregelung: „Alice Salomon Hochschule entscheidet sich für die Kunst auf ihrer Südfassade“.

Was sagt der Autor zu dieser Zerstörungsmaßnahme? An der Stelle sollte noch kurz erwähnt werden, dass Gomringers Gedicht „Der einfache weg/ist einfach der weg“ in der privaten Lyrikanthologie des Autors dieses Textes landete, die er mit 17 anlegte.

Gomringer schreibt selbst keine Mails. Aber als Publico ihn anfragte, antwortete er mit technischer Unterstützung seiner Frau Nortrud Gomringer:

„Ich verfasse meine Stellungnahmen in der Regel von Hand oder per Stimme und meine Frau sorgt mit bestem Verständnis für die Konkrete Poesie für korrekte Wiedergabe.“

Zur Löschaktion der Hochschule schreibt er:

„In mehreren Stellungnahmen gegenüber der Leitung der Hochschule bzw. Frau Professor Völter habe ich zu bedenken gegeben, dass der Ursprung der Agitation aus einem kleinen Kreis stammt, die sich in immer wiederholten und weiterführenden behaupteten demokratischen Vorgehen gefestigt hat zur Stellungnahme der Hochschule. Gegen das demokratische Vorgehen habe ich nur so viel einzuwenden, als der Punkt demokratischer Entscheidungen über Kunstgegenstände bekanntlich seine Schwierigkeiten bereitet. Großzügig behandelt wurde ein großzügig behandelter Kunstentwurf in diesem Fall sicher nicht. Meiner Ansicht nach hatte die Rektorin 2011 eine gute Wahl getroffen, als sie zwar ohne demokratische Befragung aber mit kluger Einsicht dieses Gedicht für die Hauswand wählte.

Es war und ist dies die Art des nach außen gezeigten freundlichen Angebots städtischer Kommunikation.“

Kunst als individueller Ausdruck, städtische Kommunikation: man merkt schon, Gomringer stammt aus dem vorigen Jahrhundert. Der „Berliner Zeitung“ erklärte die Rektorin Bettina Völter, warum öffentliche Kunst heute ganz anders bewertet werden muss:

„’Dieses Gedicht, ausgerechnet an dieser Hochschule’, sagt Bettina Völter. Und meint damit, dass an der ASH Studierende für Berufe ausgebildet werden, in denen sie mit Menschen in Grenzsituationen arbeiten, mit Geflüchteten, Behinderten, auch Opfern sexualisierter Gewalt. Sie legen hier großen Wert auf Antirassismus und Antidiskriminierung. ‚Die Studierenden lernen bei uns auch sehr differenziert mit Geschlechterkonstruktionen umzugehen’, sagt Bettina Völter. ‚Muss dann ein Gedicht an der Fassade stehen, das dieses Thema so bewusst vereinfacht?’ Für sie ist das eine Frage der Glaubwürdigkeit.“

Inwiefern „Avenidas“ gegen Antirassismus und Antidiskriminierung verstößt, legt sie nicht weiter dar. Offenbar hat auch noch niemand Völter darüber aufgeklärt, dass Kunst autokratisch ist, und dass ein Künstler auch gar nicht beabsichtigt, ein gremientaugliches Kommuniqué zu verfassen. Bei allen Gedichten handelt es sich um bewusste Vereinfachungen; „Über allen Gipfeln ist Ruh’“ ist beispielsweise eine pauschale Behauptung, Goethe verschwieg damit viele Widersprüche seiner Zeit, von den Geschlechterkonstruktionen ganz abgesehen.

In ihrer Verlautbarungsrhetorik schmiegt sich die Rektorin sehr eng an die Studentenmehrheit. Die nämlich verfasste einen so genannten offenen Brief, um zu erklären, warum ein Gedicht über Straßen, Blumen und Frauen für sie unerträglich ist:

„Angenommen ihr alle wohnt in einem Mietshaus, und auf der einen Fassade dieses Mietshauses steht ein Gedicht. Ihr wisst nicht genau, wie der Dichter es gemeint hat, aber irgendwie gibt es euch ein komisches Bauchgefühl. Und ein komisches Bauchgefühl im eigenen Haus – das ist doch nicht schön.“

Nein, es ist nicht schön, einer von KiKa und bento intellektuell und rhetorisch geformten Generation zu lauschen, deren Repräsentanten sich anhören wie sehr, sehr durchschnittliche Dreizehnjährige. Andererseits: von ihrer deutlich älteren Rektorin unterscheiden sie sich damit kaum. So, wie Bettina Völter zwar offenbar alles über Geschlechtskonstruktionen zu wissen scheint, aber nicht über Gedichte, so scheitert das Kollektiv der so genannten Studierenden schon an der Unterscheidung zwischen „Mietshaus“ und „eigenes Haus“. Liebe Studierende mit welchen hochspannenden Geschlechtskonstruktionen auch immer: Wem ein Mietshaus aus irgendwelchen Gründen nicht passt, der zieht weg oder besser gar nicht erst ein. Aber er hat kein Recht, dem Eigentümer Änderungen an der Fassade aufzuzwingen. Nur für den Eigentümer ist ein Haus nämlich das eigene Haus.

Genau das hätte Völter den Studentinnen und Studenten nicht nur sagen können, sondern sogar müssen. Mit anderen Worten: Sie hätte sie wie Erwachsene behandeln müssen. Ihnen sagen müssen, dass sie später in ihrem Berufsleben noch das eine oder andere komische Bauchgefühl erleben dürften, das sich nicht einfach überstreichen lässt. Und dass Hochschulen der richtige Ort dafür sind, andere Ansichten – selbst so schockierende wie die von Gomringer – nicht nur kennenzulernen, sondern auch auszuhalten. Jedenfalls galt das bis vor einiger Zeit noch, jedenfalls bis zur Machtübernahme der regressiven Linken im Hochschulbereich.

Ein Ergebnis zeitigt die Barbarei jetzt schon: Google verzeichnet für „Eugen Gomringer Avenidas“ 19 300 Treffer“. Das ist nicht schlecht für ein auf Spanisch verfasstes Gedicht eines Autors, den bis vor kurzem nur sehr wenige kannten.

Noch nie war es so einfach, Linke zu trollen: es genügt jetzt, „Avenidas“ auf kleine Zettel zu drucken und rund um die Alice-Salomon-Hochschule an Mauern und Laternen zu kleben.

Der puritanische Furor in Berlin-Hellersdorf ist keine Provinzanekdote, sondern ein exemplarischer Fall. Er dient als perfekte Illustration für die These des amerikanischen Politikwissenschaftlers und Historikers Mark Lilla, dass die klassische Linke abdankt. Was folgt, ist eine völlig selbstbezügliche Identitätspolitik regredierter Millennials – also der zwischen 1983 und 2000 geborenen Wohlstandskinder – und ihrer Förderer. Die alte Linke, so Lilla, sei persuasiv gewesen, sie habe also gesellschaftliche Ziele verfolgt. Ihre Nachfolgebewegung sei expressiv; ihr ginge es um nichts anderes als den selbstgerührten narzisstischen Eigenausdruck.

Diese Bewegung an den Hochschulen – und eigentlich existiert sie nur dort – ähnele, so Lilla, evangelikalen Sekten, die von anderen fordern: „Knie nieder und bereue deine Sünden.“

Eugen Gomringer bereut nichts. Er steht jetzt schon als turmhoher Sieger der Affäre fest.

34 Kommentare
  • Thomas Klein
    27. Januar, 2018

    Das Gedicht Gomringers genügt den niedrigsten künstlerischen Ansprüchen. Ich frage mich warum dies nicht thematisiert wird. Ein kitschiges Gedicht ohne künstlerischen Wert, einfallslos und simple, auf der Fassade einer Hochschule, darüber hätte man diskutieren können.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Clemens Bernhard Bartholdy
      29. Januar, 2018

      Da muss ich Ihnen – spät zwar, aber doch – widersprechen.

      Das Gedicht vermag Menschen zu berühren, die «Studentenschaft» der Alice-Salomon-Hochschule anscheinend negativ, mich – und sicher auch andere – durchgehend positiv. Ich kann «Avenidas» so oft lesen, wie ich will, ich sehe immer beim Lesen sonnendurchflutete Alleen vor mir, habe den Duft blühender Blumenwiesen in der Nase und muss am Ende immer lächeln.

      Das Gedicht mag Ihrem persönlichen Geschmack nicht entsprechen und sich «nicht reimen», aber es genügt definitiv auch höheren Ansprüchen. Es ist ein wunderschöner Angriff auf die Phantasie eines jeden Menschen.

      Vielleicht bin ich aber auch einfach nur simpel oder wenigstens simpler als Sie.

      Auf diesen Kommentar reagieren

      • Thomas Klein
        30. Januar, 2018

        Das sind des Kaisers neue Gedichte. Nur weil jemand als Künstler einen Namen hat, kann er doch nicht jeden Mist produzieren. Nun will ich auch mal dichten: Schnee, Tannen und Schnee. Schnee und Tannen. Tannen und Schnee, ein Spaziergänger.

        Auf diesen Kommentar reagieren

        • Clemens Bernhard Bartholdy
          31. Januar, 2018

          Einen «Namen» hat der Dichter bei mir bislang nicht gehabt. Ich gestehe sogar, dass ich ihn bis zu dieser Geschichte (die ich allerdings an anderer Stelle bereits vor einiger Zeit gelesen hatte) gar nicht kannte.

          Und «Mist» ist das Gedicht ja nur in Ihren Augen (in manch anderen auch, das gestehe ich Ihnen zu), aber doch nicht in so objektiver und allgemeingültiger Weise, wie Sie es hier versuchen darzustellen. Es gefällt Ihnen nicht, es sagt Ihnen nichts, alles gut. «Mist» ist das deswegen aber nicht. Und «ohne künstlerischen Wert» auch nicht.
          (Mir gefallen beispielsweise auch die Werke von Picasso nicht. Sie sagen mir nichts, ich finde sie geradezu scheußlich und kindisch, fast wie Bauernmalerei… trotzdem sind sie aber objektiv betrachtet doch nicht ohne künstlerischen Wert.)

          Das war die Aussage, die ich mit meinem Kommentar treffen wollte.

          Und mit Ihrem Gedicht zeigen Sie ja, dass Sie die künstlerische Intention Gomringers, den Leser mit klaren, minimalistischen Worten in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, ihm sozusagen ein Bild ins Herz zu malen, in gewisser Weise eben doch erfasst haben. An der Umsetzung hapert es noch ein wenig und letztlich ist es ja nur eine Nachahmung, aber bleiben Sie dran. Aus Ihnen wird noch ein richtiger Poet 😉

          (Für eine weitere Diskussion über künstlerische Werte und Geschmäcker ist hier aber vielleicht nicht der richtige Rahmen, fürchte ich)

          Auf diesen Kommentar reagieren

  • Martin Kaminski
    27. Januar, 2018

    Dank für die treffende Einordnung. Wieder eine schöne Episode aus dem Irrenhaus Deutschland.
    Da fehlt jetzt aber eigentlich noch der Straftatbestand der «Bewunderung von Frauen».

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Helene
    27. Januar, 2018

    Ich kann das Gedicht durchlesen, so oft ich will, und ich suche verzweifelt nach dem „Sexismus, Kolonialismus, der Frauenverachtung“ und was da sonst noch zu finden sein soll. Da steht ja noch nicht einmal „Gern hab’ ich die Frau’n geküßt“, worüber sich dann die FrauXinnenx* aufregen könnten. A propos Frau: Haben wir nicht unter anderem von „Lann“ Hornscheidt und unzähligen verqueren QueerGenderQuarkExpertX gelernt, daß es eigentlich gar keine Frauen gibt?
    Nun gesetzt den Fall, es gibt doch Frauen (wahrscheinlich schon, denn bisher habe ich nicht an meiner Existenz gezweifelt), wo in diesen Worten ist das Gift versteckt?
    Ich vermute, daß es so ist, wie es Loriot an einer Stelle in seinem Film „Ödipussi“ feststellt: Leute (oder Frauen), die auf lila Sofas sitzen oder solche besitzen, sind selbstmordgefährdet und bringen sich um.
    So ist es auch hier: Männer, die dieses Gedicht lesen, vergewaltigen vor dieser Fassade alle Frauen, deren sie habhaft werden. Dank sei dem AStA, daß er solches verhindert!

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • kdm
      27. Januar, 2018

      Mit Logik können sie DENEN nicht kommen, werte Helene.

      Auf diesen Kommentar reagieren

      • Zuagroaster
        28. Januar, 2018

        Doch, genau mit Logik so,lte man denen kommen, bzw. dem Fehlen derselben. Der ganze Intersektionalitäts- und Genderquatsch basiert ja auf einem postmodernen, dekonstruktivistischen Weltbild.

        Beeinflußt von Derrida und anderen, sagt diese Lehre, daß es im Grunde eben keine Lehre gibt (so fängt es schon an). Es gibt für alles so viele Deutungsmöglichkeiten, wie es Menschen gibt, und es geht nur um Deutungshoheit, und damit um Macht.

        Deshalb sind für die Transfrauen echte Frauen, und darauf hinzuweisen daß sie keine Gebärmutter haben ist „Biologismus”. Biologienund andere Wissenschaften sind Instrumente zur Machterhaltung des ominösen Patriarchats.

        Zurück zum Anfang. Wenn es also so viel Deutungen der Welt gibt, warum sehen diese Leute zwar unendlich viele Gender, aber bei Männern nur das Patriarchat und die sog. „Toxische Maskulinität”? Man sollte sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.

        Auf diesen Kommentar reagieren

  • kdm
    27. Januar, 2018

    Das ist alles – so irre es ist – …tatsächlich ernst gemeint, von diesen Spinnern
    Und wird ernst genommen?
    Auch von der Presse? Himmelhilf!
    Die haben wohl in ihrem Leben sehr wenig Gedichte gelesen? Wenn die wüssten, was so manch (eigentlich fast alle!) Dichter im Laufe der Jahrhunderte, von O. von Wolkenstein bis Bukowsky …
    Offenbar bar jeder Ahnung, diese Jüngelchen und Jüngelcheninnen….
    Aber Spanisch, das können sie offenbar alle !?!
    Unglaublich!
    (Ich lese gerade in diesen Tagen wieder mal bei Rühmkorf)

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • deplorable affair
      27. Januar, 2018

      in diesem Zusammenhang kommt man nicht umhin darüber nachzudenken, was wohl Werken von Miller oder Anäis Nin alsbald blüht.

      anschließend an Helene und Loriot sei vermerkt: ein frisches steingrau ist immer eine Option 😉

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Hate Speeches
    27. Januar, 2018

    «Linke Adenauer-Ära» nenne ich das.

    Die Post-68er haben immer noch nicht begriffen, daß nun sie der Hort des Spießertums sind.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Wolfgang Illauer
    27. Januar, 2018

    Der kleinen vom „puritanischen Furor“ befallenen AStA-Studenten-Gruppe (sie kämpft, wie es scheint, vor allem gegen Sexismus und Diskriminierung von Frauen) empfehle ich die Lektüre des folgenden Textes (es handelt sich um Sure 3, Vers 14 aus dem heiligen Buch der Muslime, dem Koran):
    „Zum Genuß wird den Menschen die Freude gemacht an ihrem Trieb zu Frauen und Kindern und aufgespeicherten Mengen von Gold und Silber und Rassepferden und Vieh und Saatfeldern. Dies ist der Genuß des irdischen Lebens… “ (Übersetzung: Abu-r-Rida‘ Muhammad ibn Ahmad ibn Rassoul).
    (…)

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • TinaT
    27. Januar, 2018

    «Die U-Bahn-Station Hellersdorf und der Alice-Salomon-Platz sind vor allem zu späterer Stunde sehr männlich dominierte Orte, an denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen können…
    Eine Entfernung oder Ersetzung des Gedichtes wird an unserem Sicherheitsgefühl nichts ändern. Dennoch wäre es ein Fortschritt…]
    Aus dem offenen Brief des ASTA der Alice Salomon Hochschule vom 12. April 2016 mit der Forderung das Gedicht von Eugen Gomringer zu entfernen. http://www.asta.asfh-berlin.de/de/News/offener-brief-gegen-gedicht-an-der-hochschulfassade.html

    Mit anderen Worten: Ein Gedicht soll entfernt werden, weil es an eine unangenehme Realität erinnern könnte.

    Mit der unangenehmen Realität selbst will man sich dagegen nicht auseinandersetzen. Was ist da los an den «sehr männlich dominierten» Orten in unmittelbarer Nähe der Hochschule? Was für Männer dominieren diese Orte?
    Was tut man, um dieses Problem zu lösen? Was tut man dafür, dass sich Frauen dort auch am Abend frei und ungezwungen bewegen können? Eine offene Analyse des Problems anstelle einer Ersatzhandlung wäre ein erster Schritt.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Plutonia
    27. Januar, 2018

    Ich erlaubte mir soeben eine kleine Recherche über die Persönlichkeit, die dieser Hochschule mit ihrem Namen ein Gesicht verleiht: Alice Salomon. Nun, nach allem, was ich über sie und ihre Arbeit erfahren habe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie, als eine zum Christentum konvertierte Jüdin von großen christlich-humanistischen Ideen getragen, von diesem Akt demokratischer Kunstabschaffung begeistert gewesen wäre; eine um das soziale Gemeinwohl kämpfende Alice Salomon, die 1933 von den Nationalsozialisten aus all ihren öffentlichen Ämtern sozialer Arbeit gedrängt und nach Verhören von der Gestapo zur Emigration gezwungen wurde. Ich kann (und will) mir nicht vorstellen, dass Alice Salomon diese „politisch korrekte“ und „demokratische“ Abschaffung von Gomringers Kunstwerk gutgeheißen hätte – zumindest ein „komisches Bauchgefühl“ hätte sie vermutlich bestimmt verspürt. Und ja, liebe AStA (falls ihr Publico lesen solltet): Also wenn ich mich in die gegenwärtig recht abenteuerliche Öffentlichkeit begebe, würde ich im Zweifelsfalle immer einer „Bewunderung“ für mein körperliches Frau*-Sein den Vorzug gegenüber einer Verachtung für mein Frau*-Sein geben. «Die Angst vor Übergriffen» ist sowieso real existent. Wie sich das „konkrete Erleben“ eines potenziellen Übergriffs dann letztlich gestaltet, obliegt ziemlich willkürlichen Einflüssen und entzieht sich eh der Macht der «Erlebenden».

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • dentix07
    28. Januar, 2018

    Man muß schon einen ordentlichen seelischen und geistigen Knacks (wohl eher einen gehörigenDachschaden) haben, um bei dem Gedicht eine solche Wirkung zu empfinden!
    Aber wenn DIE (Akif Pirinccis Benennung (beginnt mit: links…..) einfügen) schon bei einem solchen Gedicht so reagieren, dauerts nicht mehr lang bis sie auch das Hohelied Salomos aus der Bibel streichen wollen!
    Als im Deutschunterricht Gedichtinterpretation dran war, haben sie bestimmt gefehlt! (Wahrscheinlich waren sie stattdessen bei einer Veranstaltung der Jungsozialisten, Falken oder solid!)
    Welch erbärmliche Gestalten!

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Werner Marquardt
      28. Januar, 2018

      Das humanistische Bildungsideal ist schon lange perdu.
      Es wird mehr als ein Jahrzehnt dauern, es wiederzubeleben.
      Aber wir sollten damit beginnen.
      Übrigens existiert ein Video von Nora-Eugenie Gomringer als Gedichtpolizei wo sie das Gedicht ihres Vaters interpretiert.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Grand Nix
    28. Januar, 2018

    Wie sagte einst Gotthold Ephraim Lessing:
    «Ein einzig böses Weib gibts höchstens in der Welt,
    nur schlimm, daß jeder seins für dieses einzge hält.

    Die Welt hat sich seitdem verändert.

    Ich war gestern allein auf einer Vernissage. Da sah ich ein Bild von einem unbekannten Künstler. Das Motiv: Eine Frau ohne Augen rennt oder joggt oder hetzt durch eine unbeseelte Stadt, mit vielen kahlen und grauen Häusern im Hintergrund. An einer dieser kahlen Häuserwände befand sich jedoch ein großer schwarzer Klecks, der die «Harmonie» dieses Bildes zu stören oder gar zu zerstören schien. Denn der Klecks zerlief mäandernd bis auf die kerzengerade Straße auf diesem Bild. Wie gebannt schaute ich nur noch auf diesen ungeheuren Fleck und grübelte und grübelte.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit wanderte mein Blick auf ein kleines weißes Schild, welches sich akkurat angebracht rechts neben dem Bild befand und den Maler als auch den Titel seines Kunstwerkes nannte.

    Der Titel dieses interessanten Kunstwerkes lautete: «Dumm gelaufen».

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jörg
    28. Januar, 2018

    Kunstwerke haben einen eigene Wert, selbst wenn sie politisch gemeint gewesen sind. Ich muss bei diesem Thema immer an eine riesige Skulptur eines obersten kommunistischen Politverbrechers denken. Es handelt sich um die Thälmann-Büste die die erste DDR im Prenzlauer Berg am sog. Thälmannpark errichten lies. Ernst Thälmann war KPD-Vorsitzender und somit für die Verbrechen die die Kommunisten schon in der Weimarer Republik begangen haben hauptverantwortlich. Er war eine zentrale Legendenfigur des verlogenen DDR-«Anti»-Faschismus. Im Prenzlauer Berg liegen werbefinanzierte Umsonst-Pläne vom Stadtbezirk in einigen Geschäften aus, in denen auch auf Sehenswürdigkeiten hingewiesen wird. Dort wird Thälmann, weil er wie alle deutschen Kommunisten damals von Stalin aus strtegischen Gründen geopfert wurde, und dann von den braunen Sozialisten hingerichtet worden ist, nach alter DDR-Manier als Held und Widerstanskämpfer bezeichnet. Weitere Schlussfolgerungen über das Wirklichkeitsverhältniss der allgegenwärtigen Linken in Bezug auf den im obigen Artikel beschrieben Fall kann sicher jeder selbst ziehen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Heinrich
      29. Januar, 2018

      Sagen Sie mal, junger Mann, könnten Sie Ihre Thälmann-Kritik noch ein wenig präzisieren? Wäre ja möglich, dass man von Ihnen noch was lernen kann.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Sabine Schönfelder
    28. Januar, 2018

    Eine verwöhnte, realitätsfremde Jugend sucht sich pseudokritische Inhalte, um ihrem behütetes reizfreies Leben so was ähnliches wie eine Wichtigkeit oder einen Sinn zu geben. Da es im Erziehungsprogramm kein Regulativ gab außer ständigem Lob, sind sich die Sprößlinge der Alt68ger ihrer Peinlichkeiten auch gar nicht bewußt. Im Gegenteil, die
    Elterngeneration sitzt oft noch an den Schaltstellen der Macht ( früher verhöhnt, heute gut versorgt) und unterstützen diesen Schwachsinn… und was Alice Salomon darüber denkt, ist doch der Rektorin egal , da sind wir ganz die Kanzlerin, Hauptsache wir stehen ideologisch ganz eng beieinander.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Lichtenberg
    28. Januar, 2018

    „Zensur und Selbstzensur sind wie die Henne und das Ei.“

    Hans Magnus Enzensbergers Feststellung führte ihn zu der Frage, welche der beiden Möglichkeiten besser sei; er entschied sich für „Zensur“, also für die „Henne“, „denn sie gackert lauter und sie sitzt nicht unscheinbar im Dunkeln, still und heimlich unter der Hirnschale.“

    In diesem Sinne haben die gackernden Berlin-Hellersdorfer Taliban dem Dichter und allen Freunden lyrischer Dichtung unabsichtlich einen großen Dienst erwiesen. Da er sich im Jahr 1953 nicht vorausschauend für die Selbstzensur entschied, erhalten die wenigen Zeilen – ebenso wie ihr Autor – nach fünfundsechzig Jahren die ihnen gebührende Aufmerksamkeit.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Werner Marquardt
      28. Januar, 2018

      Die Schere im Kopf ist klar schlimmer und effizienter.
      Sie wird aber eher nicht durch Zensur induziert, sondern wohl vom gesellschaftlichen Mainstream, der wiederum stark von der Ideologie der Achtundsechziger geprägt wurde.

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Christian Eckert
    28. Januar, 2018

    Sehr geehrte Kunstkenner, liebe Freunde aus dem Ästhetik-Seminar,

    bitte machen Sie sich ein Bild von den Zumutungen der Moderne, fahren Sie hin und lassen diese mit Text gestaltete Fassade auf sich wirken!

    Müssen Sie dann nicht auch einen unangenehmen Reiz überwinden, weil eine Fläche verunziert wurde, deren Weite so schön hätte mit monochromer Farbgebung hervorgehoben werden können?

    Sie tragen doch sicherlich auch keine T-Shirts mit Markenbotschaften oder Parolen mehr, wenn Sie bei unserer letzen Zusammenkunft aufgepasst haben oder dieses vorher schon ablehnten, weil Sie das zum Beispiel unangenehm berührt?

    Ich bitte Sie eindringlich, die bisherige Konsenskultur des öffentlichen Raumes zu berücksichtigen, und dem Grusel mit einem Plädoyer für Aufrechterhaltung und, da wo es sein muss, Wiedereinführung und Umsetzung harmonischer Gestaltungskonzepte zu begegnen.

    Das Gedicht als solches findet nach wie vor Raum zwischen zwei Buchdeckeln und sicherlich auch auf diesem Weg Bewunderer — Lassen Sie sich also bitte nicht einreden, hier handele es sich um einen Akt der Zerstörung.

    Ehemänner und wirklich Verliebte möchte ich abschließend noch auf den Text von Chris de Burghs «Lady in Red» hinweisen — ein Werk, das wohl mehr Respekt, Wertschätzung und Einfallsreichtum transportiert als zur Debatte stehendes Gedicht. Aber auch jenes möchte ich auf keiner Fassade wissen, wie eingangs bereits geschrieben.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Geschmackspräsidium

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Joerg Friedrich
    28. Januar, 2018

    Um das Gedicht ist es nicht schade. Jetzt noch die Debilen im ASTA und Rektorat weißen, dann kann man aufatmen.

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Elmo
    29. Januar, 2018

    Spannend und aufschlußreich finde ich ja auch die Aussage der Hochschulrektorin
    «Die Studierenden lernen bei uns auch sehr differenziert mit Geschlechterkonstruktionen umzugehen.».

    Was sind denn «studierende» sonst, wenn sie nicht «lernende» sind?
    (Also zwei unterschiedliche Begriffe für ein und dieselbe Tätigkeit.)
    (…)

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • ordo ab chao
    29. Januar, 2018

    «Bettina Völter: ‚Muss dann ein Gedicht an der Fassade stehen, das dieses Thema so bewusst vereinfacht?’ »

    Immer wieder erstaunlich, wie sich minderbemittelte KleingeistigerInnen über «Vereinfachung» echauffieren; das zu Bemängelnde aber offensichtlich in keinster Weise verstanden haben, dieses «Vereinfachte»… halt einfach dumme Weiber, so ganz «vereinfacht»! 😉

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Tiefseetaucher
    29. Januar, 2018

    Inzwischen gibt es ja schon ein Alternativgedicht:

    Köpfe
    Köpfe und Bretter
    Bretter
    Bretter und Nägel
    Köpfe
    Köpfe und Nägel
    Köpfe und Bretter und Nägel und eine Schraube (locker)

    Mal sehen, vielleicht lass ich mir ein T-Shirt damit anfertigen, zusammen mit dem Original…

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • Sophia
      1. Februar, 2018

      Ich bekomm mich Grad nicht mehr ein😂🤣😂 treffender kann man mit diesem Thema und den Beteiligten nicht umgehen. Trifft es auf den Punkt

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • Enrico Stiller
    30. Januar, 2018

    Einspruch, Herr Wendt! Die Linke verwandelt sich nicht «gerade» in eine Sekte. Sie ist es schon lange. Wir haben nur nicht genau genug hingeschaut (irgendwie kommen mir da dunkle Assoziationen zum Anfang der 30iger Jahre…). Wenn Sie sich die Spielpläne von Theatern anschauen, werden Sie sehen, dass Stücke wie Shakespeares «Der Widerspenstigen Zähmung» oder «Der Kaufmann von Venedig» kaum mehr gespielt werden. Aus Gründen der politischen Korrektheit. Ebenso Molières «Les femmes savantes» – Feministen könnten sich gekränkt fühlen. Bei Mark Twain und vielen anderen hat man böse rassistische Ausdrücke entdeckt und bowdlerisiert schon deren Werke. Sogar vor Selma Lagerlöfs «Pippi Langstrumpf» macht man nicht Halt. –
    Es gibt im Internet verschiedene «Checklisten», anhand derer man die Merkmale von Sekten zusammenstellen kann, zwecks Unterscheidung von normalen religiösen Gruppen. Wenn man die durchliest und mit unseren linken Dogmatikern vergleicht, kommt einem endgültig das Schaudern. Wir haben es nicht bemerkt, weil es langsam, tröpfchenweise kam. Und sie haben sich ja so hehre Ziele auf die Fahne geschrieben, die ihnen voranflattert. Und wer will denn etwas gegen Ideale sagen? Als Deutscher gar, als Jünger von Schiller, Kant und Fichte! Geht nicht. Für uns ist Romantik Pflicht! Und wenn die schnöde Realität uns so etwas Profanes wie «Verantwortungsethik» nahelegen will, dann werden wir da mit empathischer Begeisterung drüber wegmarschieren, und wenn alles in Scherben fällt! Schliesslich haben wir die klassenlose Gesellschaft erfunden. Und Ihr Namensvetter, der Politologe Alexander Wendt, hat dankenswerterweise den Konstruktivismus aus Philosophie und Soziologie in die Politik transferiert:
    Ideale und Wunschvorstellung über alles! Realitäten sind dazu da, sie zu verändern! (Ich weiss, das ist jetzt ein wenig übertrieben, ganz so hat dies der gute Prof. Wendt nicht gemeint – aber so kommt es bei vielen an.)
    Wie weit ist man schon gekommen, wenn alles Natürliche perhorresziert und zur beliebig formbaren Knetmasse wird – wie im Genderismus? Wenn das natürliche Spiel der Geschlechter (ich als Ewig Gestriger gehe grosso modo immer noch von zweien aus), mit Flirt und Koketterie, als «sexistisch» verleumdet wird?
    Sind solche Leute im doppelten Sinne noch «normal»?
    – Apropos Checklisten: Unsere gesellschaftlich dominierende «loony left» hat nicht nur erschreckende Parallelen zu einer Sekte. Schauen Sie sich einmal spasseshalber im Wiki-Artikel zur «Autoritären Persönlichkeit» (einem geistigen Glanzstück linker Theoriebildung – ich sage das ganz ohne Ironie) die sogenannte «California-F-Skala» an, die Autoritarismus und faschistische Tendenzen messen soll. Bei den einzelnen Unter-Skalen drängen sich Fallbeispiele heutiger linker Denk- und Verhaltensmuster geradezu auf.
    – Fazit: Unsere Linken sind nicht nur eine Sekte – sie sind mittlerweile Musterbeispiele von autoritären Charakteren. Aber auch hier: Nichts Neues unter der Sonne. Viele Bewegungen treten als grosse Befreier auf, um als Unterdrücker zu enden.

    Auf diesen Kommentar reagieren

    • cecilia
      3. Februar, 2018

      danke, Enrico, für den super Beitrag. Die Linken sind nicht nur autoritär, sie sind auf dem Wege der Totalverblödung.
      CECILIA

      Auf diesen Kommentar reagieren

  • ts
    31. Januar, 2018

    Mit meinem Entwurf für die fragliche Hauswand wollte sich leider die Hochschule nicht weiter befassen:

    ENTWUNDERUNG



    durchgangsstraßen
    durchgangsstraßen & laternenmasten

    laternenmasten
    laternenmasten & feminist*innen

    durchgangsstraßen
    durchgangsstraßen & feminist*innen

    durchgangsstraßen & laternenmasten & feminist*innen &

    ein entwunderter

    © ts 2017

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Dietrich Martin Schilling
    31. Januar, 2018

    Eine Zensur findet doch statt!

    Das ist inhaltlich nicht freigegebene Literatur (in:Land der Wunder M.Klonovsky)

    Auf diesen Kommentar reagieren

  • Jürgen Winzig
    6. Februar, 2018

    Im maroden Köln müssen Schüler jetzt für den Gang aufs Klo löhnen https://www.focus.de/regional/koeln/7-euro-fuer-toilettengang-eltern-wuetend-koelner-schueler-sollen-jetzt-fuers-klo-bezahlen_id_5972829.html
    , in Berlin ist Kohle für das Übermalen einer ganzen Hauswand da. Man muss halt Schwerpunkte setzen……

    Auf diesen Kommentar reagieren

Original: Barbaren, Dichter und ein Bewunderer

Liebe Leser von Publico: Dieses Onlinemagazin erfüllt wie eine Reihe von anderen Medien, die in den letzten Jahren entstanden sind, eine zentrale und früher auch allgemein selbstverständliche publizistische Aufgabe: Es konzentriert sich auf Regierungs- und Gesellschaftskritik. Offensichtlich besteht ein großes Interesse an Essays und Recherchen, die diesen Anspruch erfüllen. Das jedenfalls zeigen die steigenden Zugriffszahlen.
Kritik und Streit gehören zur Essenz einer offenen Gesellschaft. Für einen zivilisierten Streit braucht es gut begründete Argumente und Meinungen, Informationen und Dokumentationen von Fakten. Publico versucht das mit seinen sehr bescheidenen Mitteln Woche für Woche aufs Neue zu bieten. Dafür erhält dieses Magazin selbstverständlich kein Steuergeld aus dem Medienförderungstopf der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, kein Geld aus dem Fonds der Bundeszentrale für politische Bildung (obwohl Publico zur politischen Bildung beiträgt) und auch keine Überweisungen von Stiftungen, hinter denen wohlmeinende Milliardäre stehen. Ganz im Vertrauen: Publico möchte dieses Geld auch nicht. Die einzige Verbindung zu diesen staatlichen Fördergeldern besteht darin, dass der Gründer des Magazins genauso wie seine Autoren mit seinen Steuern dazu beiträgt, dass ganz bestimmte Anbieter auf dem Medien- und Meinungsmarkt keine Geldsorgen kennen. Es gibt nur eine Instanz, von der Publico Unterstützung annimmt, und der dieses Medium überhaupt seine Existenz verdankt: die Leserschaft. Alle Leser von Publico, die uns mit ihren Beiträgen unterstützen, machen es uns möglich, immer wieder ausführliche Recherchen, Dossiers und Widerlegungen von Falschbehauptungen anzubieten, Reportagen und Rezensionen. Außerdem noch den montäglichen Cartoon von Bernd Zeller. Und das alles ohne Bezahlschranke und Abo-Modell. Wer unterstützt, sorgt also auch für die (wachsende) Reichweite dieses Mediums.
Publico kann dadurch seinen Autoren Honorare zahlen, die sich nicht wesentlich von denen großer Konzernmedien unterscheiden (und wir würden gern noch besser zahlen, wenn wir könnten, auch der unersetzlichen Redakteurin, die Titelgrafiken entwirft, Fehler ausmerzt, Leserzuschriften durchsieht und vieles mehr).
Jeder Beitrag hilft. Sie sind vermutlich weder Claudia Roth noch Milliardär. Trotzdem können Sie die Medienlandschaft in Deutschland beeinflussen. Und das schon mit kleinem Einsatz. Der Betrag Ihrer Wahl findet seinen Weg via PayPal – oder per Überweisung auf das Konto 
(Achtung, neue Bankverbindung!) A. Wendt/Publico DE88 7004 0045 0890 5366 00, BIC: COBADEFFXXX
Dafür herzlichen Dank.

Die Redaktion